Die zweite Etappe an der Nord-Süd-Route der Schweiz sollte durchaus anspruchsvoller werden als die erste. Denn heute würde ich die ersten Schritte, besser Umdrehungen in Richtung Gotthard machen.
Zuerst jedoch hatte ich eine spannende und abwechslungsreiche Etappe auf der Nord-Süd-Route in der Schweiz vor mir: Unter anderem ging es übers schöne Luzern, mit dem Schiff über den Vierwaldstättersee und an einem Wilhelm-Tell-Denkmal vorbei. Letzteres sah ich aber nur, da ich mich verfahren hatte.
Während die erste Etappe nur einen Anstieg zu verzeichnen hatte, den Schaffmatt, der machbar war. Ging es am Schluss der Etappe in Richtung Göschenen nur noch bergauf. Hier geht es zu den legendären Bergen der Schweiz, z.B. dem Oberalppass oder auch dem Gotthard.
Die erste Etappe kann man hier nochmal nachlesen: 1. Etappe Nord-Süd-Route (Schweiz) von Basel nach Sursee.
Die Tour heute startet allerdings ganz gemütlich in Sursee. Man fährt durch die wunderschöne Altstadt durch und kommt schließlich zum See.
Von Sursee nach Luzern
Lustigerweise begrüßte mich in Sursee, in der Altstadt, noch schweizerisches Militär. Das wäre gar nicht nötig gewesen. Ich fühlte mich auch so sicher!
Jedenfalls fährt man nach der Altstadt Sursees auf der Hauptstraße weiter, um dann auf einen eigenen Radweg abzubiegen, der direkt am See vorbeiführt.
Zuerst kommt man am Strandbad Sursee vorbei. Hier war nicht viel los, aber es war ja auch schon Herbst.
Auf dem Seeweg kommt man dann am Fluss vorbei. Oft sind Büsche vor ihm, aber zwischendurch kann man auf den Sursee blicken. Das ist ein wunderbare, idyllischer Start für diesen Tag. Etwas kalt war es noch, aber durchaus schön. Es war top Wetter.
Der Seeweg geht dann in eine Straße über. Auf dieser fährt man nach Sempach ein. Man auf dem Weg dorthin schon einen tollen Blick auf die dort herausragende helle Kirche.
Der Ort war noch etwas verschlafen. Man biegt in diesen ein, um damit auch „Tschüss zum Sursee“ zu sagen. Diesen hat man nun umrundet.
Man verlässt nun aber bald schon wieder die nette kleine Innenstadt Sempachs mit schönen Türmen und einem kleinen Marktplatz.
Jetzt geht es über wenig befahrene Straßen weiter und man steuert Luzern an. So richtige Fahrradwege gab es hier nicht, aber es war nicht viel los, so dass ich schnell vorankam.
An einer großen Raststätte, der Raststätte Neuenkirch gelangt man vorbei. Von dort aus hat man noch ein bisschen Feldweg, es geht nach Rothenburg. Anschließend verfuhr ich mich ein bisschen.
An einem Kreisverkehr in der Peripherie Emmens hatte ich ein Schild übersehen. Hier im etwas urbaneren Gebiet muss man eben besonders auf die Beschilderung achten, die aber eigentlich sehr gut ist.
Es folgt Emmen-Dorf, auch ein Dorf mit schöner Kirche. Direkt auf die Reuss kommt man zu, ein wichtiger Alpen-Fluss, der zudem hier schön grün ist. Er fließt auch direkt durch das nun kommende Luzern.
Hier kreuzt auch die nationale Radroute 9 der Schweiz (die Seen-Route), man könnte jetzt links nach Zug fahren. Für mich ging es entlang der Reuss nach rechts. Noch 6 Kilometer waren es bis Luzern. Immerhin begegnete ich schon einer Schulklasse. Es war jetzt hier durchaus mehr los, was Menschen anbelangt.
