Nach den beiden Schnee-Etappen am Kocher-Jagst-Radweg im April 2022 war die letzte nun nicht mehr so stark davon geprägt. Es schneite zumindest nicht mehr, Schnee lag natürlich trotzdem überall.
Dennoch hatte ich jetzt etwas ganz Besonderes vor mir: Das ruhige und landschaftlich äußerst reizvolle Jagsttal. Wenn ich sagen müsste, welcher der schönste Abschnitt am Kocher-Jagst-Radweg ist, dann würde ich diesen Abschnitt benennen, der vor Crailsheim endet.
Dann ist es auch noch schön, aber nicht mehr so schön. Außerdem kann ich diesen Part schon von einer Tour aus dem Jahr 2018. Damals bin ich quasi rückwärts von Aalen nach Crailsheim gefahren.
Wer die beiden ersten (Schnee-)Etappen nochmals nachlesen möchte, der wird hier fündig werden:
- 1. Etappe am Kocher-Jagst-Radweg: Von Aalen nach Forchtenberg
- 2. Etappe am Kocher-Jagst-Radweg: Von Forchtenberg nach Dörzbach
Von Dörzbach nach Crailsheim: An der Jagst entlang fahren
In Dörzbach war am morgen wenig los. Diese Ruhe genoss ich und es sollte eigentlich jetzt noch ruhiger werden. An der katholischen Kirche kommt man vorbei, an einer Ecke gelegen und man fährt unmittelbar hinter dem Ende der stillgelegten Jagsttalbahn vorbei. Ein kleiner Verein kämpft darum, diese wieder zu aktivieren.
Über eine Brücke mit idyllischem Blick auf die Jagst fährt man raus aus dem Dorf. Entlang einer Allee geht es dann entlang. Links von einem befindet sich die Jagst, die man meist sieht.
Man fährt direkt durch Hohebach durch. Hier muss man sich ganz kurz mit Verkehr auseinandersetzen, bevor man wieder auf reinen Radwegen ist. An Ailringen geht es nur vorbei, man könnte den kleinen Ort über eine Brücke erreichen.
In dem Hotel in Dörzbach hatte man mir den Tipp gegeben, den Bäcker in Mulfingen zu nutzen. Gerade am Sonntag waren hier in der Gegend Möglichkeiten sich zu versorgen eher rar. Also nutzte ich das.
Bevor ich zum Bäcker kam, begegnete mir mitten neben dem Radweg noch eine kleine, süße Kapelle. Um nach Mulfingen zu kommen, musste ich kurz die Flussseite wechseln.
Ich kaufte üppig ein und hatte nun genug Kohlenhydrate, um nach Crailsheim zu gelangen.
Nach Mulfingen folgt man weiter dem asphaltierten Radweg. Links und rechts lag Schnee, doch durch die Mitte konnte man gut durch.
Etwas hügelig war es hier leicht abseits der Jagst, aber auch nur etwas. Man kommt ins kleine Heimhausen, dann folgte Berndshofen und Buchenbach. Das gefiel mir besonders mit ein paar Fachwerkhäusern. Im Fluss tummelten sich weiße Enten.
Sehr ruhig war es hier, ich traf einfach überhaupt gar keinen Menschen am Sonntagmorgen und hatte den Radweg komplett für mich!
Unterregenbach faszinierte mich wieder mit dieser kleinen bäuerlichen Struktur und den vielen Fachwerkhäusern. Das war wirklich schön hier!
Bei Oberregenbach überquert man über eine Jagstbrücke den Fluss, an der Ecke steht die Königsmühle. Nach Kilometern auf asphaltierten Radwegen fährt man nun auf der Straße. Allerdings war hier nichts los, so dass man gut fahren konnte.
Hoch über einem trohnt nun Langenburg. Das liegt nicht unmittelbar am Radweg, sondern darüber. Das Schloss sieht man von weitem.
Nur über den Ortsteil Bächlingen fährt man, wo man wieder eine Brücke überquert. Allerdings hat man hier, da man sich etwas oberhalb befindet, einen schönen Ausblick auf das Tal und auch auf den Berg, auf dem sich Langenburg befindet.
