Anfang April 2022 hatte ich nicht mehr mit Schnee gerechnet, wirklich gar nicht mehr. Doch das Wetter hatte keine Lust auf meine Überzeugungen. Deshalb musste ich den Kocher-Jagst-Radweg komplett im Schnee fahren.
Gott sei Dank waren die Radwege frei, so dass man fahren konnte. Dennoch war der Radweg natürlich so eine Tortur. Ich hatte mir das einfacher vorgestellt.
Schon als ich am Morgen aus dem Bahnhof in Aalen hinauskam, schneite es unentwegt. Ich dachte so, das könne ja nicht sein. Irgendwann wird es aufhören. Doch Pustekuchen. Ich hatte den ganzen Tag mit kaltem Niederschlag zu kämpfen.
Der Kocher-Jagst-Radweg ist eine Rundtour, eigentlich eine recht flache bis auf einen Anstieg ganz am Schluss. D.h. man kann überall einsteigen. Ich wollte wegen der guten Bahnanbindung von Aalen nach Aalen fahren. Eine Alternative wäre, von Bad Friedrichshall zu starten. Dort kommt man auch gut mit der Bahn hin und man befindet sich direkt am Neckar.
Von Aalen nach Schwäbisch Hall
Wie gesagt, hatte ich schon von Anfang an in Aalen mit Schnee zu kämpfen. Etwas brauchte ich dann noch bei diesem Wetter, um mit der Beschilderung klarzukommen. Der Kocher-Jagst-Radweg ist direkt am Bahnhofsausgang noch nicht ausgeschildert. Die erste Beschilderung befindet sich dann vor dem Busbahnhof, den man erst überfahren muss.
Wichtig ist, dass man, nachdem man den nördlichen Stadtgraben entlang gefahren ist, nach der Kurve nicht weiter geradeaus fährt. Der offizielle Radweg geht rechts zwischen den Häusern durch. Ausgeschildert ist es, aber man sieht es nicht gut, wenn man auf den Verkehr achtet.
Dort landet man dann direkt im Stadtpark, wo auch übrigens der Limesradweg entlang führt. Eine Zeit lang sind beide Radweg identisch.
Wichtig ist, dass man wie laut der Beschilderung nach rechts fährt und so auch aus Aalen wieder hinauskommt. In Aalen würde es sich lohnen, das Römermuseum zu besuchen. Ich aber hatte eine harte Radtour heute vor mir.
Jedenfalls ist der Radweg entlang der Kocher ein kurzes Stück lang recht idyllisch. Doch diese Idylle verwandelt sich bald in eine viel befahrene Straße. Parallel dazu führt die Kocher, man muss da also durch.
Allerdings gibt es einen teilweise recht breiten Radweg. Von daher ist das kein Problem.
Erst in Wasseralfingen verlässt man diese Straße wieder. Durch Wohngebiete fahrend kommt man endlich etwas in die Natur. Aber nur etwas.
Bald soll Hüttlingen folgen, auch davon habe ich nur ein paar Häuser wahrgenommen. Es schneite ja recht heftig und ich hatte jetzt nicht nur Blick auf Sehenswürdigkeiten. Eher hatte ich mit dem Wetter zu kämpfen.
Es folgt nur ein schöner asphaltierter Radweg entlang der Kocher, endlich hat man die vielen Häuser verlassen und kann Kilometer machen. Bei Waiblingen überquert man den Fluss und landet schließlich in Abtsgmünd.
In Abtsgmünd sortierte ich mich etwas. Bei einem Kosmetikstudio stellte ich mich etwas unter. Aber es war schon alles nass und es sollte auch nicht besser werden was den Schnee anbelangt. Das machte das Radfahren nicht eben angenehm.
Nach der Pause – ich war erst bei Kilometer 15 – ging es dann die Hauptstraße runter, die Kirche erblickend über die Kocher. Dann war bis Wöllstein erstmal nur direkt auf der Straße Fahren angesagt.