Bei Emmenbrücke überquert man schließlich die Reuss, ab hier führt auch die Eisenbahnlinie parallel entlang.
Auf einem tollen Radweg darf man jetzt nach Luzern fahren. Immer wieder hat man einen schönen Blick auf die Sandbänke der Reuss und den Fluss selbst. Dieser glitzerte leicht durch die Sonne, was das ganze besonders schön machte.
Noch einmal muss man den Radweg verlassen, die Brücke überqueren. Fährt dann ansteigend durch ein Wohngebiet und ist schließlich bei der Gleissmattbrücke, die man nicht überquert, angekommen vor der Innenstadt Luzerns.
Von Luzern nach Flüelen
Luzern hat mich umgehauen. Hier war nun einiges an Menschen los. Viele Touristen dürften dort gewesen sein.
Auf den dortigen Fluss, die Reuss hat man auch eine tolle Sicht. Dazu dieses super sonnige Wetter, was die Fahrt dadurch besonders interessant machte. Allerdings muss man natürlich schauen, dass man niemand umfährt.
Die Stadt Luzern ist geprägt durch viele Türme, alte Brücken und überhaupt ganz viel Gebäude, die sich am Fluss befinden.
Nach der Innenstadt Luzerns verfuhr ich mich kurz, ich hatte ein Schild übersehen. Es geht nicht am Alpenquai weiter in Richtung See, sondern man biegt ab.
Sowieso fährt man jetzt etwas entfernt vom Gewässer, erst in ein paar Kilometern wird man wieder dorthin kommen. Dazu muss man sagen, dass sich die Reuss hinter der Altstadt Luzerns in den Vierwaldstättersee verwandelt.
Oder besser ausgedrückt: Die Reuss fließt in den Vierwaldstättersee, den man jetzt ein Stück weit umfährt.
Nachdem man die Wohngebiete Luzerns verlassen hat, geht es ein Stück weit bergauf, sodass man den See hinter den vielen privaten Wohngebäuden hin und wieder aufblitzen sieht. Man fährt auf einer wenig befahrenen Straße, ein Radweg gibt es hier nicht.
Bei St. Niklausen machte ich eine Pause und aß ein leckeres Brötchen, dass ich mir noch beim Bäcker in Sursee gekauft hatte. In Kastanienbaum – ja so heißt der Ort – am Seehotel Kastanienbaum verlässt man die Straße endlich und fährt jetzt geradeaus auf die Küste des Vierwaldstätter Sees zu.
Endlich sieht man den See! Und was für ein Anblick das ist. Durch touristisch geprägtes Gebiet fährt man nun und kann ganz die Aussicht genießen.
Direkt am See, das Tiefblaue desselben betrachtend, kommt man als Nächstes ins Örtchen Horw.
Dort war gar nicht viel los, vielleicht war das noch der Corona-Situation geschuldet oder dem Spätherbst. Ich kann mir aber vorstellen, dass hier in „normalen“ Sommer sehr viel los ist. Es gibt hier ein Strandbad, an dem man vorbeikommt und einen Bahnhof.
Über die Gleise fährt man hier mithilfe einer Brücke und hat einen spektakulären Blick auf diese.
Aber auch die Aussicht auf den Vierwaldstättersee bleibt spektakulär. Man verlässt Horw entlang einer Autobahn. Wobei man einen gut ausgebauten Radweg hat. Von dieser aus kommt man nach Hergiswil, das eigentlich nur aus einer Straße bestand (aus Fahrrad-Sicht). Doch auch hier gibt es Strandbäder – ein weiterer touristischer Ort.
Ein paar E-Biker kamen mir entgegen. Es geht nach Hergiswil spektakulär durch einen Tunnel durch, der neben der Auto-Straße entlang führt.
Über eine Brücke kommt man Stansstad. Dieser Ort ist zwar auch wieder viel befahren. Man muss hier auf der Straße etwas auf den Verkehr achten. Dazu entfernt man sich nun vom Vierwaldstätter See, um ihn aber später wieder besuchen (und sogar überqueren) zu dürfen.
