Die 4. Etappe am Oder-Neiße-Radweg stand an und damit die letzte, die direkt am Fluss entlang führte. Anschließend folgt ja das Oder-Delta, wo der Radweg seinen Charakter als Flussradweg doch etwas verliert.
125 Kilometer standen auf dieser Etappe an. Es ging wieder viel über flaches Land mit asphaltierten Radwegen und am Ende hatte ich ein schönes Plätzchen zum Übernachten gefunden. Ich sollte in Mescherin übernachten, um am nächsten Tag noch ein paar Kilometer nach Tantow zu fahren.
Von da aus ging es mit dem Zug nach Hause. Die letzten beiden Etapen am Oder-Neiße-Radweg würde ich dann an einem anderen Wochenende fahren.
Wer die ersten drei Etappen von Tschechien bis ins verschlafene Küstrin-Kietz nachlesen möchte, der schaue hier:
- 1. Etappe von Nová ves nad Nisou (Tschechien) nach Görlitz
- 2. Etappe: Von Görlitz nach Guben
- 3. Etappe: Von Guben nach Küstrin-Kietz
Das Wetter war heute übrigens recht gut, aber dunkle Wolken türmten sich manches Mal auf. Am Ende sollte es aber doch nicht regnen, sondern gegen Nachmittag und Abend richtig schön und warm werden.
Von Küstrin-Kietz nach Hohenwutzen
Der Radweg ab Küstrin-Kietz führt über viele Kilometer lediglich am Fluss der Oder entlang. Abweichungen gibt es kaum welche.
Zum Start der Etappe fährt man erst durch eine kleine Unterführung, um von der langen Karl-Marx-Straße wegzufahren. Nun hat man den asphaltierten Flussradweg direkt vor sich.
Es folgt ein Ort mit dem lustigen Namen Kuhbrücke, gefolgt von Neubleyen, geradeaus geht es durch ihn durch, rechts und links stehen Häuser. Nach einem weiteren Stück am Flussradweg gelangt man nun auf eine Straße. Doch hier war wirklich gar nichts los.
Später bei Genschmar geht es wieder auf einen reinen Radweg. Der ist auch wieder asphaltiert und man kann ordentlich Strecke machen.
Vor Kienitz folgt das Brückenkopf-Mahnmal, was an den Zweiten Weltkrieg erinnern und gedenken soll. Hier überschritt die Sowjetarmee 1945 das erste Mal das Gebiet zur ehemaligen DDR.
Kienitz ist wirklich recht schön, übernachten kann man in dem ruhigen Ort auch. Eine Radlerpension lädt dazu ein. An einem Altarm der Oder stehen ein paar Boote und Schiffe.
Dazu gibt es hier noch ein Turmcafé, das über eine aufwendige Konstruktion verfügt. Unten stehen Güterzüge. Ein epischer Ort ist das hier im sogenannten Kulturhafen Groß Neuendorf.
Belebt war es hier ein bisschen. Anschließend geht es auf geradem Asphaltweg wieder weiter entlang des Flusses. Als weiteres Highlight lässt sich noch ein kleiner Kiosk, kurz vor der Europabrücke (die gesperrt war) erwähnen. Dort besorgte ich mir auch einen kleinen leckeren Kuchen.
Das musste sein und ich war nicht der einzige Radler, der sich an dieser Stelle verköstigte. Der Kuchen war selbstgemacht. Ich hätte aber auch Eis oder anderes bestellen können, worauf ich verzichtete.
Nach weiteren 31 Kilometern trifft man nun auf Hohenwutzen.
Dort muss man erst links abbiegen, da es geradeaus keinen Weg entlang der Oder gibt. Doch gleich biegt man wieder rechts ab und befindet sich parallel zur Oder. Es gibt hier leichtes Kopfsteinpflaster, was aber erneuert ist und von daher nicht so ruckelig ist.
Auf der Oder-Straße, einer Hauptstraße, gelangt man nun zur Oderbrücke. Dort kann man ziemlich schnell nach Polen fahren, was ich im Übrigen auch tat. Ich wollte einfach mal kurz dort sein und das mir anschauen.
Wie so oft hier an der Grenze gibt es natürlich Zigarettenläden, einen Laden für Pyrotechnik und natürlich einen McDonalds. So muss das sein!
