Nachdem die erste Etappe auf dem Kocher-Jagst-Radweg an diesem Aprilwochenende total verschneit war, sollte die zweite etwas einfacher sein. Es gab zumindest nicht so viel Niederschlag.
Am Morgen vor meiner Wohnung war richtig viel Schnee und ich hatte schon Sorge, ob das alles klappen würde. Aber es schneite nicht mehr und von daher war ich dann doch etwas beruhigt.
Insgesamt ca. 110 Kilometer sollte ich heute auf dem Kocher-Jagst-Radweg absolvieren.
Von Forchtenberg nach Bad Friedrichshall an den Neckarradweg
Das Ziel war nach diesem ersten sehr verschneiten Tag erstmal an den Neckar zu gelangen. Dann würde ich weitersehen. Es war sehr verschneit weiterhin, aber die Radwege waren frei. Das war eben das Gute trotz der schwierigen Situation.
Nach Forchtenberg-Ernsbach geht es erstmal über einen wunderschönen Radweg nach Sindringen. Hier kommt man auch an einem Römer-Monument vorbei…
Interessant ist, dass ich hier ein Jahr zuvor erst war, als ich gemeinsam mit meinem damaligen Gemeinderatskollegen den Limesradweg gefahren bin. Dieser…
Nach Sindringen geht es entspannt über kleine Orte weiter. Es folgen Ohrnberg, wo man kurz die Flussseite – und wieder zurück – wechselt, schließlich Möglingen und Kochersteinsfeld.
Der Radweg ist dort meist asphaltiert. Zwischen Sindringen und Ohrnberg fährt man aber auf zwei Streifen, die in der Mitte durch einen Schotterweg unterbrochen werden. Da muss man sich dann etwas konzentrieren.
Ein Tipp ist auch der Äpfelautomat in Ohrnberg. Da hatte ich mich bedient. Eine sehr gute Idee, dass es nicht nur Milch und Eier an den Automaten gibt. Mit Äpfeln können Radfahrer*innen auch etwas anfangen!
Erst in Neuenstadt an der Kocher ist man wieder in einer größeren Stadt. Hier war auch wieder ein bisschen was los. Aber Rad fuhr heute bei diesem Wetter weiterhin keiner. Womöglich bin ich der einzige Mensch auf der Welt (sic!), der an diesem Schnee-Aprilwochenende den kompletten Kocher-Jagst-Radweg gefahren ist.
Neuenstadt am Kocher ist ganz schön. Die Innenstadt besteht aus einer schönen Kirche mit Fachwerk und besonderem Dach. Dazu gibt es hier weitere schöne Fachwerkhäuser und mit Stein. Leider ist der zentrale Platz, aber ein Parkplatz, so dass es hier fürs Flanieren nicht so toll ist.
Unangenehm ist das, wenn der eigentliche wichtige Platz eben nur für Autos gemacht ist, als Radfahrer hat man kaum Platz.
Von Neuenstadt am Kochers Innenstadt geht es wieder leicht bergab. Dann muss man auf die Beschilderung aufpassen und über die Brücke fahren. So hat man wieder einen wunderschönen Radweg mit Wirtschaftswegen vor sich.
Der Schnee ließ jetzt nach. Denn ich rollte immer mehr ins Neckartal. Dort war es dann nicht mehr grün, sondern weiß.
In Oedheim ging ich noch zum Supermarkt. Anschließend fuhr ich dann nach Bad Friedrichshall ein.
Von Bad Friedrichshall nach Dörzbach an die Jagst
Bad Friedrichshall ist jetzt der Wendepunkt. Ab jetzt fährt man nicht mehr nach Westen, sondern nach Osten.
Die Kocher macht hier eine Schleife. Dort überquert man die Kocher über eine Brücke, um dann auf einem wunderbaren, schnellen Radweg in Richtung Bahnhof zu kommen.
So richtig in die Innenstadt kommt man auf dem Kocher-Jagst-Radweg nicht. Man gelangt zum Nordbahnhöfle, einer heutigen Gaststätte. Das deutet an, dass das hier ein Bahntrassenradweg ist.
Dort kommt man dann zum eigentlichen Bahnhof von Bad Friedrichshall, die Strecke führt hier am Neckar entlang und man kommt hier natürlich auch nach Stuttgart.
Das ist ein besonderer Ort für mich, weil ich mich hier eben wie im S-Bahn- oder Regionalbahn-System von Stuttgart fühle, was natürlich immer eine Heimat ausstrahlt. Während ich die meiste Zeit des Kocher-Jagst-Radwegs im württembergischen Nirgendwo fahre.
Dort steht auch ein Schild: Zum Kochertal und zum Jagsttal. Ich wechsele also von der Kocher zur Jagst. Beide Flüsse fließen in Bad Friedrichshall und Jagstfeld in den Neckar.
Über die Poststraße, die über die Gleise führt, gelangt man nun nach Jagstfeld. Dort fährt man ein Stück entlang am Neckar entlang. Auf der anderen Seite befindet sich Bad Wimpfen, wo ich am Neckarradweg schon oft war.
Der Blick ist von einer Mauer etwas versperrt. Man wechselt jetzt endlich die Richtung. Nun geht es nach der Kirche, dann bald raus aus der Natur und auf einen Schotterradweg. Man gelangt zum Schloss Heuchlingen, was auf einer Anhöhe steht und man begutachten kann.
