Die letzte Mainradweg-Etappe! Bald hatte ich die ca. 560 Kilometer geschafft. Doch erstmal musste ich es von Wertheim in Baden-Württemberg über Aschaffenburg nach Mainaschaff schaffen. Der Schluss der Etappe war wieder in Bayern.
Die Übernachtung war allerdings nicht in Mainaschaff, sondern auf der gegenüberliegenden Seite in Stockstadt gewesen.
Problematisch war, dass die eigentlich gute Brücke zwischen Mainaschaff und Stockstadt für Radfahrer gesperrt war. Am Vortag war ich den ganzen Weg außen herum gefahren, um den Main zu überwinden.
Doch an diesem Morgen entdeckte ich, dass ich einfach mit dem Zug von Stockstadt nach Mainaschaff fahren konnte. Die Brücke ließ sich mit der Bahn also in wenigen Minuten überwinden.
Also war ich zum Start des Radwegs also wieder in Mainaschaff. Heute würde ich durch wichtige große Städte kommen. Ich war jetzt im Rhein-Main-Gebiet.
Hanau, Offenbach, das große Frankfurt am Main, die Landeshauptstadt Wiesbaden Hessens und Mainz – wieder eine Landeshauptstadt – standen auf dem Programm. Die dann nur von Rheinland-Pfalz.
Das Wetter war am Beginn etwas trüber, aber es sollte besser werden im Laufe des Tages.
Start letztes Stück Mainradweg von Mainaschaff in den Süden Hanaus
Von Mainaschaff nach Seligenstadt
Eng am Main entlang fahrend kommt man vor Hanau noch durch kleinere Dörfer, wobei man eher an ihnen vorbeischrammt. Die Kerne der Dörfer sind dann doch etwas entfernt vom Main, so dass man vor allem viel Fluss sieht.
Vorteil ist aber auf dem Weg: Es kommen viele Abschnitte mit Wiesen und Wäldern. Viel grün gibt es vor dem Speckgürtel der großen Städte, die nun innerhalb von ein paar Kilometern folgen.
Für Deutschland sind ja Hanau, Frankfurt, Wiesbaden und Mainz fast schon Metropolen oder weltweit gesehen zumindest eine Metropole.
Jedenfalls fühlt sich es in Mainaschafft schon so an, obwohl es noch zu Bayern gehört, dass es sich auch etwas zum Rhein-Main-Gebiet hinzugezogen fühlt.
Hier sieht man schon größere Wohn-Hochhäuser und Frankfurt ist eben näher hier als Würzburg.
Man gelangt sogar an einen Schotterweg entlang des Mains hinter Mainaschaff. Doch das ist nur kurz. In Richtung Seligenstadt ist aber mehr Aspahltradweg.
Die letzten bayrische Orte sind schließlich Kleinostheim und Dettingen. Nach letzterem überquert man eine Mainbrücke, die gleichzeitig Bayern und Hessen voneinander trennt.
Die Brücke heißt Kilianusbrücke und hat eine elegante, bogenförmige Form.
Von Seligenstadt nach Hanau
Seligenstadt ist eine wundervolle Kleinstadt mit mittelalterlicher Mauer und mit der St. Marcellinus und Petrus eine dreischiffige Basilikakirche, die früher Teil eines Klosters war. Jedenfalls sieht diese Brücke beeindruckend aus. Ich sah sie hinter den Mauern hervorblitzen.
Von Seligenstadt aus kann man auch mit der Fahrradfähre weiterfahren. Doch ich bliebt auf meiner Mainseite nun. Das Wetter wurde auch immer besser und immer mehr Fahrradfahrer begrüßten einen.
Nach diesem Highlight am Mainradweg gelangt man schon bald zu den südwestlichen Ausläufern Hanaus.
Erst folgt noch Hainburg, aber in Klein-Auheim befindet man sich nun schon in Hanau. Hier sieht man gegenüberliegend schon viel Industrie. Mehr Menschen sind auf dem Weg, es wird voller sowohl an Spaziergängern und Radlern.
Von Hainburg aus sieht man übrigens ein Steinkohlekraftwerk, was sich auf der rechten Mainseite befindet und „Kraftwerk Staudinger“ heißt. Irgendwann wird dieses wohl abgeschaltet werden (Stichwort Kohleausstieg).