Ich fuhr gleich wieder über die Brücke. Hohenwutzen war dann auch wieder vorbei. Ich fuhr nur noch an einer grünen Ortsgruppe vorbei, die hier einen Stand hatte. Ein paar Frauen tanzten hippiesk. So sind die Grünen halt!
Von Hohenwutzen via Schwedt bis nach Mescherin
Nach Hohenwutzen fährt man erst auf einem schmalen Radweg ein kleines Stück an der Straße entlang, um dann nach Hohensaaten zu gelangen. Allerdings verlässt man die Straße wieder und hat nun einen eigenen Radweg.
Um nach Hohensaaten zu kommen, müsste man nach links über die alte Oder fahren. Man sieht den Ort aber von weitem, über die Oder hinweg.
Stattdessen kommt man auf einen Streifen Land, der sich zwischen der alten und neuen Oder befindet. Dort muss man links abbiegen, um an einer Oderschleuse vorbeizukommen.
Ich war zuerst geradeaus gefahren. Aber dort kommt man nur in eine Sackgasse.
Nachdem ich also die Schleuse passiert hatte, hatte ich einen weiteren weitläufigen asphaltierten Radweg zu fahren. Rechter Hand befindet sich die Oder und linker Hand ein Kanal, der parallel zur Oder verläuft.
Dieses Stück gefiel mir besonders gut, da man an zwei Flüssen entlang fährt. Wobei man den Kanal bald nicht mehr sieht, weil sich vor ihm Bäume befinden.
Der Kanale entpuppte sich allerdings als die alte Oder, an der man nun bis Gartz auch entlang fährt. Das Flusssystem wird hier verzweigter und neben der alten Oder gibt es eine westliche und eine östliche. Kompliziert!
Bei Lunow fährt man jedenfalls weg von der Oder zur alten Oder, was hier der kleinere Fluss ist. Links entlang der alten Oder geht es nun an Orten vorbei wie Stolzenhagen, Stolpe und Stützkow.
Auf den Ortsschildern steht dort immer „Nationalparkstadt“. Das ist der Nationalpark unteres Odertal und es gibt hier in der Tat viel ruhige Natur. Meistens war ich ganz alleine. Ein paar Radler kamen mir entgegen. Und das eben bei diesem super Wetter!
Der Oder-Neiße-Radweg ist eigentlich schon bekannt, aber für viele Radler eventuell noch ein Geheimtipp.
Von Stützkow sah man noch etwas, was sich auf der anderen Seite der alten Oder befindet. Von Zützen sah man nur ein paar aufgereite Häuser.
Jedenfalls gelangt man dann bald mal wieder in eine Stadt: Nach Schwedt. Nach Kilometern des Nichts endlich wieder mal etwas Zivilisation. Diese Etappe hatte ja am meisten den Charakter eines rein naturnahen Flussradwegs. Da war Schwedt dann eine kleine Abwechslung.
Erst kommt man in ein Wohngebiet. Anschließend fährt man durch einen süßen Park. Der war nicht an jeder Stelle mit Menschen voll, sondern sogar teilweise leer. Ich legte mich auf einer Tischtennisplatte ein bisschen schlafen. Durch die Hitze war ich etwas erledigt und gönnte mir eine Pause.
Anschließend fuhr ich noch in die Stadt von Schwedt. Der Radweg führt eigentlich nicht direkt durch die Stadt. Aber ich wollte mir sie noch anschauen.
Sie ist wirklich recht schön. Es gibt eine Fußängerzone. Die Kirche und das Rathaus sind teilweise mit Klinker versehen, das übrige der Stadt nicht unbedingt. Dennoch ist es hier toll. Man kann hier wunderbar flanieren. Viel los war allerdings nicht.
Ich fuhr aus Schwedt hinaus und dort hörte ich von Weitem wie ein Ortsverband der SPD dort gerade eine Feier abhielt. Ich hatte also heute sowohl die Grünen als auch die SPD am Wegesrand des Oder-Neiße-Radwegs gesehen. Wenn das nicht ein Omen für die Bundestagswahl ist (es war es, 2 Monate später würden diese beiden Parteien u.a. die Ampel stellen dürfen).