Der Paneuropa-Radweg bekommt hier ein eigenes großes Schild. Dieser Radweg verbindet Prag mit Paris.
Doch weder das eine noch das andere waren meine Ziele. Für mich ging es jetzt weiter über eine wunderschöne Landschaft. Da der Radweg ansteigend ist, mal mehr, mal weniger, ist er auch nicht ganz unanspruchsvoll.
Kleine Bauerndörfer folgen. Bei Großforst hat man einen tollen Blick von oben auf die Jagst.
Von Elpershofen sind es dann weniger als 3 Kilometer bis nach Hessenau. Dort kann man sich bezüglich der Routenführung entscheiden. Allerdings unterscheidet diese sich bis Leofels nur gering. Entweder man wählt das steilere Stück über einen Wirtschaftsweg oder das Stück über die Landstraße. Ich entschied mich für letzteres.
Von Leofels, wo sich eine historische Burg befindet, hat man dann eine tolle Aussicht und fährt über Dörrmenz nach Lendsiedel bis Kirchberg an der Jagst ins Tal.
Hier kann man es auf dem Asphalt richtig krachen lassen. Am Ende war mir nur ein klein bisschen der Schnee im Weg, aber eben nur wenig.
Kirchberg war dann schon etwas belebter. Zentral gelegen ist dort der Dönerladen, bei dem ich mich sofort verköstigte. Die Stadt ist geprägt durch enge Gassen, eine führt direkt zu dem steinernen Kirchturm, der hoch oben über ihr hervorragt.
Etwas verweilte ich hier, eine kleine Pause hatte ich mir verdient. Dann ist es wichtig – ich bog fast falsch ab -, dass man nach dem Ende der Innenstadt in die Hohenloher Straße abbiegt und um die Kurve fährt.
Von Kirchberg an der Jagst nach Crailsheim
Anschließend geht es dann wieder raus in die freie Natur. Ein Stück hat man einen ganz normalen Radweg vor sich, kurz vor der Jagst geht es aber recht steil Berg hinunter. Der Radweg schaut hier eher wie ein Wanderweg aus, aber er ist noch fahrbar.
Man fährt dann direkt auf eine kleine, urige, hölzerne Brücke zu. Die wird in der Tat auch von Wanderern benutzt, aber auch mit dem Rad kommt man dort rüber. Etwas muss man das Rad aber am Brückenein- und -ausgang über Treppen tragen.
Kein Problem war das für mich!
Nun folgt wieder ein wunderschönes Stück Jagsttal-Radweg, fast schon romantisch!
Bis zur Lobenhausener Mühle ist das Jagsttal hier wunderschön ruhig und wirkt wie gottverlassen. Einmal bei Mistlau fährt man über eine kleine Brücke. Der Radweg ist gut asphaltiert.
Erst kurz nach der Lobenhausener Mühle geht es wieder auf die Straße.
Es folgt nun Wollmershausen und Tiefenbach. Den schönsten Abschnitt an der Jagst hat man zwar hinter sich, aber endlich ist man in Crailsheim quasi wieder in der „Zivilisation“, wenn man so will.
Hier war mir die Routenführung nicht gleich klar, aber auch in Crailsheim ist der Kocher-Jagst-Radweg zum großen Teil korrekt beschildert.
Man kommt hier gar nicht direkt in die Stadt, aber dafür durch einen wunderschönen Stadtpark. Hier war ein klein bisschen was los mit Joggern und Spaziergängern.
Hinter dem Park geht es wieder über den Fluss. Nach einem Abschnitt durchs Wohngebiet fährt man auf einem Radweg entlang der Landstraße. Es ging nun wieder weg von Crailsheim. Die letzten 60 Kilometer auf diesem schneereichen Kocher-Jagst-Radweg standen für mich an.
Von Crailsheim nach Aalen
Das Stück ab Crailsheim kannte ich schon. Zumindest „rückwärts“ war ich es ja schon gefahren.
Nach dem Abschnitt neben der Landstraße fährt man bei Jagstheim unmittelbar ein Stück neben der Bahn. Daran erinnerte ich mich auch noch. Hier fährt auch noch eine Bahn. Die eingleisige Bahn führt von Goldshöfe bei Hüttlingen nach Crailsheim.
