Meine dritte und letzte Etappe am Drauradweg war nun die herausforderndste. Dazu ist es immer interessant und etwas ganz Besonderes in slawisch-sprachige Länder zu kommen. Ich mag Slowenien sehr, ich war auch schon in der Hauptstadt Ljubljana. Auch sonst soll das Land sehr grün und spannen sein.
Maribor (oder auch Marburg an der Drau) ist die zweitgrößte slowenische Stadt. Sie ist wunderbar an der Drau gelegen. Mein Start war am Morgen in Völkermarkt.
Von dort aus geht es nicht mehr so Flussradwege-mäßig zu, sondern sogar hügelig. Sowohl der österreichische Teil des Drauradwegs als auch der slowenische ist nicht mehr so ganz direkt und einfach neben dem Fluss entlang wie z.B. bei Villach. Dennoch ist der Fluss nie wirklich weit weg.
Dazu kommt die Bodenbeschaffenheit, die eben in Slowenien teilweise Gravel-Charakter hat. D.h. man fährt hier entlang von viel Schotter.
Doch ich komme später ins Detail. Hier sind noch einmal die Artikel der ersten beiden Etappen am Drauradweg:
- 1. Etappe: Von Toblach nach Spittal an der Drau
- 2. Etappe: Von Spittal über Villach nach Völkermarkt
Von Völkermarkt zur österreichisch-slowenischen Grenze zwischen Lavamünd & Dravograd
Völkermarkt ist klein. Ich schaute mich noch etwas in der Stadt um, die ja oberhalb der Drau gelegen ist. Es war Markt dort und ein bisschen etwas los. Der Marktplatz ist klein und geprägt durch helle Gebäude und ein paar Denkmälern. In einem Bio-Laden konnte ich nicht mit Karte bezahlen, also ging es doch in den örtlichen Supermarkt.
Ich finde es immer spannend, in anderen Ländern im Supermarkt zu sein. Es ist schon immer etwas anders.
Nun also hatte ich ordentlich was vor mir. Ich fuhr erstmal den Berg hinab, um wieder an die Drau zu kommen. Ein bisschen zurückfuhr ich noch, da ich ja gestern im Dunkeln angekommen war. Ich wollte einfach noch ein bisschen den Radweg dort genießen, der auch sehr schön ist.
Hinter Wald ist man vom Fluss bzw. dem Völkermarkter Stausee getrennt. Durch diesen See fließt ja die Drau.
Nach Völkermarkt geht es noch ein Stück weit direkt am Fluss entlang. Man hat eine wunderbare Aussicht auf den See. Doch bald eben fängt die Tortour an.
Auf einer wenig befahrenen Straße hat man einen Anstieg vor sich, der einen etwas ins Inland bringt. Bei der Hitze war es gar nicht mal so wenig anstrengend. Allerdings tat der Wald seinen Schutz dazu.
Nach dem Anstieg fährt man über Felder weiter. Es folgen kleine Siedlungen wie Unarach oder Ratschitschach, aber viel ist hier eben nicht los.
Überhaupt hat man hier das Gefühl, dass man jetzt am Ende von Österreich angekommen ist. Hier scheint es nicht so dicht besiedelt zu sein und auch nicht besonders touristisch zu sein. Hin und wieder sah ich zwar Radler, aber es hielt sich in Grenzen. Der Vorteil: Man hat komplett seine Ruhe.
Hin und wieder folgt etwas Wald, aber man bleibt weitgehend auf den Feldern. Dazu gibt es viele grüne Wiesen.
Auf einer besonders saftigen Wiese bei St. Lorenzen stand eine herausragende Kirche. Manchmal sind das die kleinen Anblicke, die das Radfahren erst recht besonders machen. So richtig nachvollziehen kann man das nicht, wenn man es nicht selbst erfährt.
Bei Kleindiex ist man sogar wieder näher am Fluss, verlässt diesen dann aber in Richtung Kraßnitz und Obermitterdorf. Diese Orte sind dann wieder etwas größer, aber nur etwas.
