Diese Elberadweg-Etappe, die in diesem Herbst dann die zweite und letzte war, begann tief im ländlichen Raum. Schön und ruhig war es in Dommitzsch-Greudnitz unweit der Elbe an diesem Morgen, aber es war auch richtiges Herbstwetter.
Denn es regnete zwischendurch recht heftig und war bewölkt. Zwischen Greudnitz und Pretzsch ergoß sich ein Sprühregen auf mich.
Meine erste Etappe war vom Wetter her noch besser gewesen. Im Sonnenschein war ich gestern in Dresden losgefahren, aber im Dunkeln in Greudnitz angekommen. Das Wetter war da weiterhin gut.
Doch heute wurde ich mit Regentropfen schon geweckt. Aber egal! Da musste ich durch und ich hatte wieder eine spannende, eher ländliche Etappe vor mir.
Das große Highlight war aber Wittenberg. Die Stadt hatte ich schon einmal besucht als ich von Berlin nach Leipzig mit dem Rad gefahren bin. Das war im Sommer 2017.
Die heutige Etappe war nicht besonders flussnah. Zwar überquerte man die Elbe hin und wieder. Doch oft entfernte man sich von ihr ein paar Kilometer. Dennoch erlebte man viele Elbwiesen auf dieser Etappe am Elberadweg.
Von Dommitzsch in die Lutherstadt Wittenberg
Von Dommitzsch nach Elster (Elbe)
Am Beginn der Etappe fährt man parallel zu Schienen, die zu der Strecke Pratau – Torgau gehören. Leider ist diese Strecke weitgehend eingestellt, wird aber noch am Leben gehalten. Es bleibt also zu hoffen, dass im Zuge der Verkehrswende vielleicht die ein oder andere Schienenstrecke so richtig wiederbelebt wird.
Bisher fahren dort wohl Schienenbusse, aber so gut habe ich mich auch nicht eingelesen. Jedenfalls führt der Elberadweg für ein kurzes Stück an der Schienenstrecke vorbei.
Im trüben Regen fahrend musste ich aber dann abbiegen, um auf eine Autostraße zu kommen, auf der aber heute fast niemand fuhr. Sie führte mich zu zwei idyllischen Seen: Dem kleinen lausigen Teich und dem großen lausigen Teich.
Lustigerweise sah ich da nochmal jemand von der Unterkunft, an der ich in der vorigen Nacht übernachtet hatte.
Man ist hier schon ein paar Kilometer weg von der Elbe, nun kommt man ihr aber wieder näher, indem man nach Priesitz fährt und Pretzsch (Elbe) streift.
Den Ort sah ich nur von weitem. Anschließend ging es mit der Fähre Pretzsch über die Elbe. Diese transportiert sowohl Autos als auch Räder.
Über wenig befahrene Straßen kommt man ins idyllische Klöden, das mir gut gefiel. Ein alter Arm der Elbe bildet hier einen See, was das ganze Örtchen recht schön macht.
Auch hier musste man – wie so oft wie im Osten – über Kopfsteinpflaster fahren. Das ruckelt einen immer kurz durch.
Nachdem auf einer Straße gefahren ist, der K2232, geht es wieder über die Felder. Auf Wirtschaftswegen kommt man nach Schützberg und Gorsdorf.
Der Regen hatte inzwischen etwas nachgelassen, aber es war weiterhin trüb. Ich rechnete jederzeit damit, dass es heute nochmals regnen würde und sollte mit meiner Prognose leider recht behalten.
Nach Gorsdorf fährt man über die Schwarze Elster, die kurz darauf in die Elbe fließt (das sieht man allerdings vom Radweg nicht). Der Elsterradweg ist auch noch einer, der mir in meiner Sammlung fehlt (so dachte ich).
Allerdings ist die Schwarze Elster ein komplett anderer Fluss und es gibt auch den Schwarze-Elster-Radweg. Hier muss man also aufpassen und unterscheiden!
Passend dazu heißt der nächste, schon größere Ort auch einfach: Elster (Elbe).
Von Elster (Elbe) nach Wittenberg
In Elster befindet man sich wieder direkt an der Elbe. Hier sind die südlichen Ausläufer des Flaeming-Skate. Das ist ein großes Gebiet zum Skaten und Radfahren in der Region Fläming.
230 Kilometer super Radwege hat man hier. In Elster ist das auch ausgeschildert. Hauptort von Flaeming-Skate ist quasi Jüterbog, was aber ein Stück von der Elbe entfernt ist.
Nach Elster hat man wieder eine tolle Strecke vor sich entlang von Windmühlen und alten Schiffen. Man folgt ein Stückchen dem Fluss Zahna, um schließlich auf Dresder Straße zu kommen. Dort gibt es einen Radweg, der einen in die Lutherstadt Wittenberg führt.
Dort angekommen hat man die sehr lange Fussgängerzone vor sich, die einen zum Marktplatz mit Lutherdenkmal führt.
