Auf dieser Etappe des Leine-Heide-Radwegs endete nun die Leine und man erreicht später quasi den unteren Zipfel der „Heide“. Es geht um die Lüneburger Heide, ein Naturschauspiel im Norden von Deutschland.
Jedenfalls war trotz der Schönheit der Strecke etwas schwieriger für mich. Oder anders gesagt: Heute war sogar etwas der Wurm drin.
Denn es fing an mit ein paar Problemen mit der Wegweisung, dann mit heftigem Regen, dann wieder fehlende Wegweisung, langsames Fahren – und am Ende kam noch ein Platter dazu.
So war es irgendwann 17 Uhr und ich hatte noch 60 Kilometer vor mir. Ich würde also im Dunkeln ankommen. Das Hotel in Neuenkirchen (der Neuenkirchener Hof) war aber sehr tolerant, so dass ich auch spät kommen konnte. Zudem war es ein sehr schönes Hotel, wie ich fand.
Dennoch war das wieder eine superschöne Etappe. Man muss dazu sagen, dass auch über 120 Kilometer zu fahren waren. Es ging also auch um die längste Etappe auf meiner Leine-Heide-Radweg-Tour 2022.
Wer die ersten beiden Etappen nachlesen will, der kann das übrigens hier tun:
Von Hannover nach Schwarmstedt
In Hannover startet man noch ganz schön auf dem breiten Radweg entlang der Leine. Der Radweg war sehr schön, aber leider waren hier überall Scherben.
Der Radweg war noch nicht geputzt und ich versuchte mein Gravelbike über die Scherben zu tragen. Das ging auch ganz gut, aber ich vermute, dass mein heutiger späterer Platten damit zu tun hatte.
Aber egal. Jetzt ging es erst einmal los und nach wenigen Kilometern ging es über eine Brücke. Das schien mir ein ganz spannendes Viertel zu sein. Es gab hier eine Strandbar und hier macht es sicherlich Spaß zu verweilen.
Nach der Brücke fährt man wieder an der Leine entlang, die dort in die Ihme geflossen ist. Aber das fällt einem erst so richtig auf, wenn man sich das zu Hause nochmal auf der Karte anschaut. Man hat unterwegs so viel Eindrücke beim Radfahren, dass man nicht alles Wissen parat hat oder geschweige denn nachschauen könnte.
Als ich die Brücke überquert hatte, sah ich ein altes Industriegebäude, das heute vielleicht kulturell genutzt wird? Es sah jedenfalls alternativ aus. Ansonsten geht es weiter durchs Grüne.
Ich war jetzt in Linden-Nord, fuhr aber gleich wieder hier heraus. Ich fuhr an einer gesperrten Brücke vorbei, die für meine Routenführung aber sowieso nicht wichtig war.
Erst die nächste Brücke war nun relevant für mich. Sie führte über eine Schiffsschleuse und ich war wieder nördlich des Flusses. Ein Stück grüner Radweg am Fluss noch und es geht durch das Wohngebiet Letter, was auch noch Teil von Hannover ist.
Von dort geht es über Wirtschaftswege nach Hannover-Seelze. Ich muss ja sagen, dass das Wetter bis dato echt super gewesen ist, doch das sollte sich gleich ändern.
Seelze streift man aber nur, man sieht nicht wirklich etwas davon. Über recht enge, abenteuerliche Wege geht es durch den Wald weiter und dann wieder über Wirtschaftswege.
Es zog jetzt ziemlich zu. Plötzlich, als ich den Mittellandkanal überquerte, fing es erst leicht, dann immer heftiger an zu regnen.
Auf der folgenden Geraden hatte ich auch viel Gegenwind vor mir. Ich versuchte zu pushen und zu pushen, um voranzukommen, aber der Wind war doch recht stark.
Im Folgenden verwirrte mich die Routenführung sehr. Die Beschilderung ist nun nicht mehr gut.
Durch einen Wald geht es bis man irgendwann an einem Kiosk, der Waldschänke, herauskommt. Aber bis dahin war ich mir nicht sicher und verfuhr mich auch etwas wohl. Immerhin war das Wetter jetzt wieder gut, der Regen hatte sich komplett verzogen.
Doch jetzt ist man wieder in der (ungemütlichen) Zivilisation. Entlang einer Hauptstraße, wo aber ein Radweg diese begleitet, geht es nach Schloss Ricklingen. Hier ist aber die Beschilderung endlich wieder klar.
Ein Schloss sah ich hier zwar nicht, aber es soll eins geben, nach dem Ort benannt ist. Eine Kirche sah ich lediglich, die ganz hervorragend hergerichtet ist.
Jetzt hieß es wieder abwechselnd Wirtschaftswege und auch einen schönen Wald bis man nach Bordenau kommt. Die Leine sieht man nicht mehr, man folgt ihr aber etwas entfernt von ihr, ihrem Verlauf.