Man bleibt im ländlichen Raum, aber hier befindet sich auch etwas Industrie.
Erst an der Straße entlang, dann über Felder erreicht man Untermitterdorf. Ein Bauerndorf, bei dem auch quasi niemand auf der Straße war. Es war unfassbar ruhig.
Von Untermitterdorf geht es schließlich und endlich wieder auf die Drau zu. Dieses Mal aber nicht nur einfach so, sondern jetzt wurde es besonder spektakulär.
Es folgte die Jauntalbrücke, die hoch oben über der Drau angebracht wurde. Da wurde einem ganz anders, wenn man dort hinunterblickte.
Noch spektakulärer war das ganze, weil hier Bungee-Jumping angeboten wurde. Vermutlich wegen Corona war das aber nicht offen.
Ich konnte mich gar nicht sattsehen an der Brücke. Aber vor allem der Ausblick war gleichzeitig faszinierend und angsterfüllend. So tief ging es da hinunter! Über die Brücke zu fahren, wäre auch zu gefährlich gewesen. Es gibt zwar ein Geländer, aber so hoch ist das nicht.
Gleichzeitig fahren hier auch Züge der ÖBB darüber. Also alles in allem, eine faszinierende Brücke. Der Ausblick auf der Brücke war auch toll.
Anschließend, nach der Jauntalbrücke, hat man sogar einen kurzen Trail durch den Wald. Ich bin ja nicht so der Mountainbiker. Aber für einen kurzen Abschnitt macht das Spaß.
Man gelangt wieder auf einen „normalen“ Radweg, aber das eben auch nur für kurze Zeit.
Denn das nächste Highlight steht gleich an: Die Hängebrücke St. Luzia über der Feistritz.
Diese befindet sich aber nun nicht über der Drau, sondern einem Zufluss derselben. Der Fluss Feistritz fließt kurz danach, nachdem er sich durch den Wald geschlängelt hat, in die Drau.
Ganz so hoch ist es hier nicht. Doch auch diese Brücke ist speziell. Die wankt leicht, wenn man darüber fährt oder läuft. Ich bevorzugte wieder das Laufen. Hier war jetzt kurzzeitig mal viel los. Ein paar Fahrradfahrer und Fußgänger sah ich dort. Also ganz leer ist Österreich an der Stelle auch nicht.
Nach der Brücke geht es links entlang der Straße weiter. Der Radweg ändert jetzt wieder seinen Charakter. Während man zuvor nur quasi im ländlichen war, ist man jetzt an der Straße. Es gibt aber meistens einen schönen und guten Radweg.
Es folgen noch ein paar Orte, durch die man durchfährt wie Oberdorf, Unterdorf und Neuhaus. Schon ist man auf dem Weg, um Österreich zu verlassen. Es geht meist bergab, es ist einfach zu fahren. Und schließlich landet man in Lavamünd.
Spannend ist noch: Hier sind Ortsschilder teilweise zweisprachig, da es in dieser Kärntner Gegend eine slowenische Minderheit gibt. In manchen Orten ist diese sogar die Mehrheit.
In Lavamünd war ja früher eine harte Grenze. Es fing Jugoslawien dort an. Aber heute ist Slowenien in der EU und auch im Schengen-Raum. Man kann sich hier frei bewegen.
Lavamünd ist richtig idyllisch an der Drau gelegen. Es gibt ein paar Cafés, auch wenn hier wenig los zu sein scheint. Es ist ein besonderes Stück Österreichs. Hier ist man am Ende des Landes angekommen!
Hinter Lavamünd geht es dann noch parallel zur Drau, die man nicht sieht, ein Stück weiter. Man fährt an der Straße, etwas leicht bergauf. Ich war durchaus ungeduldig. Denn ich wollte endlich an die Grenze kommen!
Von Lavamünd/Dravograd nach Podvelka
An der Grenze angelangt, wusste ich: Jetzt hatte ich ein spannendes letztes Stück Radweg vor mir. Dazu ein langes. An der Grenze selbst war wirklich gar nichts los. Weder Autofahrer noch Radfahrer noch Fußgänger waren unterwegs. Auch gab es keine Grenzkontrollen.
