Die letzte Etappe am Oder-Neiße-Radweg stand heute an! Trotz des sehr flachen Radwegs war es eine abwechslungsreiche Radtour gewesen. Jetzt kam ich langsam, nachdem oft pure Ruhe geherrscht hat, ins Touristengebiet.
Bzw. in Bellin bei Ueckermünde war ich schon direkt an der Ostsee. Ich hatte schon in einem Feriendorf übernachtet. Ueckermünde selbst ist nur wenige Kilometer von Bellin (was ein Ortsteil ist) entfernt.
Es fällt mir übrigens schwer zu sagen, welches der schönste Abschnitt am Oder-Neiße-Radweg war. Sicherlich war auch die heutige Fahrt um das Haff ein Highlight. Allerdings mochte ich auch die Ruhe Tschechiens oder natürlich die Kulturstadt Görlitz. Auch bei Guben fand ich es auf seine eigene Art schön. Oder die 4. Etappe, bei der es fast nur geradeaus ging und man teilweise im Naturschutzgebiet Strecke machen konnte.
Wer das alles nochmal nachlesen möchte, der schaue hier. Jetzt geht’s aber erstmal zur 6. Etappe des Oder-Neiße-Radwegs, den ich in drei Abschnitten 2021 komplett gefahren bin.
- 1. Etappe von Nová ves nad Nisou (Tschechien) nach Görlitz
- 2. Etappe: Von Görlitz nach Guben
- 3. Etappe: Von Guben nach Küstrin-Kietz
- 4. Etappe: Von Küstrin-Kietz nach Tantow
- 5. Etappe: Von Tantow von Ueckermünde
Von Ueckermünde nach Anklam
Zum Beginn der letzten Etappe auf dem Oder-Neiße-Radweg fährt man einfach an der Straße entlang. Hier muss man sehr aufpassen. Denn vor Ueckermünde-Ost geht es auf einmal rechts hinein. Man fährt in Richtung Strand.
Über einen wenig befahrenen Weg gelangt man dann zur Ostsee. Erst kommt man an Ferienhäusern vorbei und ab dem Fischereihafen folgt der Strand.
Hier war touristisch auch etwas los. Ein wunderschöner Ostseestrand war geboten. Ich stellte mein Fahrrad kurz ab und lief etwas zum Strand, um auch ein bisschen Urlaubsfeeling zu genießen.
Das Wetter tat sein Übriges dazu. Zwar war es etwas bewölkt, aber durchaus warm, um nicht recht drückend und schwül zu sagen.
Man gelangt zur „Strand-Stadt“, dort ist ein Restaurant, ein paar Leute waren auf dem großen schönen Platz vor dem Strand unterwegs.
Nach einer kurzen Verweildauer machte ich mich auf nach Ueckermünde. Hierzu fährt man einfach geradeaus vom Strand und vom Meer weg.
Ueckermünde ist eine richtig schöne Stadt. Nachdem man einen Kanal überwunden hat und rechts abgebogen ist, kommt man zu einer schönen Brücke, die über die Uecker führt. Dort stehen auf dem Wasser einige schöne Schiffe. Ein Fachwerkhaus steht hier auch, was das ganze heimelig macht.
Hinter der Kirche und hinter dem Marktplatz vorbeifährt man nun durch die Stadt. Der Marktplatz ist dabei mit Fachwerkhäusern sowie Giebelbauten versehen und natürlich gibt es dort auch Cafés und Restaurants. Urlaub zu machen lohnt sich hier sicherlich.
Nachdem man aus Ueckermünde draußen ist, fährt man erstmal an wenig befahren entlang. Das ist eigentlich ganz nett dort. Der nächste Ort ist Grambin, was mir auch noch als Feriendorf erschien.
Hinter Grambin verlässt man die Straße wieder, um über einen Feldweg zu fahren. Dort, noch vor Mönkebude, begrüßte mich eine Umfrage zum Radverkehr vom Land. So etwas hatte ich schon einmal in Baden-Württemberg am Neckarradweg gemacht.