Von Hanau via Frankfurt am Main nach Mainz-Kostheim
Von Hanau nach Frankfurt am Main (via Offenbach)
Durch ganz Hanau fährt man eng am Rhein, ohne jedoch auf die andere Seite der Stadt zu kommen. Hier ist es schön grün und zu großen Teilen bewaldet, was den Radweg besonders schön macht.
Auf der linken Seite des Mains befinden sich nur Klein-Auheim und Steinheim am Main. Die Innenstadt und der größere Teil der Stadt ist auf der anderen Seite.
Jedoch selbst von diesen Teilen Hanaus sieht man nicht unbedingt viel. Dafür ist der Radweg am Main schön grün und man fährt durch bewaldetes Gebiet.
Man fährt durch die Steinheimer Mainbrücke. Diese verbindet die Bahnstation Steinheim hier in der Nähe mit dem Hauptbahnhof von Hanau.
Diese Brücke müsste man übrigens auch überqueren, um in die Innenstadt Hanaus zu gelangen! Hinter Hanau Wegesrand fand ich noch – durch ein bewaldete Ufergebiet ganz viele Holzfiguren, die am Uferrand und in einem kleinen Haus ausgestellt waren. Spannend!
Der folgende Abschnitt ist weiterhin schön und grün. Zwar fährt man eigentlich durch dicht besiedeltes Gebiet, doch direkt am Main befinden sich keine Siedlingen (außer ein paar Gasthäuser).
Das ist für einen touristischen Radweg natürlich so perfekt. Es folgen nun die Orte Dietesheim, Mühlheim am Main, Rumpenheim und Bürgel. Letztere beiden Orte sind schon Stadteile von Offenbach am Main, der nächsten großen Stadt hier im Rhein-Main-Gebiet.
In Rumpenheim überschiffte ich mit einer Fähre kurz auf die andere Seite und wieder zurück. Ich war früher oft in Maintal und besuchte da jemanden, der ein Tonstudio hatte. Früher war ja mein großes Ziel Musiker zu werden. Doch irgendwann gab ich das Ziel auf (Musik mache ich dennoch noch gerne).
Kurz vor Offenbach am Main wurde es voller und voller. Mit Menschen, Radfahrer/innen und Spaziergänger/innen. Auch in Offenbach gibt es einen Mainuferpark, der direkt am Main liegt.
Man gelangt am Offenbacher Hafengebiet vorbei, das ich mit seinen Hochhäusern, der Architektur und den weite Plätzen sehr beeindrucken fand.
Ich kann das mir hier richtig gut vorstellen, wenn top Sommerwetter ist, das da viele Menschen diesen Platz am Hafen säumen. Jedoch war es ja heute etwas trüb. Es war gutes Fahrradwetter, aber der Himmel war mit Wolken behangen.
Am Mainkai entlang findet man dann eine Vielzahl von Graffities vor – wahrscheinlich eine legale Graffiti-Fläche. Mir fiel natürlich eines mit Amelie auf, wo geschrieben steht: „Habe immer mehr Träume, als die Realität zerstören kann.“ Ja, das habe ich übrigens! (Obwohl ich eigentlich mich als Realist ansehen würde.)
Nachdem man unter der Kaiserleibrückebrücke, einer Schnellstraßenbrücke, vorbeigekommen ist, erblickt man erstmals die Skyline Frankurts, sicherlich ein Highlight des Radwegs.
Nachdem man soo viel durch ländlichen und ruhigen Raum am Main gekommen ist, ist dieses Frankfurt am Main natürlich ein krasser Kontrast.
Aber auch hier wieder vom Radfahrerlebnis top:
Die komplette Zeit durch Frankfurt am Main geht es nur durch Parks und am Ufer entlang.
Direkt vor der EZB, der Europäischen Zentralbank, gönnte ich mir eine Pause auf einer Bank. Die EZB ist auf dem von hier aus nördlichen Main-Ufer wie eigentlich die ganze Stadt.
Hauptbahnhof, Konstabler Wache, die Zeil, der Römer – das alles spielt sich im Norden des Mains ab.
Dennoch war hier unglaublich viel los, so dass man sich als Radfahrer seinen Platz suchen musste. Ich hielt immer wieder an, um die beeindruckende Skyline zu betrachten und zu fotografieren.
Erst gegenüber vom Gutleutviertel, in Sachsenhausen wurde es ruhiger. Schlagartig war der ganze Publikumsverkehr weg und ich war wieder allein, allein. Jetzt war die Stadt weg.