Die Schilder in Slowenien sind alle rot, was ich sehr mag. Das ist ein schöner Kontrast zu dem grünen Fluss. Dazu ist die Beschilderung in Slowenien außerordentlich gut. Ich fand mich in den meisten Fällen gut zurecht.
Nach der Grenze fährt man ein gutes Stück den Berg hinauf, hat dort einen tollen Blick sowohl auf die Drau als auch auf eine Kirche, die jetzt folgt. Sie heißt: Kirche Sankt Johannes der Evangelist.
Sie begrüßt einen und man weiß auch spätestens nach dem Ortsschild, das man jetzt im ersten Ort in Slowenien ist: In Dravograd.
Man gelangt in die Kleinstadt, die etwas belebt war. Für slowenische Verhältnisse ist das ja schon eine größere Kleinstadt. Auf dem folgenden Radweg kommt man eher an noch kleineren Orten vorbei.
Vor dem Supermarkt biegt man nach rechts ab, wo es ein großes Sportzentrum gibt. Dort war auch ein kleiner Mini-Park und dort machte ich in der wunderschönen Sonne mal eine Pause! Die hatte ich mir verdient und ich hatte auch einfach Hunger.
Man fährt jetzt zum Fluss und am Fluss entlang. Die Drau macht hier eine Kurve. Anschließend überquert man sie über eine wunderschöne Brücke. Auch das ist noch Dravograd.
Nach der Brücke dachte ich kurz, es ginge hier jetzt an der Auto-Straße entlang. Das war falsch. Man fährt in eine Straße, die direkt am Bahnhof und an den Schienen entlang führt.
Hier ist auch der Bahnhof Dravograd. Die Wegbeschaffenheit ist hier nicht optimal, aber man hat jetzt einen ruhigen Weg vor sich.
Der hat es in sich. Es geht nämlich stark bergauf!
Gut ist aber, dass die Hitze durch den Wald abgeschwächt wurde. Es war also ein grüner Radweg, links unterhalb von einem war die Drau, die man immer mal wieder von oben sehen konnte.
Als Highlight kommt man am Dvorec Bukovje vorbei, ein Schloss, das wohl heute ein Museum ist.
Schließlich erreicht man Trbonje, den nächsten Ort, der einen wieder etwas weg vom Fluss führt.
Klein ist hier alles, sehr ländlich. Im Folgenden hat man nun eine spannende Gravel-Strecke vor sich. Es geht den Berg hinauf auf krassem Schotter. Gut, dass ich ein Gravelbike dabei hatte!
Irgendwann geht es wieder hinunter und man landet in Dravče. Über jetzt einen gut befestigen Weg geht es nach Vuzenica.
Vuzenica ist schon wieder etwas größer, hat eine Bogenbrücke, einen Bahnhof, eine Kirche, Hochhäuser und auch ein kleines Industriegebiet. Über weiterhin gute Radwege kommt man wieder raus aus dem Ort.
Nun fährt man auch manchmal auf wenig befahren Straßen: Es folgen St. Vid und Vuhred. Von hier aus – stand auf einem großen roten Fahrrad-Schild – waren es noch immer 47 Kilometer bis zum Ziel nach Maribor, und teilweise keine einfachen Kilometer.
Es ging immer mal auf und bergab. Inzwischen waren es jetzt aber asphaltierte Wege, die aber das ein oder andere „Loch“ hatten. Ich würde sagen: Keine wirklichen Schlaglöcher, aber nicht immer optimal verbesserten Asphalt. Dennoch war es nicht schwer zu fahren.
Vor Podvelka hatte man teilweise einen traumhaften Ausblick auf die Drau. Es ging ein Stückchen bergauf, aber das wurde belohnt. Kurz vor Podvelka fährt man wieder bergab hinein ins Dorf. Jetzt war man unmittelbar wieder am Fluss.
Direkt an der Drau führt ab nun kein Radweg entlang, was wohl den natürlichen Gegebenheiten entspricht. Deshalb war die letzte Etappe eben auch so anstrengend. Links und rechts vom Fluss gibt es Hügel.