Der Mensch, der sich dort um die Umfragen kümmerte und mir ein iPad gab, interessierte sich aber vor allem für mein Gravelbike. Ich erzählte ihm dann, dass ich auch ein Reiserad habe und er war eben gerade am überlegen, was er bevorzugte: Reiserad oder Gravelbike?
Vielleicht habe ich ihm ja weiterhelfen können.
Die Etappe hatte jetzt einen komplett anderen Charakter als die vorigen. Es war eben nicht mehr der Flussradweg, sondern eher schon eine Fahrt wie am Ostseeradweg.
Jedenfalls kam jetzt Mönkebude, was mir sehr verschlafen und ruhig vorkam. Es hat eine weiße Kirche und ein gelbes touristisches Informationszentrum, „Haus des Gastes“ heißt es, und das war es.
Nach Mönkebude fährt man dann über ein besonderes Stück Radweg. Dieser ist sehr eng und führt direkt durch wild bewachsenen Wald. Man könnte schon fast sagen, dass er Trail-Charakter hatte, natürlich ohne Auf und Abs.
Ich bin nicht so der Mountainbiker, schnell war ich nicht, aber ich fühlte mich auf dem Radweg durchaus wohl. Man muss sagen, dass auf dem Oder-Neiße-Radweg schon den ganzen Tag auch ein bisschen etwas los war. Es war nicht übermäßig, aber eben ein bisschen etwas.
Nach einer gefühlten Ewigkeit entlang dieses Weges kommt man hinter Leopoldshagen aus dem Wald wieder heraus.
Anschließend hat man noch einen schönen Wirtschaftsweg vor sich, um schließlich nach Bugewitz zu kommen. Eigentlich hätte man ab dort einen wunderschönen Radweg vor sich, der bis an die Ostsee führt. Der aber war leider gesperrt.
Ich checkte kurz im Netz die Alternative, die war zwar auch ausgeschildert. Es war aber klar, dass sie nicht besonders schön war und die Bodenverhältnisse auch ziemlich schlecht.
Man fuhr ein Stück weit über Betonplatten, die aber nicht mehr aufeinander abgestimmt waren. Insofern hatte ich hier eine relativ holprige Angelegenheit vor mir. Spaß machte das keinen, das war eher Folter.
Ich war froh als ich wieder richtigen Radweg unter den Rädern hatte und schließlich über einen weiteren Radweg nach Anklam einfahren konnte.
Von Anklam nach Ahlbeck
Anklam ist die Geburtsstadt des Flugpioniers Otto Lilienthal und es gibt auch ein Museum dort. Er ist auch dort aufgewachsen. Wenn man in die Stadt hineinfährt, fährt man am Oder-Neiße-Radweg fast unmittelbar daran vorbei.
Die Stadt Anklam ist überhaupt ein Highlight auf meiner letzten Etappe des Oder-Neiße-Radwegs. Sie hat einen sehr großen Marktplatz mit großer Kirche mit hohen Fenstern. Das passt sehr gut zum Stil hier im Norden. Keine Ahnung allerdings wie man das nennt.
Etwas verweilte ich in der Stadt, es gab ein paar geschichtliche Hinweise, die auf dem Boden des Marktplatzes aufgemalt waren. So gab es mal einen Krieg gegen Dänemark, später verbesserten sich die Verhältnisse zu dem ja nicht weit weg gelegenen Land im Norden.
Nach dem Marktplatz biegt man rechts ab, um über den Fluss der Peene zu kommen. Dort hat man auch einen tollen Ausblick. Die Peene fließt auch in die Ostsee bzw. in den Peenestrom.
Der Radweg folgt jetzt ein Stück auf der Straße in Richtung Relzow. Allerdings hat man immer einen Radweg unter sich, der auch asphaltiert ist. Man kommt also gut voran.
Relzow ist ein verschlafenes kleines Nest. Hier sah ich niemanden auf der Straße. Man fährt nochmal kurz nach dem Ort in Richtung Autostraße (B110), aber streift diese nur mit seinen Blicken, um schließlich nach rechts in den Wald abzubiegen.
