Die letzten beiden Etappen hatten nochmal einen komplett anderen Charakter als die bisherigen. Jetzt ging es auf dem Emsradweg an die Nordsee.
Erstmal waren fast 70 Kilometer nach Papenburg zu absolvieren. Anschließend folgten weitere 63 Kilometer auf der 6. und letzten Etappe nach Emden.
Beide Etappen waren sehr schön und machten uns Spaß. Am Ende von Leer nach Emden war ich noch vollends allein unterwegs.
Von Meppen nach Lathen zum Transrapid
Meppen gefiel uns sehr und uns fiel schwer es zu verlassen. Wir fuhren nochmal durch die wunderbare Innenstadt, dann über die Brücke auf die andere Emsseite. Von dort aus ging es links der Ems weiter.
Zuerst hatten wir einen leichten Schotterweg vor uns, wir hatten einen tollen Blick auf die Ems und am Anfang noch auf die Wohngebiete nach Emden.
Nach ein paar Kilometern fährt man links hinein in den Wald. Das war ein Waldweg, auf dem sogar manchmal noch Bäume standen. Aber man konnte gut darum fahren. Auf jeden Fall war es ein märchenhafter Wald.
Man überquert einen Altarm der Ems und hat weiterhin sehr viel Grün und Wald um sich. Erst im kleinen Holthausen ist wieder etwas dörfliches Leben, aber hier war an diesem Tag nichts los.
Das Wetter war übrigens heute schon besser, noch etwas bewölkt. Der blaue Himmel jedoch schien im Laufe des Tages immer mehr durch. Am Ende des Tages der 5. Etappe sollte es gar richtig warm werden. Papenburg war unser Ziel.
Nachdem man bei Hüntel (hinter Holthausen) sogar nochmal den Dortmund-Ems-Kanal überquerte und kurz an ihm entlang fuhr, hatte man nochmal etwas ruhiges, ländliches Gebiet vor uns. Wieder überquerten wir die Ems.
Wir kamen nun nach Meppen in die erste Stadt des Tages: Haren (Ems) wird sie genannt. Dort fährt man endlich mal direkt durch. Anmerkung: Durch Meppen wären wir ja auch nicht durchgefahren, wenn wir dem offiziellen Radweg gefolgt wären.
Haren (Ems) begrüßte uns erst mit einem Hafen. Es ist eine ruhige kleine Stadt, wo zumindest an diesem Tag nicht viel los war. Aber vielleicht waren das auch noch die Corona-Nachwehen.
Jedenfalls wollten wir uns kurz dort umsehen, fuhren kurz zur Kirche mit ihrer weißen Kuppel und zum Eiscafé Dolomiti. Dieses liegt der Kirche zu Füßen.
Wir besorgten uns ein leckeres Getränk und fuhren zurück zur Ems.
Noch ein Stück geht es an der Ems direkt entlang. Wir sahen eine Schiffsschraube und eine Windmühle. Wir hatten den Norden nun wirklich erreicht!
Über ländliches Gebiet, manchmal an der Straße entlang ging es weiter. Beim Ferienhof Junkern-Beel oder beim Reiterhof Rohe (hier waren zwei) überquerten wir nochmals die Ems.
Der Hof war ein Pferdehof und hier waren unfassbar viele Pferde! Ich weiß nicht, ob ich so viele auf je gesehen habe. Unfassbar!
Nachdem nach der Ems auch nochmal der Dortmund-Ems-Kanal überquert wurde, fuhren wir östlich am Kanal oder Fluss in Richtung Lathen. Wobei ich mir an der Stelle auch gar nicht so sicher bin was jetzt eigentlich der Unterschied zwischen Fluss und Kanal ist. Ich glaube beide gehen hier oft ineinander über.
