Der Ilmtalradweg war mein Jahresabschluss in 2020. Eine kurze, aber intensive Radtouren-Saison ging zu Ende. Dass ich hier in Thüringen meine letzte Tour fuhr, wae mehr oder weniger Zufall!
Eigentlich wollte ich noch zwei Tage den Elberadweg entlang fahren, aber Corona und das Beherbergungsverbot machten mir einen Strich durch die Rechnung. Deshalb war der Ilmtalradweg meine Wahl.
Also ging‘s in den schönen Thüringer Wald. Dort nämlich bei Allzunah beginnt der Radweg an der Ilm.
Um diesen zu starten, kann man mit dem Zug von Ilmenau den Berg hinauf zum Bahnhof „Rennsteig“ fahren. Die Zugreise ist ein Erlebnis, weil sie als eine der steilsten Zugstrecken in Deutschlnad gilt.
Die Rennsteigbahn war gar für einige Jahre stillgelegt und wurde 2006 reaktiviert, dann wieder eingestellt. Seit 2014 fährt sie aber wieder durchgehend. Eine richtige Entscheidung. Denn die Verkehrswende braucht solche Züge. Außerdem macht die Strecke und das Wandern und Radfahren dort oben einfach nur Spaß!
Vom Rennsteig in Allzunah bis Ilmenau
Von Rennsteig nach Allzunah
Start meiner Radtour war faktisch am Bahnhof Rennsteig, von dem es nicht weit ist zum kleinen Örtchen Allzunah. An diesem Tag war sogar richtig viel los trotz der Kälte. Vor allem Wanderer, weniger Radfahrer waren unterwegs.
Der Platz am Bahnhof war dann nach dem Ausstieg ziemlich voll. Dennoch fand ich, dass man die Corona-Abstände noch gut einhalten konnte. Gerade draußen kann ja nicht allzu viel passieren.
An dem Bahnhof war ich schon vorbeigefahren und er war mir damals auch aufgefallen, als ich im Juni 2018 den Rennsteig-Radweg gefahren war.
Erstens sieht der Bahnhof ziemlich auffällig aus und zweitens stehen hier sehr, sehr alte Züge. Historisches mag so mancher Zug-Liebhaber hier wohl finden.
Hier oben in Allzunah war es richtig kalt, viel kälter als unten in Ilmenau. Den Unterschied der Höhenmeter merkte man ziemlich deutlich.
Vom Bahnhof Rennsteig nach Allzunah fährt man dann ein Stück auf der Straße weiter, bevor man in den Wald einbiegt. Dort traf ich dann an einem Spielplatz, wo der Rennsteig nachgebaut ist, sehr laute Thüringer Wanderer wieder. Doch wandern ist halt lustig und macht Spaß!
Es geht dann bergauf durch den Wald. Man kommt am Bunkermuseum Frauenwald vorbei. Doch schließlich ist man bei Allzunah, was übrigens auch genau die Mitte des Rennsteigradwegs darstellt.
Von Allzunah nach Ilmenau
Hier war es richtig kalt und fast schon neblig. Ich hatte jetzt aber die Ehre und Möglichkeit nur noch bergab zu fahren. Über eine enge Straße, die aber wenig befahren ist, geht es dann hinunter in eine Abfahrt, die nur noch zum Genießen ist.
Ich war wirklich fasziniert. Und musste schauen, dass ich vor lauter Landschaftsbegeisterung nicht unkonzentriert wurde.
Um die vier Kilometern später erreicht man schließlich auch den ersten Ort der Abfahrt. Es ist Stützerbach. Dort gibt es ein Glasmuseum und auch ein Goethemuseum. Goethe wirkte ja in Thüringen und war ab 1776 sogar dreizehnmal in Stützerbach. Grund genug für ein Museum!
Hinter Stützerbach ist dann auch der Ursprung der Ilm. Um diesen zu sehen, muss man allerdings ein Stück zu Fuß gehen, was ich auch tat.
Anschließend geht es weiter bergab, allerdings nicht mehr so steil und den krassen Ausblick auf Wälder und Berge hat man hier nicht mehr. Aber es ist dennoch noch schön.
Man landet in Manebach. Auch das ist ein schöner Ort im Thüringer Wald. Von Manebach aus geht es dann an der Bahnstrecke durch den Wald bis nach Ilmenau zurück. Die Ilm läuft auch parallel zum Weg und blitzt hinter den Bäumen immer wieder auf.
Schließlich erreicht man Ilmenau in einem Wohngebiet. Der Wald ist vorbei. Es geht in Richtung Stadt und dann überquert man sowohl die Bahnstrecke als auch den Fluss.