Die Hitze und der Verkehr, das machte nicht so Spaß. Doch nach Stansstad folgt dann Stans.
Hier kann man wenigstens eine kleine Innenstadt mit schönen bemalten Häusern erblicken. Diese mochte ich ganz gerne. Doch hinter Stans wird es dann ländlicher. Die Sonne und das Grün, im Hintergrund die Berge – jetzt machte es wieder Spaß zu fahren.
Auf dem Weg wieder zum See begegnet einem noch der Flughafen Buochs. Das ist ein regionaler, kleiner Flughafen und ehemaliger Militärflugplatz.
Auf Buochs geht es schließlich zu. Ein ganz netter Ort, der mir aber als ein reiner Ferienort erscheint. Nachdem man von der Straße ab ist, ist man wieder ganz ruhig direkt am See.
Doch man kommt schon bald wieder auf die Straße, die einen nur wenige Kilometer an einen Fährübergang nach Beckenried führt.
Die „Autofähre Vierwaldstätter See“ kostet nur 8 Franken mit Velo. Gut, dass sie auch Fahrräder mitnimmt! Sie führt von Beckenried nach Gersau.
Auf dem See unterhielt ich mich mit einem Pärchen, das auch eine Radreise machte. Sie waren auch super ausgestattet, wahrscheinlich besser als ich. Jedenfalls kamen sie aus Baden und wollten in Richtung Slowenien oder Italien – so richtig erinnere ich mich nicht mehr. Auf jeden Fall war das Gespräch nett und sie machten ein Foto von mir, und ich natürlich auch von ihnen.
Ach ja, und sie hatten auch ursprünglich vorgehabt, den Gotthard zu überqueren, aber wechselten auf den Zug. Das Wetter hier unten war ja superheiß und top. Doch am Gotthard soll an diesem Tag kein Durchkommen gewesen sein. Unwetter gab es. Doch morgen sollte es besser werden.
Nach dem Fährübergang geht es auf der Straße entlang des Sees nach Ingenbohl. Das ging eigentlich ganz gut, so viel Verkehr war hier nicht.
In Ingenbohl hatte ich nochmal eine top Sicht auf den See. Hier war wieder viel los an Menschen. Mir ist nicht erklärlich, warum es hier viel ist und in manchen Orten, die auch direkt am Vierwaldstättersee sind, fast menschenleer.
Aber ich muss nicht alles verstehen.
Was ich auch nicht verstehen muss, ist die Strecke nach Flüelen. Die war schon als gefährlich gekennzeichnet. Hier geht es erst bergauf und man hat dann wirklich viel Verkehr neben sich, auch LKW-Verkehr. Zwischendurch gab es etwas Entlastung. Der Weg führte außen herum am Fels vorbei. Doch wegen Höhenangst und so war das auch kein Pappenstiel.
Die Aussicht auf den See war spektakulär und ich schaffte es nach Flüelen.
Von Flüelen nach Göschenen, am Fuße des Gotthards
In Flüelen verfuhr ich mich kurz. Aus Versehen verfolgte ich die Route 8, geradeaus durch die Stadt, die mich nach Altdorf führte. Das ist nur kurz hinter Flüelen. Die Strecke dort war viel befahren. In der Innenstadt, direkt an der Straße, hat man aber seine Ruhe.
Dort steht ein sehr großes Wilhelm-Tell-Denkmal, welches ich natürlich fotografierte. Nach der Foto-Session erkannte ich aber: Irgendwas stimmt hier nicht. Also musste ich zurückfahren. Ich war falsch.
Da es keine Unterführung gab (ich sah zumindest keine), war das ein Stück und ich musste die gesamten Gleise zurückfahren bis ich sie überqueren konnte. Auf der anderen Seite war dann der Bahnhof Fluelen. Das war dann der Ausgangspunkt für die weitere Etappe.