Aber das war auch gut so; denn jetzt konnte ich wieder ordentlich Pace geben. Ich fuhr bis zur Europabrücke, lieh da kurz jemandem Werkzeug aus, der es brauchte. Unter dieser Brücke war dann das Schild: Noch 30 Kilometer bis zum Rhein bzw. nach Mainz-Kastel (Teil von Wiesbaden).
Von Frankfurt am Main nach Mainz-Kostheim (Wiesbaden)
Frankfurt hatte ich also durchquert und das endgültige Ziel des Mainradwegs schien jetzt erreichbar zu sein. Ich freute mich, wäre mir nämlich in dem Moment über die Kilometerzahl nicht im Klaren gewesen.
Nach den Schwanheimer Brücke, man ist immer noch südlich des Mains, muss man abbiegen um den Industriepark Höchst zu umfahren.
Hier wird es etwas ungemütlich und jetzt muss man genauer auf die Beschilderung aufpassen. Ich bog einmal falsch ab und wäre fast zum Frankfurter Flughafen gefahren. Leider hatte ich mich also verfahren und musste umkehren.
Aber egal. Irgendwie gelangte ich zum Industriepark Höchst, der beeindruckend groß ist, aber Sonntags ist es natürlich hier ruhig. Das war ein Vorteil, denn so konnte man leichter radfahren. Ich war nicht der einzige hier. Jetzt gab es wieder mehr Radler, die unterwegs waren.
Man überquert schließlich eine Brücke, um nach Sindlingen zu kommen.
Nach Sindlingen ist man auf der nördlichen Mainseite und hat viel Park und Wald vor sich. Diesen Abschnitt des Radwegs mochte ich sehr gerne, er machte viel Spaß. Nach urbanem Gebiet, folgt jetzt noch einmal etwas mehr Ruhe.
Okriftel, Eddersheim, Flörsheim am Main und Falkenberg folgen noch, bevor man nach Wiesbaden gelangt.
Bei Okriftel gönnte ich mir noch ein Crêpes, ein süßes Crêpes mit Bananen, soweit ich mich noch entsinne. Ich setzte mich auf die Wiese und gönnte mir dieses leckere Crêpes sehr hart. Manchmal muss man halt auch genießen!
Hier waren ein paar Bierbänke aufgestellt. Anscheinend war hier ein kleines Café mit angeschlossenem Crêpes.
Nach Eddersheim kam ein Stück Schotterweg und nach Flörsheim folgte ein sehr großes Weingebiet, durch das man direkt durchfuhr. Genauer befand sich dieses zwischen Falkenberg (Keramag) und Hochheim am Main.
Nun war es soweit – das Ziel war fast erreicht:
Zuerst folgt Mainz-Kostheim, anschließend Mainz-Kastel. Aus historischen Gründen gehören diese beiden Ortsteile zu Wiesbaden. Die US-Amerikaner hatten das damals so veranlasst und seitdem ist es nie rückgängig gemacht worden. Das hat ja bis heute dramatische Folgen, da der Rhein jetzt die Grenze zwischen zwei Bundesländer ist: Zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz.
Zu guter letzt geht es hier auch um zwei Landeshauptstädte. Beide sind also sehr wichtig für das jeweilige Bundesland.
Wie dem auch sei, sind diese beiden Ortsteile von Wiesbaden die letzten beiden am Main. Dennoch war mein Ziel Mainz, denn dort hatte ich eine sehr gute Übernachtungsmöglichkeit.
Mainz fühlt sich auf irgendwie wie das „natürliche Ziel“ des Mainradwegs an, obwohl eben das offizielle Ende in Mainz-Kastel ist.
Glücklich, zufrieden und stolz war ich, den kompleten Mainradweg geschafft zu haben. Ehrlich muss man aber auch sagen, mit einem Gravelbike und mit diesem flachen Höhenprofil ist der Radweg gut und einfach in diesen 6 Tagen zu schaffen.
Wer mehr genießen will und mehr anschauen will, kann natürlich auch weniger einplanen. Für mich ist das aber genau so richtig, wenn ich ca. 100 Kilometer am Tag fahre.
Einen weiteren großen touristischen Radweg durch mehrere, sehr unterschiedliche Regionen hatte ich geschafft. Ich kann den Mainradweg durchweg nur empfehlen. Wenig ist hier los, aber wird einem ein ruhiger, verkehrsarmer Radweg mit kulinarischen Highlights geboten!