Es war nicht viel Verkehr. Bei Wöllstein fährt man nun durch den Ort kurz über die Felder, dahinter gelangt man aber wieder auf die Straße.
Erst in Untergroningen, was einen mit einer idyllischen Wassermühle am Fluss begrüßt, verlässt man sie wieder und hat reinen Radweg vor sich. Das Wetter war weiterhin kalt und nass. Der Schnee blies mir ins Gesicht.
Jetzt kommt wirklich ein idyllisches Stück Radweg. Teilweise fährt man hier neben der nicht mehr aktiven Eisenbahn. Außerdem hat man sehr viel grün (bzw. weiß gefärbtes grün) um sich herum.
In Sulzbach am Kocher ist der ehemalige Bahnhof zu einem Restaurant umgebaut. „Gasthof Bahnhof“ heißt er einfach und das Gebäude des ehemaligen Bahnhofs ist richtig süß.
Von Sulzbach ist man nur noch wenige Kilometer von Gaildorf entfernt, ein Ort, den ich von vorigen Touren schon gut kannte. So endet hier der Stromber-Murrtal-Radweg und auch die Radweg Idyllisch Straße führt hier hindurch.
In Gaildorf versuchte ich mich unter einem Kirchendach zu wärmen, was nur so mäßig gelang. Die Kirche selbst hatte leider nicht auf, obwohl dort auch Radfahrerkirche steht!
Naja, egal. Ich aß etwas und hielt mich wirklich nicht lange dort auf, war dann aber schon bald recht unterkühlt. Das ist gefährlich bei solchem Wetter. Auf dem Rad merkt man gar nicht, dass es so kalt ist, da man ja tritt und tritt.
Aber es ging nach dem netten Gaildorf für mich dann gleich weiter. Jetzt wird es ländlich. Das Ziel ist nun das bekannte und schöne Schwäbisch Hall. Man kennt den Namen vom Bausparen.
Über asphaltierte Feldwege und Wirtschaftswege geht es jetzt weitgehend weiter. Die Kocher überquert man nur hin und wieder.
Bei Rosengarten bzw. Westheim verfuhr ich mich etwas. Hier war die Beschilderung nicht optimal, soweit ich sehe hat hier ein Schild gefehlt.
Das war aber entscheidend: Denn anstatt weiterzufahren, gelangt man noch einmal kurz in Rosengarten bzw. Westheim. Dazu geht es praktisch „zurück“, aber es geht nicht anders, da es entlang des Flusses hier wohl keinen guten Radweg gibt.
Nach Rosengarten folgt Uttenhofen und anschließend geht es bald wieder auf eine etwas befahrene Straße. Auf dieser fährt man ein kleines Stück und landet schließlich im lang ersehnten Schwäbisch Hall.
Von Schwäbisch Hall nach Forchtenberg-Ernsbach
Schwäbisch Hall ist wirklich schön, ich konnte es durch die Kälte aber nicht so arg genießen an diesem Schnee-Tag.
Nachdem ich versucht hatte, mich in Schwäbisch Hall in einem Parkhaus etwas zu trocknen, was eher so medium gelang, ging es weiter. Ich hatte noch ordentlich etwas vor und war ob des Wetters einfach zu langsam losgekommen. Manchmal gibt es solche Tage.
Jedenfalls verlässt man nun die wunderschöne Stadt im Hohenlohischen und gelangt wieder auf gute Radwege. Als Erstes sieht man dort altes Gemäuer. Das ist die alte Eichhaldenkelter. Dort befand sich früher wohl eine Weinpresse als im Kochertal noch Wein angebaut wurde. Ende des 19. Jahrhunderts wurde hier im Tal der Weinanbau jedoch aufgegeben.
Das Schneien ließ nun kurzzeitig etwas nach, aber eben nur etwas. Später sollte es wieder schneien. Im Prinzip hatte man den ganzen Tag keine Ruhe vor der Nässe.