Von Wittenberg nach Dessau-Roßlau
Von Desslau-Roßlau nach Wörlitz
Wittenberg ist es wert auch ein paar Tage mal dort zu verbringen. Neben der langgezogenen Fußgängerzone mit vielen Geschäften, Restaurants und Kaufmöglichkeiten für Luther-Merchandise, ist die Kirche und der große Marktplatz spannend.
Dort steht auch eine Lutherstatue (und noch von jemanden anders). Außerdem ist dort ein sehr großes Rathaus. Als ich 2017 dort war, war gerade das Lutherjahr und es wurde getanzt und es war einiges los. Ganz anders 2020: Ruhig war es und wenige Leute schlenderten durch die Fußgängerzone. Wahrscheinlich hat Corona auch den Städtetourismus eingeschränkt.
Bei einem Asiaten aß ich noch ein paar Frühlingsrollen und ab ging es weiter.
Nun gibt es wieder zwei Möglichkeiten wie man den Elberadweg fahren kann. Dieses Mal entschied ich mich für die Alternativroute.
Die Hauptroute wäre geradeaus durch die Fußgängerzone von Wittenberg weitergegangen, man kommt dann nach Coswig und überquert dort die Elbe. Hinter Wörlitz kommen beide Routen wieder zusammen.
Doch ich entschied mich in der Altstadt nach links zu fahren, so wie ich es beim Berlin-Leipzig-Radweg auch getan hatte und ein kleines Stück auf dem Elberadweg gefahren bin. Man muss dort in die Elbstraße, das ist schlecht oder gar nicht ausgeschildert. Erst später folgt wieder ein Schild.
Über die Elbbrücke kommt man nach Pratau und Kienberge. Ich musste zu letzterem, wo der Berlin-Leipzig-Radweg schließlich nach links abzweigt.
Für mich ging es jedoch geradeaus zu den Elbwiesen. Noch 16 Kilometer sind es von Kienberge nun noch nach Wörlitz.
Die Elbwiesen sind ein wunderschönes Gebiet mit vielen Seen und Tieren. Dieser Teil ist auch ein Landschaftsschutzgebiet, was ich gut finde.
Es regnete zwar ziemlich heftig, aber das tat dem Naturgenuss keinen Abbruch. Man sieht die Elbe an diesem Stück nicht, aber der Radweg is sehr gut ausgeschildert.
Schließlich erreicht man Wörlitz (was man wenn man durch Coswig fährt nicht sehen würde). Wörlitz ist wieder ein kleines Highlight auf dem Elberadweg.
Der gemütliche Ort ist schnell durchfahren und hat am Ende ein schönes Tor. Er ist umringt von einer beeindruckenden Seenlandschaft. Wörlitzer See heißt dieser, an den sich der Wörlitzer Park anschließt.
Von Wörlitz nach Dessau-Roßlau
Den Park sieht man ein bisschen. Hier kann man sich sicherlich gut erholen und spazieren gehen. Ein Schloss Wörlitz gibt es auch.
Nach einem kurzen Stück Straße, fährt man durch einen Wald nach Vockerode, wo einen die Elbe mal wieder begrüßt. Lange war es her!
Dort in Vockerode blitzt hinter Sträuchern und Bäumen eine alte Industriebrache hervor. In Vockerode gab es ein altes Braunkohle- und Gasturbinenkraftwerk, was aber seit 1998 schon nicht mehr aktiv ist. Das Gebäude sind wirklich spektakulär aus!
So etwas fasziniert mich irgendwie und ich erkannte auch, dass das eine Industrieruine ist, aber so eine hatte ich selten gesehen. Bilder aus dem Inneren findet man hier auf Spiegel-Online.
Nach Vockerode war ich irgendwie müde und musste mich erst kurz orientieren. Ich traf dann einen Rennradfahrer, der mich ansprach und mit dem ich zusammen nach Dessau fuhr.
Der Radweg sei erst vor kurzem so hergerichtet worden, sagte er. Idyllisch durch den Wald führte dieser und er war komplett asphaltiert.
Der Rennradler gab mir auch ein paar Infos über die Region, wie die Radwege hier hergestellt wurden etc. Er fährt im Jahr so 20.000 Kilometer, also ein richtig Radsport-Verrückter, der auch im Verein fährt und natürlich von der Arbeit hin und herpendelt.
So fand ich durch diesen schönen Radweg zwischen Vockerode und Dessau schnell in die Stadt, schaute mir diese dann noch etwas an.
Sie ist ja bekannt durch das Bauhaus-Projekt in den 20er Jahren. Es gibt dazu sogar ein eigenes Museum. Doch in der Stadt kann man noch mehr entdecken. Ein schöner Marktplatz, wo es auch eine Gorbatschow-Statue gibt.
Es regnete immer heftiger und heftiger. Ich würde jetzt noch mit dem Zug weiterfahren müssen, um nach Ilmenau zu kommen. Am nächsten Morgen war ja mein Ziel, den Ilmtalradweg zu fahren.
Doch ich war glücklich und zufrieden, so kurz vor dem kommenden Lockdown nochmal hier im Osten an der Elbe gewesen zu sein. Diese Region ist wirklich historisch unheimlich spannend. Dazu kommt die wunderschöne Landschaft. Ich werde sicherlich hierher zurückommen!