Nach Bordenau mit seinen vielen Klinkerbauten fährt man durch den Wald und kommt am Bordenauer See vorbei. Schon bald ist man bei Neustadt am Rübenberge. Ich hatte erwartet, dass man durch die Stadt auch durchkommt, aber Pustekuchen!
Man sieht gar nichts von Neustadt am Rübenberge und fährt hier vorbei.
Nur das Industriegebiet von Neustadt sieht man. Da ist es wichtig zu beachten: Nicht nach links in das Industriegebiet reinfahren (wie ich das tat), sondern geradeaus in den Feldweg.
Dazu muss man erst die Straße überqueren und das ist auf den ersten Blick eben gar nicht intuitiv. Außerdem standen hier keine Schilder, die in die Richtung weisen. Erst später auf dem holprigen Radweg sieht man wieder Schilder.
Das Wetter war nach dem kleinen Regeneinbruch vom Vormittag wieder echt top und ich versuchte mich weiter fortzubewegen, aber manchmal war halt die Beschilderung ein Hindernis fürs schnelle Vorankommen.
Nach dem Feldweg, der nicht gut ausgebaut war, folgt nun Suttorf. Ab dort aber ist der Leine-Heide-Radweg wieder gut ausgebaut und asphaltiert. Es folgt als nächstes Bosse und dann Wulfelade, wo ich diesen schönen Stein sah, der den Leinebogen darstellen soll. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube hier geht es um einen alten Arm der Leine. Denn die offizielle, wasserreiche Leine führt nicht unmittelbar an Wulfelade vorbei.
Es wechseln sich auf dem Weg bis Schwarmstedt nun unterschiedliche Radwege-Beschaffenheiten ab. Man ist immer fernab des großen Verkehrs. Manchmal hat man gut ausgebauten Asphalt, manchmal Schotter und an ein paar Stellen muss man fast schon über Wiese fahren, wobei ein kleiner Streifen da ist.
Für Rennradfahrer ist diese Route definitiv nichts. Aber mit einem E-Bike oder wie ich mit einem Gravelbike kommt man voran.
In Amedorf gibt es etwas abseits des offiziellen Radwegs einen Supermarkt. Da deckte ich mich mit dem nötigsten ein. Denn meine Vorräte gingen langsam aber sicher zu Ende. Energie braucht es zum Radfahren!
Vor Niedernstöcken geschah es dann: Ich hatte einen Platten. Keine Ahnung warum so richtig, aber da steckt man ja nie drin. Wahrscheinlich bin ich auch über zu viel über Scherben gefahren. Es war jedenfalls der Vorderreifen.
Mit Geduld reparierte ich das ganze, ich hatte ja immer alles dabei, und konnte dann mit etwas zu wenig Luft weiterfahren.
Nach Niedernstöcken folgt erst ein Schotterweg. Etwas Angst hatte ich, aber es ging alles gut.
Der Ort selbst hatte nicht viel zu bieten, außer den toll aussehenden Klinkergebäuden, die es hier ja überall gab. Schön sieht das auf jeden Fall aus!
Via Grindau kommt man schließlich und endlich nach Schwarmstedt. Die Gemeinde ist jetzt etwas größer, hier könnte man auch wieder einkaufen. Man fährt hier durchs Wohngebiet und dann auf eine große Straße zu, die aber mit einem Radweg versehen ist.
Von Schwarmstedt nach Neuenkirchen
Schwarmstedt liegt südlich der Aller und damit am Allerradweg. Erst zwei Jahre zuvor war ich hier gewesen und ein Stück von Schwarmstedt nach Verden gefahren. Ein Stück würde ich dem damaligen Radweg folgen.
Der Radweg folgt hier erst der wunderschönen Aller. Besonderes Highlight ist die Windmühle bei Bothmer, auch Bothmer-Mühle genannt. Diese hatte ich schon 2020 besucht, als ich eine Allerradweg-Etappe gefahren war.
Nach Bothmer verlässt man auch wieder die Straße, der man aus Schwarmstedt heraus gefolgt ist. Vor der Mühle fährt man rechts rein, an ihr vorbei und wieder in die freie und schöne Natur. Der folgende kurze Part gehört zu den schöneren Abschnitten am Leine-Heide-Radweg.
Bis Grethem geht es über unterschiedlich gut ausgebaute Radwege durch diese schöne Natur. Die Leine ist aber etwas weit weg, so dass man sie sehen könnte.
Bei Grethem ist auch der Punkt in der Nähe, an dem die Leine in die Aller fließt. Aber man sieht das nicht vom Radweg aus, sondern müsste hier wohl einen Spaziergang machen. Dazu hatte ich aber überhaupt gar keine Zeit. Es war ja jetzt schon spät und ich musste schnell weiter.