Von Lathen an die Nordsee nach Papenburg
Lathen ist an sich sehr klein. Meine Begleiterin machte in der Eisdiele in der Mitte des Ortes eine Pause und gönnte sich ein leckeres Eis. Ich wollte es mir nicht nehmen lassen, wenn ich schon einmal hier war, den Transrapid zu besuchen.
In Lathen befindet sich die einzige Transrapid-Test-Strecke der Bundesrepublik. Inzwischen liegt das alles brach. Der Transrapid galt einmal als Hoffnungsträger der Verkehrspolitik. Die Magnetbahn wurde von mehreren Konzernen entwickelt.
Im Jahr 2006 wurde nach einem schweren Unfall alles eingestellt, obwohl die Technik der Magnetschwebebahn prinzipiell gut funktionierte. Allerdings müsste man dazu etwas Beton verbauen. Jedoch nichts im Vergleich zu den Straßen, die es in der BRD gibt.
Dazu ist zu erwähnen, dass ein Transrapid wenig Fläche benötigt. Darunter können die Bauern weiterhin ihrer Arbeit nachgehen. Ich selbst würde die Magnetschwebetechnik in der Mobilität nicht für alle Zeiten abschreiben.
Jedenfalls fuhr ich ein Stück an der Strecke entlang, die von einem Asphaltweg begleitet wird, fuhr noch zum Hauptquartier bzw. ehemaligen Besucherzentrum, wo sich auch alte Transrapids befinden. Anschließend ging es für mich zurück nach Lathen.
Richtig warm war es geworden. Ich gönnte mir ebenfalls ein Eis. Dann geht es weiter durch die Stadt. Man muss aufpassen, denn man muss links abbiegen, dann kommt man wieder in Richung Ems.
Ein bisschen geht es noch durchs Wohngebiet bevor man wieder an die Ems kommt. Man bleibt jetzt lange am Fluss, das macht den Radweg richtig schön – gerade bei diesem Wetter!
Außer Schleusen gab es keine Besonderheiten zu vermelden. Der nächste Ort, an dem man wieder die Ems überqueren muss ist Steinbild.
Anschließend geht es einfach links an der Ems weiter. Hinter Steinfeld war das Highlight der Marinapark Emsfeld. Ein Ferienpark, in dem eigentlich jetzt um diese Zeit viel los sein müsste. Gerade im Juni, doch es war wohl Lockdwon.
So hatten wir einen einmaligen Blick auf den Park. Der Emsradweg führt direkt dadurch. Er besteht aus kleinen, süßen Häusern, die nebeneinander in Reih und Glied stehen. Direkt gegenüber findet sich ein Hafen mit vielen Sport- und Motorbooten. Ein Restaurant scheint hier auch zu sein. Alles aber zu!
23 Kilometer zeigt das Schild nach Papenburg an, die man weitestgehend entlang des Flusses verbringt. Jetzt kann man endlich richtig Strecke machen, was wir auch taten.
Bei Heede gab es noch einen kleinen Schlenker und wir pausierten nochmal von der Hitze. Anschließend ging es weiter links der Ems entlang bis man bei Aschendorf wieder eine ruhige Brücke überquert.
Aschendorf ist wieder durch Klinker und einer schönen Kirche aus eben demselben Material geprägt.
Allerdings fährt man nun weg von der Ems. Nur noch einen Seitenkanal überquert man, der mir aber eher wie ein See erschien.
Jedenfalls hat man jetzt eine ganz interessante Strecke vor sich, die recht kerzengerade anmutet. Sie ist teilweise sehr eng. Man fährt auf Schotterwegen oder besser gesagt: Purer Erde mit ein bisschen Schotter.
Nach ein paar Kilometern kommt man dann zu den ersten Wohngebieten, fährt noch anm Bokeler Baggersee vorbei und weiter geradeaus gelangt man schließlich und endlich in die Innenstadt Papenburgs. An dieser Stelle ginge es dann links weiter am Emsradweg.