Nach der Überquerung der Jagst folgen nun kleinere Orte wie Untergriesheim, Herbolzheim, Neudenau, Siglingen und Züttlingen.
Jetzt war es wirklich grün, der Himmel war trüb, aber es war nicht mehr so schneeweiß. Natürlich sollte sich das im Laufe der Etappe noch ändern, da ich ja jetzt wieder an Höhenmetern gewinnen sollte.
Aufgefallen ist mir die schöne, süße Altstadt von Neudenau mit ihren Fachwerkhäusern. Sonst war der Radweg vor allem durch viele Felder und Wirtschaftswege geprägt. Zwischendurch kamen eben die Mini-Orte an der Jagst.
Etwas größer war dann wieder Möckmühl, das einem mit seinem Bahnhof begrüßte. Man muss man dann auf die Beschilderung aufpassen und rechts in die Altstadt von Möckmühl einbiegen. Diese ist auch sehr schön, auch wieder viele Fachwerkhäuser befinden sich hier. Dazu hat man eine schöne Fußgängerzone.
Viel los war bei diesem trüben Wetter nicht. Ich erinnere mich, dass mir die Beschilderung hier etwas unklar war. Jedenfalls muss man über die Hauptstraße auf die andere Seite der Jagst und gelangt noch in einen kleinen Ortsteil von Möckmühl.
Anschließend biegt man links ein und hat einen tollen Radweg vor sich. Dieser führt direkt entlang am Fluss und hat etwas Idyllisches. Nur eine sehr große Autobahnbrücke, die sich über die Landschaft zieht unterbricht das etwas.
Es folgen nur noch Widdern und Olnhausen, das sind aber wirklich kleine Orte.
In Jagsthausen war ich dann ganz fasziniert. Erstens über die Burg Jagsthausen, die mir eher wie ein Schloss erschien. Zweitens war ich hier erst vor ca. einem Jahr gewesen als ich den Limesradweg gefahren bin. Die Steinbrücke war mir in Erinnerung geblieben.
Nachdem man aus Jagsthausen hinausgefahren ist, überquert man über eine Bogenbrücke nochmals die Jagst.
Vor Berlichingen verlässt man die idyllischen Radwege über die Felder und fährt an der Straße entlang. Allerdings ist hier in der Regel ein guter, straßenbegleitender Radweg.
Herausragend ist dann der Ort Kloster Schöntal. Im Ort fiel mir vor allem der kleine Bahnhof Schöntal auf. Dieser war mit rotem Fachwerk versehen, dies sieht man nicht so oft.
Jedenfalls verließ ich diesen schönen kleinen Ort schon bald und war wieder auf einem eigenen Radweg, der umgeben war von etwas Bäumen. Daneben lagen nun die Schienen.
Hier ist eine nicht mehr aktive Bahntrasse. Wie ich später fuhr, gäbe es noch die rechtliche Möglichkeit, hier wieder Züge fahren zu lassen – sofern der politische Wille es wolle.
Die Bahntrasse sollte mich über den ganzen Weg bis Dörzbach noch begleiten. Dort gibt es einen Verein, der die Strecke (in Teilen) unbedingt wieder herstellen will. Einen Teil davon hat er schon ertüchtigt, sehr gut!
Es folgten Bieringen, Westernhausen und Marlach. Inzwischen war das Wetter auch besser. Es sah nicht mehr so stark trüb aus. Dennoch lag, je weiter ich fuhr, hier mehr Schnee als unten im Neckartal.
Man fährt etwas entfernt von der Jagst, meist etwas oberhalb. So kam es auch, dass ich im letzten Ort vor Dörzbach, in Krautheim, ein Stück bergab fahren durfte.
Es ging wieder ins Flusstal. Dort überquert man die Jagst, und fährt auch ihrer linken Seite, aber das hält nicht lang. In Richtung Dörzbach musste man nochmal die Flussseite ändern.
Jedenfalls war es hier sehr ruhig und schön. Ich genoss die letzten Kilometer noch.
Von der Bahntrasse sah man manchmal etwas, in Dörzbach konnte man dann die Gleise sehen, die zum Bahnhof führten.
Ich kam gegen 20 Uhr an. Es wurde schon etwas dunkler, aber es war durchaus noch eine genehme Zeit. Im Restaurant befand sich noch ein Covid-Zentrum, was mich erst irritierte, aber ich fand dann die sympathische Hotelbetreiberin doch schnell.
Diese meinte zu mir, dass sie bei dem Wetter nicht mehr mit mir gerechnet hätte! Aber es gibt ja gar kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Wobei, ehrlich gesagt, irgendwann ist die Kleidung auch mal durch.
Jedenfalls war es an diesem Tag weitgehend zu kaum mehr Niederschlag gekommen. Ich hatte aber das Privileg, den Kocher-Jagst-Radweg einmal im April im Schnee zu fahren. Wer hat das schon?
Am nächsten Tag würde es, meiner Ansicht nach, durch den schönsten Abschnitt des Kocher-Jagst-Radwegs gehen. Das Jagsttal ist hier wirklich gottverlassen, aber wunderschön! Morgen würde ich wieder in Aalen landen…