Die letzte Etappe der Nord-Süd-Route der Schweiz war die Kirsche auf der Torte. Gefühlt hatte ich es schon geschafft, aber es gab heute noch mindestens zwei Highlights zu schaffen:
- Der Monte Ceneri, ein spannender Anstieg
- Rund um den Luganer See zu fahren
Chiasso ist der südlichste Punkt der Schweiz. Hier ist man fast in Italien. Ich war stolz es vom Norden in Basel bis in den Süden der Schweiz geschafft zu haben. Durch das kleine Land benötigt man hier nur 370 Kilometer.
Allerdings sind diese unfassbar abwechslungsreich und spannend. Ich liebe die Schweiz wirklich für diese diversen Landschaften.
Das letzte Stück hatte also auch nochmal einiges zu bieten. Allerdings war es am Beginn regnerisch, was aber später nachließ. Als ich in Chiasso angekommen war, begann aber nochmal heftiger Regen. Da saß ich dann allerdings schon im Restaurant.
Wer gerne nochmals nachlesen will, der kann hier die drei ersten Etappen checken:
- 1. Etappe: Von Basel nach Sursee
- 2. Etappe: Von Sursee nach Göschenen
- 3. Etappe: Von Göschenen über den Gotthardpass nach Bellinzona
Von Bellinzona zum Flughafen Agno (kurz vor dem Comer See)
Am Vortag hatte ich mir ja Bellinzona nicht angeschaut, da ich kurz vor der Stadt im Hotel übernachtet hatte. Am Morgen regnete es schon heftig. Ich wollte mir dennoch die Stadt anschauen.
An dem Ortsschild Bellinzonas und dem Campingplatz vorbei, gelangt man in die Stadt. Man muss dann abbiegen. Denn die Nord-Süd-Route führt nicht direkt durch die Altstadt. Ein kleiner Umweg war vonnöten.
Bellinzona hat etwas Italienisches. Hoch oben trohnt eine Burg (es gibt allerdings mehrere). Zudem besteht die Altstadt aus einer ausgedehnten Fußgängerzone mit breiten Wegen. Heute war hier sogar Markt, auch wenn dieser natürlich etwas eingeschränkt war wegen des Regens.
Dazu gibt es viele verzierte Gebäude. Teilweise haben sie Säulen. Architektonisch ist das alles sehr spannend.
Nachdem ich mir die wunderschöne Altstadt angeschaut hatte, ging es wieder zurück auf den Radweg. In einem Wohngebiet hatte ich die Beschilderung verlassen. Über dieses geht es dann raus aus der Stadt. Man muss gut auf die Beschilderung aufpassen.
Nach noch etwas urbanem und vorstädtischem Industriegebiet geht jetzt erstmal über Feldwege. Der Regen ließ dankenswerterweise etwas nach. Der Radweg war aber flach und gut asphaltiert. Das Ziel ist jetzt Cadenazzo. Zuerst kommt man noch in Giubiasco vorbei.
Man verlässt nun auch den Fluss Ticino. In linker Richtung geht es nach Süden nach Cadenazzo.
Unten an der Stadt angekommen, überquert man eine zuerst eine Eisenbahnbrücke und schließlich eine Autobahn-Brücke, die Via San Gottardo.
Im Dorf geht es dann erstmal ein Stück bergauf. Man erblickt dabei die wunderschöne Kirche.
Allerdings war es das mit dem heftigen Anstieg im Dorf noch nicht. Nach Cadenazzo verlässt man den Ort wieder auf einer Straße. Einen eigenen Radstreifen gibt es nicht.
Deshalb muss man sich den Berg „Monte Ceneri“ neben dem Autoverkehr durchkämpfen. Weiter oben ist die Straße breiter und man hat einen eigenen Streifen. Aber ganz ungefährlich ist das auch nicht.
Ansonsten macht der Berg aber Spaß und es war gut, dass ich nochmal ein bisschen Alpenfeeling hatte.
Also ich oben am Monte Ceneri war, sah ich einen einsamen Menschen am Straßenrand. Ich wunderte mich, was er da machte. Er war gut ausgerüstet und sah wie ein Bergsteiger aus. Just ein paar Minuten später kam ein Hubschrauber. Das war wirklich beeindruckend. Laut und beeindruckend.