Man kommt an einem Bio-Hofladen vorbei. Bis Büchten folgt man der Straße (mit Radweg) und dann geht es über einen Wirtschaftsweg nach Ahlden.
Das Schloss Ahlden, das wohl ein Kunstauktionshaus ist, begrüßt einen dort im Prinzip. Das ist aber lediglich angeschrieben. In Wirklichkeit ist es eben von sehr vielen Bäumen verdeckt, das man nicht richtig viel davon sieht.
Rechts geht es dann über die alte Leine (ein wohl übriggebliebener Flussarm) bis nach Hodenhagen. Das ist etwas größer, hat auch einen Bahnhof und etwas Verkehr. Aber auch hier war die Leine-Heide-Radweg-Beschilderung nicht optimal, ich musste mich mit der Karte zurechtfinden.
Eigentlich muss man aber hier einfach nur durch die Stadt fahren und fährt rechts hinter dem Bahnhof dann wieder aus dieser heraus. Aber man muss es halt wissen!
Ab dann folgt ein langer Asphaltradweg durch den Wald. Das kam mir ganz gelegen. Ich wollte ja jetzt schnell Kilometer machen.
Durch das folgende Düshorn düste ich nur so durch. Wichtig war es dann hinter dem Ort nicht blind der Straße zu folgen, sondern rechts abzubiegen. Es geht dann nach rechts, nicht mehr an der Straße nach Walshorn entlang.
Erst etwas Schotter (aber sehr gut fahrbarer), dann Asphalt folgt man nach Rödershofen. Später dann doch wieder etwas Schotter und in Meiningen schließlich asphaltiert.
Über einen Feldweg, wo man endlich wieder einen weiten Blick hat, geht es nach Bad Fallingbostel. Jetzt war es noch hell, aber ich wusste, nicht mehr lange und es würde dann dämmern. Mal gucken wie ich Soltau ankommen würde.
Bis Soltau waren es noch 21 Kilometer. Dann würden nochmal 11 bis Neuenkirchen folgen. Immerhin noch 32 Kilometer to go!
Nach der Fahrt durch die Stadt folgte wieder ein gut asphaltierte Radweg, auf dem ich Strecke machen konnte.
Man kommt in Dorfmark an und landet von einer Nebenstraße aus auf einer Hauptstraße. Dort ragt eine große Mühle empor. „Bommühle Wil. Bösling Dorfmark“ steht dort. Aktiv sieht sie aber nicht mehr aus.
Unten waren Boote platziert, wahrscheinlich wurde sie touristisch umfunktioniert, wie so vieles in dieser Zeit.
Dorfmark hat einen wunderschönen Dorfplatz, auf dem wirklich gar nichts los war am Abend. Steine sind dort rund um eine Statue angeordnet und man sieht ein Fachwerkhaus. Schön hergerichtet – das alles!
Zuerst über landwirtschaftliches Gebiet, dann durch den Wald fährt man schließlich nach Soltau. Teilweise ist die Straße hier auch für Autos befahrbar, viel ist aber wirklich nicht los.
Ab Imbrock begann es zu dämmern. Ich kam in leicht dämmrigem Zustand in Soltau an.
Dort ist nun eher wieder etwas los, auch wenn man merkte, dass auch hier langsam die Bürgersteige hochklappten. Nett sieht es hier schon aus. In der Dämmerung lugte ich noch kurz in die Innenstadt. Viel Klinker sah man wieder und eine schöne Fußgängerzone mit vielen Restaurants.
Etwas fährt man noch durchs Wohngebiet, ein Asphaltweg folgt, doch dann wird es recht urig. Ein wassergebundene(r) Wegedecke erwartet einen. Ab dem kleinen Weiler Wiedingen ist es noch etwas asphaltiert.
Anschließend geht es zwar leicht bergab, aber eben auch durch ziemlich wurzeliges Gelände, wie ich mich entsinne. Das schwerste kam also, als es stockdunkel war und ich im Wald war.
Das machte jetzt gerade nicht mehr so viel Spaß. Aber auch die letzten 11 Kilometer absolvierte ich.
Froh war ich, hier in Neuenkirchen angekommen zu sein! Das gröbste war jetzt geschafft. Heute war etwas der Wurm drin, aber so richtig beunruhigt mich so etwas nicht mehr. Ich weiß, was ich kann und will und manchmal gibt es halt solche Etappen. Radreisen härtet einen ab und Angst hat man auch wenig.
Das Hotel in Neuenkirchen war wie gesagt wunderschön! Morgen würde ich dann nach Hamburg kommen und die wunderschöne Lüneburger Heide besuchen. Es sollte aber auch der regnerischste Tag werden.