Wir aber fuhren rechts, weil dort unser Hotel zu finden war. Linker Hand befindet sich dann auch die Innenstadt Papenburgs.
Von Papenburg nach Leer im Ostfriesland
Papenburgs Innenstadt ist echt etwas ganz besonderes. Sie zieht sich ein Stück, der Emsradweg führt direkt dadurch.
Ein Kanal prägt die Innenstadt, der aber mit vielen Brücken und vielen Blumen überquerbar ist. Am Anfang findet man auch noch Schiffe, die dort vor Anker liegen (wenn auch vielleicht nur aus touristischen Zwecken?).
Zu sehen sind auch viele Bauten aus Klinker rechts und links vom Kanal. Es gibt schöne Restaurants, Außengastronomie, Bäcker. Hier kann man echt leben und flanieren!
Schließlich fährt man dann auf den Bahnhof zu und biegt nach rechts ab.
Hinter Papenburg kommt man erst entlang von großen Autostraßen verschlungen an den Hafen. Dort ist die berühmte Meyer Werft. Hier werden schon seit über zwei Jahrhunderten Schiffe hergestellt.
An dieser Stelle gibt es dann einen ganz besonderen Übergang. Man muss hier absteigen und das Fahrrad praktisch herübertragen. Der offizielle Emsradweg führt hier über eine Schiffsschleuse. Für ein E-Bike ist das sicher nicht das aller praktischste. Spektakulär ist es allerdings.
Entlang der Werft und des Hafens fährt man nun weiter bis man eine Brücke mit viel Verkehr überquert (Radweg ist vorhanden) um in Halte zu landen.
Jetzt wird es ruhig und sehr typisch norddeutsch. Neben grünen Wiesen fährt man unterhalb eines grünen Deichs entlang. Von der Ems sieht man hier nicht viel, aber es macht dennoch Spaß auf diesem Abschnitt zu fahren.
Dafür begrüßen einen Schafe. Manche standen auch mitten auf dem Weg.
Eigentlich sollte es nun bei Weener über eine Eisenbahnbrücke gehen, diese ist aber für mehrere Jahre gesperrt. Es gab hier einen Schiffsunfall. Ein Frachtschiff hatte die Friesenbrücke gerammt im Jahre 2015. Die Brücke ist seitdem zerstört.
Das ist auch schlecht für den Bahnverkehr. Frühestens 2024 soll sie wiedererbaut werden. Schade, dass das so lange dauert.
Dieser Zustand mit der kaputten Eisenbahnbrücke wird für Fußgänger und Radfahrer dadurch überwunden, dass es ein Boot gibt, das zumindest im Sommer ständig hin und zurück fährt.
Dieses fährt ein ganzes Stück wieder in Richtung Süden – bis nach Mitling Mark. Die Bootsfahrt machte Spaß und man fährt dabei direkt durch die kaputte Brücke durch, die nur in der Mitte zerstört ist und ansonsten weit ins Wasser ragt.
Anschließend geht es weiter geradeaus entlang der Ems, die Landschaft ändert sich nicht.
Am Ende kommt man durch den Ort Eskum, fährt dabei noch ein bisschen auf einer quasi nicht-befahrenen Straße und gelangt zur nächsten Eisenbahnbrücke.
Diese war intakt, ist aber sehr eng. Mit dem Rad muss man darüber schieben. Wir waren nicht alleine dort. Lustigerweise folgten uns einige Radler, E-Biker etc.
Wenn man die Brücke überquert hat ist man praktisch in Leer. Ein enger Weg führt auf die Hauptstraße. Es wird ungemütlich, aber nur kurz. Wenn man der Straße folgt gelangt man schon bald ins Herz von Leer.
Von Leer zum Otto-Museum nach Emden
In Leer war es besonders heiß. Ich lieferte hier meine sehr gute Begleiterin ab und wollte das letzte Stück alleine fahren. Sie pausierte etwas.