Dort ist dann wieder etwas Schotterweg. Aber kein besonders anspruchsvoller. Der Wald hilft einem durchzuatmen, weil im Sommer ist es hier schon ziemlich warm und die Bäume haben ja immer einen Kühleffekt.
Bei Libnow und Pinnow ist man wieder an der B110, die auf die Insel Usedom führt. Das Gute aber ist: Man hat immer einen eigenen Radweg.
Bei Pinnow gibt es dann eine Raststätte, die so ein bisschen Autobahn-Charakter hat, aber eben auch offen für Radler ist. Jedenfalls war ein großes Fahrrad dort angebracht. Das finde ich immer als sympathisch und so fühlt man sich als Radreisender willkommen!
Jetzt kommt noch schnurgerader Radweg und jetzt wird es spannend: Man fährt auf die Zecheriner Brücke zu.
Da es auf Usedom eben viele Urlauber gibt, war hier auch ordentlich etwas los. Es war stockender Verkehr. Aber eben nicht für mich als Radfahrer. Beim Straße-Überqueren war das allerdings schwierig. Ein Auto ließ mich aber dankenswerterweise durch!
Bevor man dort hinkam, sah ich allerdings noch den sogenannten Raben-Bruch. Ich war mir nicht ganz sicher was das sein sollte. Bei dem Peenestrom befanden sich jedenfalls abgestumpfte Bäume, die halb im Wasser waren. Man war von dem ganzen Naturschauspiel durch die Straße getrennt.
Nach dem Straßen-Übergang, wo ich doch noch darüber kam, folgt nun direkt die Zecheriner Brücke. Eine lange Autobrücke, die einen über den Peenestrom direkt zur Insel Usedom führt. Besser gesagt ist das ja eine Halbinsel.
Das war schon lustig. Es war hier richtig viel Verkehr. Aber als Radler war man überhaupt nicht davon betroffen, was für eine gute Radwegeführung spricht.
Nach der Brücke darf man auf dem offiziellen Oder-Neiße-Radweg nicht geradeaus fahren, sondern rechts. Es geht über Zecherin und Karnin: Auf der Straße entlang, aber hier war niemand.
Bei Karnin hat man von weitem einen beeindruckenden Blick auf eine alte Eisenbahnbrücke, die von der Wehrmacht im 2. Weltkrieg zerstört wurde. Sie ist heute ein Mahnmal und soll nicht mehr aufgebaut werden. Hubbrücke Karnin heißt sie.
Gerade was den Klimawandel anbelangt, könnten wir hier durchaus eine Verbesserung brauchen. Denn jetzt fahren einfach sehr viele Autos über die Zecheriner Brücke. Die meisten haben nur die Ostsee als Ziel und überhaupt keinen Blick für die restliche Insel, die sehr leer war. Dazu aber später noch mehr.
Jedenfalls fährt man jetzt bis zum Ort Usedom. Ich dachte, hier wäre vielleicht etwas los, weil das der Hauptort der Insel war. Aber Pustekuchen! Hier sah ich vielleicht zwei Leute auf der Straße. Er hat aber eine schöne Kirche, der Ort Usedom.
Es geht weiter. Bis Stolpe hat man sogar einen Radweg. Asphaltiert geht es durch den Wald oder am Wald vorbei.
Bei Stolpe wird es dann heißer. Man hat nicht mehr den schützenden Wald unter sich. Aber dafür rollt es jetzt richtig. Allerdings muss man später ein paar Mini-Höhenmeter bergauf. Ganz flach ist es hier nicht.
Beeindruckend bei Stolpe war noch. Es waren hier unglaublich viele Vögel! Das war richtig laut, aber ich finde so etwas echt schön. Viele Häuser mit Reetdächern befinden sich hier dazu noch.
Man fährt nun an der Straße entlang. Ein paar Rennradfahrer überholten mich. So als Gravelfahrer bin ich nicht immer der schnellste. Außerdem bin ich sowieso ein gemütlicher Radfahrer.