Nach Wirtschaftswegen streift man Untermünkheim nur, fährt durchs nahegelegene Enslingen und überquert wieder die Kocher.
Weitere asphaltierte Wirtschaftswege folgten, auf den Wegen störte mich der Regen nie. Sie waren nass, aber gut fahrbar.
An Geislingen an der Kocher fährt man auch nur vorbei, überquert den Fluss wieder und hat dann den Blick auf eine spektakuläre Autobahnbrücke, die leicht im Nebel verschwand. Es ist die Kochertalbrücke.
Nachdem man unter dieser durch ist, fährt man etwas neben der Straße, bis man nach Braunsbach kommt.
Braunsbach ist bekannt für ein großes Hochwasser in 2016. Die Dorfmitte wurde damals durch die beiden, eigentlich kleinen Zuflüsse der Kocher schwer beschädigt.
Ich konnte aber nichts Negatives mehr erkennen. Der Ort ist in den über 5 Jahren wohl wieder gut aufgebaut worden. Zudem fand ich das Rathaus mit seiner altdeutschen Schrift und den blauen Fensterläden ganz ansehnlich. Besser als die ganze Zeit nur durch Wohngebiete zu fahren.
Man fährt nun tatsächlich etwas auf der Straße bis man ins kleine Döttingen kommt. Zuvor wird aber über eine Autobrücke nochmal der Kocher überquert.
Ich denke hier kann man trotz etwas Verkehrs auch bei anderen Wetterverhältnissen gut fahren. So viel ist hier an Autoverkehr eben nicht los. Ein Radweg wäre dennoch ganz nett.
Rechts geht es ab um weiter gen Norden der Kocher zu folgen. Der Radweg befindet sich nun etwas oberhalb der Kocher. Geschützt durch viel Wald und Sträucher, hat man von oben einen tollen Blick auf den Fluss.
Bei Kocherstetten verlässt man diesen einsamen Radweg wieder und gelangt wieder auf die Straße. Dazu muss man sagen, dass Kocherstetten gegenüber des Flusses ist. Man kommt hier nich durch.
Der Straßenabschnitt ist nur kurz. Man verlässt ihn, um wieder entlang der Kocher zu fahren.
Bei der Wehr Buchenmühle überquert man den Fluss und ist dann gleich in Morsbach, das auch teils aus weißen Fachwerkhäusern besteht.
Von dort sind es nur drei Kilometer bis Künzelsau. Ich war spät dran, aber ich wusste: Bis zu meinem Übernachtungsplatz in Forchtenberg ist es nicht mehr weit.
Künzelsau ist eine der größeren Orte an der Kocher. Man fährt ja meist durchs tiefe Land. Hier dämmerte es nun. Aber ich sah im Stadtpark von Weitem noch die Kirche, das war wirklich schön, gerade in dieser Winterstimmung (obwohl April war).
Durch gut ausgebaute Wohngebiete geht es wieder raus aus der Stadt. Von Künzelsau bis Forchtenberg sind es ca. 12 Kilometer, das war das nächste Ziel und nah an dem Punkt, wo ich übernachten würde.
Der Radweg führt eng an der Kocher entlang und ich kam recht gut voran. In Forchtenberg aber erkannte ich, dass ich noch ein Ort weiter musste. Da es dunkel war, verfuhr ich mich etwas und folgte nicht mehr ganz dem Kocher-Jagst-Radweg. Eigentlich muss man in Forchtenberg die Brücke nochmal überqueren, was ich aber nicht tat.
Anstatt dessen fuhr ich links der Kocher nach Ernsbach. Dort übernachtete ich auch und würde von dort aus weiter nach Dörzbach fahren. Am nächsten Morgen sollte alles noch viel mehr eingeschneit sein! Ein unfassbarer Frühlingsauftakt. Ich kann gar nicht glauben, dass ich zwei Wochen später entlang der Mosel fuhr und es dort wunderschönes, warmes Wetter hatte. Der April halt…