Erst fuhr ich noch durchs sonnige und belebte Leer durch. Ich lugte in die Altstadt mit ihren Klinkerbauten, sah den Hafen. Gegenüber waren recht moderne Gebäude, teilweise mit Klinker, aber es sah alles doch eher wie neumodisch geschnitten aus.
Noch ein Stück weit fährt man durch die Innenstadt und durchs Wohngebiet, bevor man wieder mit einem Radweg alleine ist.
Man gelangt über eine große Brücke und ist dann schon bald bei den Deichen. Zuvor kommt aber noch der Ort Bingum. Nach einer Brücke verlässt man die Hauptstraße und ist dann auf dem Radweg, genauer gesagt: einem Deichweg.
Der restliche Radweg geht – typisch Norden! – lediglich hinter dem Deich entlang. Von der Ems, die hier ziemlich breit ist, sieht man nicht mehr viel.
An Jemgum kommt man vorbei, aber eben auch nur vorbei. Zwischendurch begegnen einem natürlich die obligatorischen Deichschafe.
Ein Schaf kam mir sogar direkt entgegen, es war auf Wanderschaft. Aber da es brav rechts blieb, war das alles kein Problem.
Ich wollte das nächste Schiff in Ditzum bekommen. Ganz knapp schaffte ich das auch, obwohl Ditzum Kopfsteinpflaster am Boden hatte, was mich etwas verlangsamte am Ende.
Aber ein paar Minuten bevor das Schiff mit einigen anderen Passagieren, sowohl Radlern als auch Fußgängern, losfahren wollte, war ich da. Von Ditzum konnte ich natürlich auch nicht viel sehen.
Das Schiff fährt von Ditzum bis nach Petkum, der östlichste Stadtteil von Emden. Ostfriesischer geht es jetzt nun nicht mehr.
Auf der anderen Seite bei Petkum ist nun ein großer Platz. Vielleicht auch ein Parkplatz, aber dafür wäre er mir zu abschüssig. Ich sah eine Gravelfahrerin, die von hier aus auch losfuhr. Ich allerdings mit meinem Reiserad machte erst noch eine Essenspause.
Dann hatte ich das letzte Stück am Wattmeer vor mir. Das war absolut beeindruckend. Der Himmel war ja richtig klar und ich kann die Stimmung gar nicht richtig beschreiben, aber sie floß in mich richtig hinein.
Es hatte irgendwie Wüstenqualität, nur eben mit Meer. An manchen Stellen war das Wasser schon leicht zurückgezogen, so dass man sich die Ebbe schon vorstellen konnte.
An einem Windrad vorbei ging es dem Ende des Emsradwegs entgegen…
Gegenüber des Außenhafens endete also nicht nur die Etappe, sondern der ganze Emsradweg. In einem Kreis mit dem typischen „E“ für den Emsradweg ist man am Schluss. Ein Parkplatz für Camper mit dem Namen „Außenhafen“ befindet sich hier.
Ich war froh es geschafft zu haben. Ein wirklich spannender Radweg, bei dem sich die Landschaft sehr schön verändert im Laufe des Wegs.
Jetzt ging es für mich nur noch in die Stadt nach Emden. Meine sehr gute Begleiterin war mit dem Zug dorthin gekommen. Wir schauten noch von außen ins Otto-Museum und guckten uns in der ostfriesischen Stadt mit den vielen Schiffen etwas um.
In der Stadt war wenig los. Da hier die 7-Tages-Inzidenz zu hoch war, war alles geschlossen. Ganz anders als in Papenburg. Die Leute mussten noch ein paar Tage warten, um aus dem Lockdown zu kommen.
Wir hörten ein bisschen zu wie sich die Einheimischen über die Situation unterhielten (sonst war ja niemand da). Ein tolles Erlebnis. Dann fuhren wir mit dem Zug nach Papenburg, um dort nochmal zu übernachten. Der Emsradweg war geschafft.