Der Berg hat jetzt nicht so das idyllische Flair. Hier ist eine Tankstelle. Einen großen Platz gibt es aber zum Verweilen.
Es geht jetzt natürlich bergab. Ein kurzes heftiges Stück auf der Straße und anschließend folgt ein Radweg, der einen an der Stadt Rivera vorbeiführt. Ein bisschen berührt man die Bahngleise und das Wohngebiet.
Hinter Rivera ist man dann neben der Autobahn, hat aber weiter seinen eigenen Radweg. Manchmal muss man sich an Schotter gewöhnen.
Das ganze Tal folgt dem Fluss Vedeggio, es geht auch leicht bergab. Schwierig zu fahren ist es nicht.
Bei Sigirino ist man ganz kurz am Fluss und fährt durch den Wald.
Bei Toricella-Taverne fährt man an ganz viel Kunst vorbei. Auf einer Mauer sind kleine Kunstwerke eingraviert, verschiedene bunte Bilder.
Nach einem hin und her ist man dann schließlich auf einem geraden Radweg in Richtung Flugplatz. Von dort aus ist es nicht mehr weit zum Luganer See.
Über einen Schotterweg entlang des Flusses Vedeggio geht es das letzte Stück zum Flugplatz. Obwohl er bei Bioggio ist, heißt er Flughafen Lugano-Agno. Derzeit fliegen hier keine Flüge ab, zumindest keine für den Linienverkehr. Aufgrund der Covid-Situation musste er wohl Insolvenz anmelden.
Kurz vor dem Flughafen machte ich auf einer Bank Pause. Ich genoss die Ruhe und aß etwas.
So richtig viel sehen konnte ich von ihm nicht, es scheinen hier Leichtflugzeuge zu fliegen. Der Ort hier heißt Bioggio, wonach auch der Flughafen benannt ist.
Vom Flughafen Agno über den Luganer See bis nach Chiasso
Nun fährt man geradeaus weiter und hat direkt neben sich die Flug-Landebahn. Es gibt aber nach einem kurzen Stück Straße einen Radweg entlang des Flusses. Einige Radler waren hier auch unterwegs.
Hinter dem Flugplatz könnte man jetzt nach Lugano weiterfahren. Ich tat das natürlich nicht.
Dennoch geht es ganz kurz in dieselbe Richtung. Erstmal muss man nach links von dem Fluss Vedeggio weg, der unmittelbar darauf übrigens in den Luganer See fließt.
Es geht einfach weiter auf der Straße. Man fährt auf einer Kurve weiter. Nach Lugano hätte man nach links in die andere Hauptstraße einbiegen müssen.
Jedenfalls wurde das Wetter immer besser. Die Sonne lugte hinaus und ich durfte jetzt ins Urlaubsgebiet fahren.
Durch die kleinen Dörfer neben dem Luganer See war es besonders schön. Das Ganze hat hier schon etwas Mittelmeer-Flair. Es gibt hier sogar Palmen. Ich bin mir nicht sicher, ob die hier natürlich wachsen. Aber der Kontrast ist krass: Ein Tag zuvor noch Alpen, Wander und Skigebiet – jetzt Palmen und Meer-Feeling!
Bei Figino muss man mal kurz einen Anstieg hoch, sonst bleibt man strikt an der Küste. Diese ist mit Gebäuden und auch Sträuchern verhangen. Hin und wieder gibt es einen Hafen und man hat einen tollen Blick auf den See. Auf der anderen Seite ist Italien.
Verkehr war hier schon ein bisschen los, aber es ging. Ich kann mir vorstellen, dass es im Sommer an dieser Küstenstraße doch ganz anders aussieht.
Morcote ist dann der südlichste Punkt dieses kurzen Abschnitts um den Luganer See. Dort gibt es auch einige Restaurants und Cafés. Eine tolle Stimmung war dort!
Weiter geht es auf der Straße. Das nächste Ziel ist schließlich Melide.
Dort war ordentlich etwas los. Hier war gerade ein Fußballspiel. Um den Fußballplatz fährt man herum. Anschließend kommt der Erlebnispark „Swiss Miniatur“.