Ich war wieder richtig!
Jetzt hieß es aber: Ordentlich Speed geben. Denn ich hatte nicht nur ein paar Kilometer vor mir, sondern auch ein paar Höhenmeter. Die letzten 15 Kilometer sollte es bergauf nach Göschenen geben. Ab hier waren es aber noch um die 26 bis ins Ziel.
Doch zuerst fuhr ich eine recht einfache Strecke. Nach einem kurzen Abschnitt über Asphalt, kommt man noch vor Attinghausen auf einen Schotterweg. Man befindet sich jetzt wieder direkt an der Reuss, die aus dem Vierwaldstätter See hinausgeflossen war (oder vielleicht fließt sie in die andere Richtung, keine Ahnung!)
Der Radweg führt parallel zur Autobahn entlang, die man die ganze Zeit auch wahrnimmt. U.a. kommt man direkt an einer Raststätte vorbei. Sie heißt einfach Gotthard Raststätte Süd. Doch der Vorteil ist: Man kommt voran.
Ich fuhr über die Dörfer Vaz, Erstfeld und Silenen. Letzteres sieht man aber nur von der anderen Seite. Der Schotterweg war nicht allzu schwer zu fahren. Ich kam voran, was auch wichtig war. Denn gleich würde es ansteigen.
Kurz vor Amsteg war dieser Weg dann vorbei. Es folgt wieder Asphalt und man gelangt durch den kleinen Ort.
In dem Ort ist es dann schon ansteigend. Schöne Schweizer Häuser begrüßen einen, ein typisches Dorf. Für mich war das steinerne Gebäude am Ende des Dorfes der Ausgangspunkt des Anstiegs. Ich glaube, das ist das Kraftwerk Amsteg, es steht es auch ganz beeindruckend aus. Hier war es noch hell.
Ab jetzt aber wurde es immer dunkler und dunkler. Als ich in Intischi war, dämmerte es. Doch langsam zog die komplette Dunkelheit über mich einher.
Das Ganze hat natürlich etwas Unheimliches. Man ist der einzige Rennradfahrer zu dieser Zeit. Die meisten fahren natürlich gerne in der Helligkeit. Zudem schien auch, je weiter man nach oben kam, nicht das allerbeste Wetter zu sein.
Doch ich wollte es schaffen.
Nur wenige Autos zogen an mir vorbei. Bei Gurtnellen war es dann fast dunkel, bei Wassen komplett dunkel.
Ich fuhr also weiter und weiter, übte mich in Geduld. Ganz bei Göschenen sieht man schließlich den Stau. Dort ist der Gotthard-Tunnel und viele versuchen sich hier durchzuzwängen. Das Ganze ist ja eine beeindruckende Infrastruktur und dennoch ein Nadelöhr, wenn man so will.
Die Lichter jedenfalls hatten gleichzeitig etwas Heimeliges und Unheimliches. Ich kann das gar nicht anders ausdrücken wie man sich da fühlt.
Man kommt in Göschenen an einem Gebäude mit Hinweis auf die Feuerwehr vorbei. Dann sind es noch ein paar wenige hundert Meter. Mein Hotel hatte schon, was das Restaurant angeht, zu. Es war schließlich noch Corona-Zeit. Ich war kurz nach 20 Uhr da.
Also eigentlich gar nicht so spät. Ich bestellte noch etwas zu trinken und durfte mich dann schließlich mit Erdnüssen verköstigen. Davon hatte ich genug und wurde auch satt. Man muss halt immer Proviant dabei haben und improvisieren.
Müde, zufrieden und kaputt war ich.
Mit Verfahren hatte ich heute 125 Kilometer geschafft. Eigentlich sind es ja weniger. Aber das interessante waren die Höhenmeter. Morgen würde es über Andermatt dann über den Gotthard gehen.
Den Berg der Schweizer Berge!