Von Ilmenau nach Kranichfeld
Von Ilmenau nach Gräfinau-Angstedt
In Ilmenau wird es dann flach und nicht mehr absteigend. Man muss zwar nicht durch die Stadt kommen, ich aber wollte mir sie nochmals ganz kurz anschauen. Am Abend war ich ja spät angekommen und hatte so nichts sehen können.
Ilmenau ist in der Innenstadt ganz nett und schuckelig, aber etwas spektakuläres gibt es dort nicht zu sehen.
Ich fuhr also wieder zum Ilmtalradweg, um noch an der großen Eishalle Ilmenaus vorbeizukommen. Anschließend überquert man den Fluss wieder und die Bahnstrecke biegt auch ab Richtung Norden. Sie führt in Richtung Erfurt.
Man bleibt erstmal rechts der Ilm. Hier fand ich den Ilmtalradweg im übrigen nicht perfekt ausgeschildert. Hier und da fehlte mir doch ein Schild. Ich weiß auch gar nicht mehr, ob ich richtig war, aber im nächsten Ort Langewiesen war ich mir wieder sicher.
Nachdem die Ilm ja in Manebach in Richtung Westen abgebogen ist, biegt sie hinter Langwiesen wieder nach Norden weiter ab. Das wird sich im Verlauf der Ilm auch nicht mehr ändern. Ihr Ziel ist im Nordwesten die Saale.
Von Langewiesen sieht man nicht so viel außer das Wohngebiet. Sehr ländlich wird der Radweg jetzt und ist er eigentlich die komplette Zeit außer vielleicht in Weimar.
Es war hier unten jetzt nicht mehr so kalt und neblig wie in Allzunah. Die Sonne schien sogar und ich hatte wirklich ein tolles Herbstwetter.
Auf den nächsten Kilometern passierte nicht allzuviel, wenngleich ich sagen muss, dass der Ilmtalradweg einfach richtig schön ist. Komplett flach ist er eben auch nicht. Man verlässt den Flusslauf immer mal wieder. Um ein paar Höhenmeter kommt man nicht herum.
Von Gräfinau-Angstedt nach Kranichfeld
Ruhig und ohne dass ich groß Menschen sah war der Ort Gräfinau-Angstedt. Bei Dörnfeld, einem kleinen Dorf sah ich eine Menge Kühe. Die gibt es hier also auch.
Über Griesheim und schöne flache Asphaltwege geht es dann erst nach Oberilm und durch eine Bogenbrücke dann nach Stadtilm.
Stadtilm hat schöne Herrenhäuser und einen sehr langgezogenen Marktplatz mit einer Säule. Das hat wirklich was. Auch wenn es hier sehr ruhig war. So einen schönen Ort könnte man touristisch echt auch gut vermarkten finde. Thüringen hat hier sicherlich noch Potential.
Nach Stadtilm hat man dann minimale Höhenmeter vor sich. Aber das ist alles machbar. Über Kleinhettstedt und Dienstedt gelangt man schließlich nach Kranichfeld.
Von Kranichfeld nach Weimar
Von Kranichfeld nach Bad Berka
Vor allem die Einfahrt nach Kranichfeld ist wundervoll. Denn hier kommt man an meterhohen Felsen vorbei. Überhaupt mochte ich den Ort mit seinen bunten Häusern sehr.
Nachdem man dort im Ortskern war, biegt man links ab auf die Hauptstraße, um gleich darauf nach rechts in den Auenweg zu kommen. Dort geht es wieder über ländliches Gebiet.
Tannnroda nach ein paar weiteren Kilometern Feldweg ist sehr schön. Ein kleiner See begrüßt einen am Ortsanfang.
Doch sechs Kilometer später wird es noch schöner. Da ist der Kurort Bad Berka. Eine Therme gibt es hier aber nicht, dafür Kliniken zur Rehabitilation. Die Kleinstadt ist eng mit der Person Goethe verbunden, der hier selbst zur Kur war. Es gibt deshalb in Bad Berka einen Goethebrunnen.
Überhaupt ist der Ilmtalradweg einer, bei dem man auf den Spuren Goethes wandelt. Das nächste Ziel ist ja Weimar und da gilt das umso mehr.
Von Bad Berka nach Weimar
Nach Bad Berka hat man einen Anstieg auf der Straße und dann eine ebenso steile Abfahrt über die Felder. Hinter Bad Berka war ich von der Landschaft mehr als fasziniert. Man sieht sehr weit und hat eine wunderschöne Herbstlandschaft vor sich.
Hügelig ist es hier allerdings auch. Nach Buchfart, wo man erst über eine Ilmbrücke fährt, hat man wieder einen anstrengenden und steilen Anstieg vor sich. Anschließend beim Campingplatz Oettern geht es wieder hinunter.