Dort werden Berge ausgestellt, allerdings sieht man im Hintergrund auch echte Berge. Also man kann die Schweiz im Kleinen anschauen oder einfach gucken: Dann sieht man sie im großen.
Jedenfalls fährt man nun über eine sehr große Brücke über den Luganer See. Das Ziel ist auf der anderen Seite Bissone. Die Brücke heißt Ponte Diga di Melida.
Dort führt eine Straße darüber, eine Eisenbahnstrecke. Ein Radweg und auch ein wunderschöner Fußgängerweg.
Bissone ist dann auch sehr schön, an der Promenade kann man weit auf den Luganer See sehen. Von der kleinen Stadt sind es wenige Kilometer nach Marrogia und Melano.
Wieder fährt man viel zu viel auf der Straße, aber es ist schon machbar. Zu viel Verkehr ist hier nicht. Ich weiß nicht, ob ich den Radweg so in der Urlaubssaison fahren würde.
Von Marrogia ist das markanteste die Bahnstation, durch die ich auch am nächsten Tag auf dem Rückweg in Richtung Deutschland durchfahren würde.
In Melano führt der Weg nach der Beschilderung kurz ab der Straße in die malerische Innenstadt. Viele schöne alte steinerne Gebäude befinden sich hier. Italienisches Flair mal wieder – das Tessin lohnt sich halt.
Nun verlässt man die Straße und fährt wieder auf die Straße. Es geht nach Capolago. Dort verlässt man schließlich den Luganer See. Ein kurzer sehnsüchtiger Blick zurück sei hier aber durchaus erlaubt!
Highlight in Capolago ist die Zahnradbahn, die hier auch herumstand. Man kommt direkt an einem Bahnhof vorbei.
Jetzt geht es endlich weg von der großen Hauptstraße und man fährt durch Nebenstraßen. Allerdings ist man jetzt komplett im urbanen Gebiet. Zudem wird es nochmal etwas hügeliger.
Bis nach Mendriso hoch fährt man auf einem Anstieg. Die Innenstadt hat nochmal etwas Schönes. Man merkt aber, hier ist es gleichzeitig etwas belebter. Viel war aber ob des Regentages auch nicht los.
Von Mendriso sind es nur noch ungefähr 10 Kilometer bis nach Chiasso.
Etwas kommt man nochmal aus dem „Urbanen“ heraus, man hat eine tolle Aussicht auf Chiasso, aber eben erst in Coldrerio.
Hier geht es den Berg hinunter über Weinberge. Am Kreisverkehr geht es geradeaus, sodass man schon fast südlich von Chiasso ist und nach einem Abbiegen nur noch geradeaus fahren muss. Hier ist man auch an der italienischen Grenze von der westlichen Seite Chiassos ausgesehen. Ich übertrat diese nicht.
Nach dem Abbiegen befindet man sich südlich der Bahnstrecke, die direkt nach Chiasso führt. Auf einem Schotterweg, der teilweise rot aussieht, geht es nur geradeaus.
Ein paar Leute waren unterwegs. Es fing jetzt wieder an zu tröpfeln und es dämmerte langsam. Als ich in Chiasso sollte es schon etwas dunkel sein.
Um zum Zielpunkt der Nord-Süd-Route zu gelangen, muss man noch mal durch eine Unterführung, über das ganze Gleisgelände. Chiasso ist eine Eisenbahnstadt! Das merkt man.
Direkt am Bahnhof, der nicht weit von der italienischen Grenze ist, ist dann der Endpunkt der Route. Hier war schon ein bisschen etwas los. Aber dennoch war die Stadt sehr ruhig. Ich fand nur ein offenes Restaurant. Unter anderem aßen hier auch Bahner von der SBB. Ich war zufrieden es geschafft zu haben. Jetzt schüttete es in Massen, während ich schon im Trockenen saß.
Mit dem Zug würde ich noch zurück nach Lugano fahren, um dort zu übernachten. Am nächsten Morgen durfte ich durch den Gotthardtunnel wieder nach Hause fahren. Die Nord-Süd-Route der Schweiz hatte ich aber wirklich ins Herz geschlossen – und das sage ich nicht bei jeder Radroute!