Nach Randenweiler kommt man durch eine Schneelandschaft bis nach Jagstzell. Man hat einen tollen Blick auf Stimpfach fährt dann den Berg etwas hinauf, kommt durch einen Wald und hat dann das Ziel Jagstzell.
Von Jagstzell sieht man auch vor allem die Bahnanlage. Der Radweg folgt nämlich jetzt weitgehend der Bahn, auch wenn man nicht immer die Gleise sieht.
Es wird jetzt auch nochmal richtig schön und idyllisch! Direkt an der Jagst entlang hat man es richtig schön.
Bei Schweighausen kreuzt man dann mit dem Hohenlohe-Ostalb-Radweg. Dieser führt einen auch über Rindelbach nach Ellwangen an der Jagst.
Auch dieses Stück Radweg war von Flussnähe und Naturnähe geprägt. Es machte nochmal richtig viel Spaß, bevor man nach Ellwangen kam.
In Ellwangen fährt man direkt durch die Altstadt. Dort begrüßte mich ein traditioneller Aufmarsch: Mit Marschmusik, Anzügen und solchen schwarzen Spitzhüten.
Das wäre doch gar nicht nötig gewesen!
Nein, wahrscheinlich waren die nicht meinetwegen gekommen. Ich beobachtete das Schauspiel etwas, das aber auch schnell vorbei war. Dann ging es weiter. Ich musste ja noch nach Aalen.
Das Wetter war jetzt übrigens recht toll geworden und heute war bei den drei Tagen Kocher-Jagst-Schneetour mit Abstand der beste gewesen.
Auch im Folgenden kannte ich mich gut aus. Entlang asphaltierter Radwege geht es, grob weiter dem Flusslauf und der Bahnstrecke folgend, kurz nach Schwabsberg zum Bucher Stausee auf der Gemarkung von Rainau.
Diesen „Römersee“ kannte ich schon sehr gut. Zuletzt war ich hier im verregneten Mai 2021, als ich den Limesradweg fuhr. Genau hier kreuzen sich der Kocher-Jagst-Radweg und der 800 Kilometer lange Limesradweg nochmals.
Allerdings fährt man bei dieser Etappe fast um den See, was ich sehr genoss. Am Limesradweg streift man den See nur.
Nachdem man durch Westhausen, Westerhofen nach Lauchheim gekommen war, stand nun der entscheidende Anstieg des Tages vor einem: Es geht bergauf zum Schloss Kapfenburg.
Auch hier war ich schon öfters gewesen, aber noch nie Bergauf gefahren. Es war nicht so schlimm, wie ich dachte. Nur dass man hier keinen Radstreifen hat. Aber die Steigung lässt sich mit etwas Muskelkraft gut bewältigen und man wird dann eben mit dem Anblick vom Schloss Kapfenburg belohnt.
Über Hülen geht es dann den Berg etwas abwärts. Gleich darauf aber wieder hinauf. Über Simmisweiler erreicht man Brastelburg.
Ich war hier schon oft. Zuletzt bin ich auf dem Schwäbische-Alb-Radweg genau die gleiche Strecke runter nach Aalen gefahren.
Von Brastelburg, wo man auch schon einmal Hühner sieht, geht es dann hinunter nach Unterkochen. Auf dieser Abfahrt muss man aber etwas auf den Verkehr aufpassen. Zudem war es jetzt durch den Wind sehr kalt. Mein Handy hatte keine Lust mehr und ging dabei aus.
Egal. Relative gerade fährt man nun nach Aalen, obwohl es hier nicht mehr so top ausgeschildert ist. In Unterkochen war ich jetzt schon oft und immer wieder von der Radwege-Beschilderung verwirrt. An dieser sollten sie dort mal arbeiten.
Jedenfalls schaffte ich es wohlbehalten wieder in Aalen anzukommen. Der Rundkurs war geschafft! Das Abenteuer Kocher-Jagst-Radweg im Überraschungswinter im April hatte ich in der Tasche.
Ein wunderschöner und spannender Radweg, nicht weit von meiner Heimat, den ich sicherlich bei besserem Wetter nochmals fahren werden.