Dem Ziel nahe: Podvelka – Maribor
Nach Podvelka, obwohl man jetzt an der Drau war, fährt man erstmal nach recht. Man entfernt sich ab jetzt weit vom Fluss. Vielmehr sollte nun ein gar nicht mal so anspruchsloser Anstieg folgen.
Von Podvelka aus sind es noch 39 Kilometer bis nach Maribor, dem Ziel der Etappe und gefühlt das Ende des Drauradwegs (was nicht stimmt, man kann noch weiter nach Kroatien).
Man folgt nun auf der Straße dem Fluss Velka. Ein Radweg ist hier zwar nicht, aber eben auch nicht so viel Verkehr. Da ich schon einige Kilometer in den Beinen hatte, setzte mir das schon etwas zu.
Man kommt durch die bäuerlichen und schönen Dörfer Janževski und Lehen. Aber erst ein Stück hinter Lehen, in einem Waldstück, hat man den Scheitelpunkt erreicht. Von dort aus geht es dann gleich wieder 9% hinunter, sagt zumindest das Schild.
Man fährt talwärts wieder und ein paar Siedlungen, die zu Lovrenc na Pohorju gehören, konnte man sehen. Sie waren in eine schöne Abendstimmung getaucht. Es machte Spaß hier auf der asphaltierten Straße durchzufahren. Es erinnerte mich irgendwie an Teile des Schwarzwalds, dort gibt es auch solche Täler. Sie sind von viel Wald umgeben.
Bei Marles hiše Maribor ist man schon wieder ein bisschen in der Zivilisation. Aber so ganz stimmt das auch nicht. Hier war nichts los.
Es folgt Puščava, was nur eine kleine Siedlung mit beeindruckender Kirche ist. Von dort aus geht es um die Kurve und dann nach rechts. Man folgt der Straße weiter, bis man in Fala angelangt ist.
Das liegt nun endlich wieder an der Drau, was heißt: Jetzt kommt wirklich, wirklich das letzte Stück Drauradweg – zumindest dann, wenn man wie ich nach Maribor will.
In Fala gibt es zwei Möglichkeiten zu fahren. Da ich aber das Schild nicht korrekt gelesen hatte, nahm ich natürlich diejenige Möglichkeit, die gesperrt war. Man kann einfach entlang der Bahnstrecke fahren und kommt dann über Ruše und Bistrica ob Dravi an den Fluss. Die Einfahrt nach Maribor ist dann wunderschön (am nächsten Tag hatte ich die Möglichkeit hierhin nochmal zurückzufahren).
Oder – diese Möglichkeit wählte ich – man fährt ein Stück zurück in Fala und überquert dann eine Staubrücke. Dies verwirrte mich auch, weil ich plötzlich in die Gegenrichtung der Drau fuhr.
Jedenfalls bin ich ab dort, zunehmend im Dunkeln auf der Mariborska Cesta, nach Maribor gefahren. Es ging durch Selnica ob Dravi.
Leider ist hier dann wirklich viel Verkehr. Es war wohl Feierabendverkehr und das war nicht wenig. Aber so aggressiv fahren die Slowenen nicht. Meistens zumindest nicht, ich kam also gut voran und irgendwann in die Stadt.
Ich war dann schon auf der richtigen Seite von Maribor bzw. dort, wo einfach das Leben tobt. Mich begrüßte ein Kirchenorchester, das vor der großen Kirche ein Konzert abhielt. Nicht weit weg davon war meine Unterkunft.
Zudem war hier in der Nähe die wunderschöne Altstadt Maribors. Es war richtig belebt, eine gefühlt richtig junge Stadt, in der das Leben tobte. Jedenfalls war ich glücklich. Beim Essen haute ich mit slowenischem Bier und Polenta richtig rein! Am Ende war ich gesättigt und glücklich.
Der Drauradweg hat es mir angetan. Irgendwann werde ich auch das Stück noch von Slowenien nach Kroatien fahren. Das wird auch interessant sein.