Nachdem man durch ein Wohngebiet fährt und dann auch noch einen kleinen Schotterweg (wenig Schotter) fahren darf, hat man wieder den gewohnten Asphaltradweg vor sich.
2x Brücken hat man in Schwedt überquert. Währen der Flussradweg hier auf der rechten Seite der Alten Oder verläuft, ist Schwedt auf der linken Seite.
Mit weitem Blick auf die Oder geht es nun weiter und nach 22 Kilometern ist man in Gartz (Oder), die nächste Stadt. Die ist genauso ruhig wie Schwedt, aber etwas maritimer.
Man fährt in die Stadt hinein, muss erstmal nach links in Richtung Mühlenteich. Dort befindet sich auch ein Restaurant. Es empfielt sich hier vielleicht etwas zu essen. Viele Möglichkeiten hat man ja in der Gegend nicht.
Jedenfalls geht es, nachdem man nun auf der Hauptstraße gelandet ist, gleich wieder nach links. Über ziemlich heftiges Kopfsteinpflaster kommt man ans Ufer. Dort stehen auch ein paar Schiffe. Ein paar Menschen gingen hier spazieren.
Das war es dann auch wieder mit Gartz. Ich wollte noch ein Ort weiter fürs Übernachten: Nach Mescherin.
Von Gartz nach Mescherin sind es noch 7 Kilometer, die weitgehend durch den Wald führen. Der Radweg ist hier eng und mit glatten Pflastersteinen versehen. Das war so kein Problem schnell voranzukommen.
Durch den dichten Wald und den engen Weg hatte der Radweg etwas unheimliches, aber es machte mir Spaß.
Schließlich kommt man in Mescherin an und hat endlich wieder viel Platz. An einem Campingplatz mit Restaurant kam ich vorbei. Zuerst wollte ich meine Unterkunft finden, die sich am Ende des Ortes befand und dann zurück zum Restaurant kommen.
Man fährt da etwas ab vom Fluss, man hat sogar einen kleinen Anstieg vor sich und kommt an einer Kirche vorbei.
Die Unterkunft fand ich und machte mich gleich fertig. Doch als ich um ca. 20h beim Restaurant war, gab es nur noch etwas zu Trinken: Dann musste ich mich heute halt von Erdnüssen ernähren, egal. Ein Bier hatte ich noch getrunken und das zählt ja auch als Essen.
Am nächsten Morgen musste ich nur noch nach Tantow kommen, um von dort über Berlin nach Hause zu fahren. Die letzten beiden Etappen würde ich an einem anderen Wochenende fahren.
Von Mescherin nach Tantow
Mit schöner roter Morgensonne über der Oder startete ich im ruhigen Mescherin. Die Oder würde ich nun für viele Kilometer verlassen. Es ging jetzt ins Landesinnere von Brandenburg und später Mecklenburg-Vorpommern.
Ich genoß die Morgenstimmung sehr. Es war nichts los. Ich war alleine mit dem Fluss. Man verlässt ihn dann hinter Mescherin. Entlang der Straße gab es einen neuen, modernen Fahrradweg. Der machte richtig Spaß.
Von Mescherin nach Tantow sind es 10 Kilometer. Die würde ich am Morgen noch locker schaffen.
Nach dem modernen Radweg gelangt man nach Staffelde, dort geht es über Wirtschaftswege nach Tantow weiter.
Vor Neurochlitz ist man noch ziemlich nah an Polen. Allerdings sah ich kein Grenzschild, ich war mir nicht sicher, ob ich die Grenze überquert hatte (zumindest kurz, der Oder-Neiße-Radweg verläuft ja nur durch Deutschland).
In Tantow angekommen sieht man gleich den Bahnhof, der einen nach Berlin führt. Eine ganz andere Welt ist Berlin im Gegensatz zum ruhigen Brandenburg.
Kurioserweise war ich am Bahnhof nicht der einzige Radfahrer. Eine Gruppe von Radlern wollte wohl auch nach Berlin. Im Zug hatte es aber genug Platz für uns alle.
Ich hatte 4 von 6 Oder-Neiße-Etappen geschafft. Ich war froh! Jetzt sollte es hin zum Oder-Delta doch nochmal ganz anders vom Charakter der Strecke werden.