Bei Dargen befindet sich wohl ein DDR-Museum. Ein Trabi mit großem Schild deutet daraufhin. Sonst habe ich nicht viel von Dargen gesehen. Der Ort ist auch klein. Und immer wieder beeindruckte mich die Ruhe. Wo sind die ganzen Menschen, die auf der Zecheriner Brücke im Stau standen? Seltsam.
Schließlich und endlich kam ich in Garz an. Zuvor war da noch ein Flughafen, den ich aber nur von Weitem sehen konnte.
Garz ist dann auch der Wendepunkt. Hier ist immerhin ein Restaurant. Ich musste ab sofort vom Süden der Insel bis ganz in den Norden an die Ostsee. Dann sollte ich den kompletten Radweg an Neiße und Oder geschafft haben!
Ganz allein war ich nicht mehr. Ein paar Radler waren jetzt auch unterwegs. Wahrscheinlich Urlauber, die im Norden der Insel ihr Hotel, ihre Ferienwohnung hatten und die Insel erkundeten.
Ein Wald mit einem Auf und Ab folgt. Hier geht es nochmal leicht zur Sache auf dem sonst flachen Radweg. Man kommt an einem Golfplatz heraus und der zugehörige folgende Ort heißt Korswandt.
Der interessierte mich nicht so stark. Es stand ein absolutes Luxus-Anwesen, wahrscheinlich ein Golfhotel. Wenn man aber aus dem Ort draußen ist, folgt der Wolgastsee, de sozusagen ein Binnensee auf Insel Usedom ist.
Hier war jetzt urlaubsmäßig und touristisch schon ein bisschen etwas los. Zwischen Bäumen versteckt ist der See. Er hat aber einen Strand. Hier lohnt sich eine Pause.
Ich hatte aber mein Ziel vor Augen. Ich wollte ja nach Ahlbeck, dem Ende des Oder-Neiße-Radwegs (und gleichzeitig auch das Ende und der Anfang des Ostseeküstenradwegs übrigens).
Was jetzt noch folgt ist ein Wald. Erst geht es den Berg hinauf und dann hat man 8% Abfahrt vor sich. Das hätte ich nicht erwartet.
Nach dem schönen Stück Wald gelangt man zu den Schrebergärten Ahlbecks. Hier steht auch schon das Ortsschild: „Gemeinde Ostseebad Heringsdorf“.
Ich war nun an der Straße, die auch gen Polen führt und machte noch einen kurzen Abstecher nach Swinemünde. Dort sah ich in Grenznähe aber nur Zigaretten-Shops. Auf der Ahlbecker Seite gab es gerade ein Konzert. Irgendein Liedermacher/Singer/Songwriter spielte hier.
Ich fuhr zurück, um den Radweg regulär zu Ende zu fahren. Was ich jetzt erlebte, haute mich um: Während auf der übrigen Insel Usedom praktisch gar nichts los war, waren alle Leute praktisch nach Heringsdorf oder Ahlbeck gefahren. Es gibt hier zwar einen guten Radweg. Aber die Leute laufen hier kreuz und quer. Zudem nutzen ein paar Jogger den Radweg.
Ein Ferienhaus mit Bombast reihte sich ans andere. Ich weiß nicht, warum man bei einem solchen Massenauflauf hier schön Urlaub machen kann. Hier ist doch viel zu viel los!
Ich las auch, dass die Unzufriedenheit in der örtlichen Bevölkerung sehr hoch ist. Die Einheimischen verlassen teils im Sommer die Insel. Der touristische Auflauf ist dann zu hoch. Und dann alles konzentriert an einem Ort. Was für ein Schwachsinn. Wirklich, die touristische Planung muss hier besser werden. Denn die übrige Insel ist im Sommer komplett leer und profitiert gar nicht.
Ich aß dann noch etwas zu Abend in einem sehr teuren, aber guten Restaurant und genoss es dennoch noch kurz an den Strand zu gehen.
Ich hatte den Oder-Neiße-Radweg geschafft. Doch der letzte Ort Ahlbeck war ein absoluter Kontrast zum bisherigen Radweg!