Ab dann ist es auch wieder absteigend bis flach. Via Mellingen und Taubach kommt man schließlich nach Weimar. Nach Oberweimar fährt man da durch den „Park an der Ilm“.
Als ich die Thüringer Städtekette gefahren bin, war ich schon einmal hier und fragte mich, wie es denn hier weitergehen könnte. Jetzt wusste ich es!
Im Park war so ein bisschen etwas los, aber es ging eigentlich. Auf jeden Fall ist das ein echt schöner Ort, um in Weimar zu Verweilen.
Was etwas ärgerlich war, ist allerdings, dass mein Gravelbike nicht mehr richtig funktioniert. Ich konnte mit links nicht mehr schalten, ein Zug war wohl gerissen. Nur noch vom kleinen aufs große Blatt war es möglich.
Ärgerlich, aber da ich die größeren Hügel nun hinter mir hatte, kam ich so schon noch voran.
In Weimar schaute ich mir die Stadt noch etwas an. Es fing jetzt schon bald an zu dämmern, aber ich wollte auf jeden Fall noch zum Goethe-Schiller-Denkmal. Ich verfuhr mich etwas. Die Innenstadt Weimars hat dann doch verschiedene Plätze und da muss man sich erstmal auskennen.
In einer Straße war dann noch wunderbare Straßenmusik. Ohnehin war hier eine schöne Stimmung am Abend.
Zum Abschluss gönnte ich mir noch einen leckeren Burger. Der schmeckte vorzüglich. Nach Weimar hatte ich es schon geschafft. Jetzt waren es nicht mehr viele Kilometer am Ilmtalradweg!
Von Weimar nach Großheringen
Von Weimar nach Bad Sulza
Von Weimar aus sind es dann noch ein paar Kilometer bis nach Krömsdorf, die ich im Dunkeln weiterfuhr. Leider war hier der offizielle Radweg gesperrt, so dass ich einfach mit Navi direkt fuhr.
Hauptsache ich kam in meiner Unterkunft rechtzeitig an, was ich dann auch tat. In Krömsdorf sollte ich nochmal eine geruhsame Nacht erleben. Am nächsten Tag waren es nur noch etwas mehr als 30 Kilometer, die ich zu fahren hatte.
Der Radweg nach Großheringen ist dann weitgehend über Felder und Land. Meistens etwas hügelig, aber in der Regel auch nur leicht. Mein Problem mit der Schaltung fiel nicht so stark ins Gewicht, nur bei den Anstiegen hatte ich Probleme.
Um Apolda fährt man herum. Von dieser Stadt sieht man eigentlich nichts außer ein paar Wohngebiete (bei Oberroßla).
Was mich noch faszinierte, waren die kleinen Häuschen bei der historischen Öhlmühle in Eberstädt. Es gibt dort einen See, der eher ein Teich ist, und dort ragt ein Steg ins Wasser. Auf diesem sind so kleine Häuschen – ein Hüttendorf -, in denen man auch schön und gut übernachten kann.
Von Bad Sulza nach Großheringen
In Bad Sulza, fast am Ende des Ilmtalradwegs, kommt man wieder an einem Kurort vorbei. Der hat sogar eine Therme. Hier war dann auch ein bisschen etwas los. Ein paar Spaziergänger*innen waren unterwegs.
Hier wird auch Wein angebaut, wofür das Thüringer Weintor steht, das direkt am Radweg liegt. Das steht an der Weinstraße Saale-Unstrut.
Von dort aus sind es nur noch drei Kilometer bis ans Ende der Ilm. Diese fließt dort in die Saale. Der Ort Großheringen ist fast unscheinbar. Hier war gar nichts los an diesem sonnigen Tag.
Der Ilmtalradweg geht dann aber noch ein Stückchen weiter, entlang der Saale, bis nach Weichau, was auch noch zu Großheringen gehört. Dort kann man auf den Saaleradweg wechseln, den ich bis dato nur in kleinen Teilen gefahren bin.
Ich muss sagen: Der Ilmtalradweg ist ein Kulturradweg und einer, der einem ganz vielen beeindruckende Landschaftserlebnisse bieten kann. Man kann an ganz vielen Stellen anhalten und sich etwas anschauen. Wenn man 1,5 Tage Zeit hat, kann man gar nicht alles sehen, sondern sich nur einen Eindruck verschaffen.
Für Radfahrer*innen, die ein klein bisschen mehr Anspruch haben an einen Flussradweg, für die ist der Ilmtalradweg das richtige. Er ist auch nicht immer flach. Dafür hat man viel Kultur, nicht nur, aber auch insbesondere von Goethe hier zu erleben!