Dass mit dem Rennsteig-Radweg kein Flussradweg auf dem Spiel stand, das war mir vor meiner Radreise durchaus klar. Dass es aber so anstrengend werden würde, das wusste ich eben nicht.
Der Rennsteigradweg ist für ein Radfahrer mit vollbepacktem Reiserad schon eine ziemliche Herausforderung. Manchmal musste ich schieben. Am besten fährt man den Radweg wohl mit Mountainbike. Aber mit Reiserad geht es eben gerade so.
Ich hatte mir den Radweg in 2 Tagen vorgenommen. Dies hier ist die Beschreibung der 1. Etappe. Ich startete ich Blankenstein an der Saale und wollte abends in Oberhof ankommen. Es wurde allerdings dann nachts.
Oberhof liegt ca. 800 Meter über Normalnull. Man befindet sich hier also schon in einem kleinen Mittelgebirge. Ich würde sie gerne die Alpen Thüringens nennen. Ehrlich gesagt, war mir das nicht so klar, dass es hier in Thüringen so etwas gibt. Aber man lernt halt nie aus, gell?
Auf dem Rennsteig von Blankenstein an der Saale nach Neuhaus am Rennweg
Von Blankenstein an der Saale nach Lehesten
Man kann den Rennsteig-Radweg in beide Richtungen fahren. Mein Start war jedoch in Blankenstein. Von Süden nach Norden würde ich fahren.
Der Beginn ist sehr schön gestaltet. Man startet auf einem großen Platz, der direkt an der Selbitz liegt. Die Selbitz ist ein Fluss, der im Ortsgebiet in die Saale fließt. Wenn man die Brücke der Selbitz an diesem schönen Ort überquert, was ich kurz zu Fuß tat, ist man schon in Bayern.
Der Radweg startet also auch an der früheren deutsch-deutschen Grenze. Vor 1990 hätte man also hier so nicht fahren können. Noch ein paar Mal würde man diese ehemalige Grenze überqueren und immer wieder auch in Bayern sein. Hauptsächlich liegt der Radweg jedoch in Thüringen.
Nun geht es gleich ans Eingemachte. Man fährt gleich auf einer wenig befahrenen Straße bergauf, wenn man Blankenstein verlässt. Zuvor geht es noch am idyllischen kleinen Bahnhof Blankensteins vorbei.
Dann ist man erstmal mit dem Berg beschäftigt. Neben meiner Strecke auf der Straße liegen einige Wanderer. Den Rennsteig kann man ja auch wandernd begehen.
Man hat hier, je höher man steigt, eine wunderbare Aussicht. Der Radweg führt nun ein Stück über Asphalt bis kurz nach dem Ort Schlegel.
Dort biegt man auf der Straße nach links ab und landet im Wald. Dort geht es zwar nicht mehr so geradewegs bergauf wie bisher. Aber es folgt ein ständiges Auf und Ab.
Durch viel Wald ist der Rennsteig-Radweg geprägt, aber eben auch durch wenig befahrene Straßen, wenn man einfach der offiziellen Radroute folgt (und nicht auf den Wanderwegen fährt wie das manche Montainbiker tun).
Nach den beiden thüringischen Orten Brennersgrün und Lehesten kommt man wieder nach Bayern (ins fränkische Bayern). Steinbach am Wald heißt der Ort in Bayern. Dort war ein Supermarkt, was sehr praktisch für mich war, da ich so etwas Proviant einkaufen konnte.
Jedoch gab es zwischen Brennersgrün und Lehesten noch ein kleines Highlight: ein sehr interessanter Turm. Zwischen den beiden Orten fährt man abenteuerlich durch einen Wald. Teilweise war das sehr grober Schotter und der Weg war mit einem sehr heftigen Anstieg gespickt.
Doch man wurde belohnt mit dem Anblick des Altvaterturms. Der Turm ist eine Erinnerung an die Vertreibung, gehört also zu den Heimatvertriebenendenkmalen. Im Altvatergebirge im heutigen Tschechien gab es so einen Turm, der nicht mehr aufgebaut wurde. Heute befindet sich dort übrigens ein Fernsehturm.
Von Lehesten nach Neuhaus am Rennweg
Nachdem man schließlich durch Lehesten gekommen ist und in Steinbach am Wald war, geht es dann wieder nur bergauf nach Tettau. Dort wird dann wieder die Grenze von Bayern nach Thüringen überquert.
Hier befinden sich beim Grenzübergang nach Spechtsbrunn (Oberland am Rennsteig) deutliche Hinweise auf die Grenze. Ein ehemaliges Zollhaus steht dort auch.
Nun fing langsam das Gewitter an, das der Wetterbericht auch angekündigt hatte. Das Wetter war ja supergut gewesen bis nach Spechtsbrunn. Doch im Himmel grummelte es schon ganz deutlich.
Ich wollte nun schnell fahren. Zwar bringt das auch nichts, wenn man noch einige Stunden Fahrt vor sich hat. Aber es fühlt sich zumindest besser an, wenn man schneller fährt. Einfach so ein psychologischer Effekt, den ich schon oft an mir beobachtet habe.
Doch ich hatte Glück – trotz der sehr schwierigen Radwege, gerade vom Anstieg her: Es wurde zwar kühler und es nieselte leicht. Aber so ein richtiger Starkregen mit Gewitter brach nicht aus.
Ich erreichte dann über Waldwege Ernstthal und schließlich Neuhaus am Rennweg. Ein schöner Name für einen Ort, der am Rennsteig liegt. Ich fand ihn allerdings wenig spektakulär. Jedenfalls habe ich nichts auf dem Weg entdeckt.
Aber man streift den Ort eigentlich auch nur und ich hatte wenig Zeit, da ich schon ahnte, dass es heute länger gehen würde. Jetzt müsste ich erstmal nach Masserberg kommen und das liegt eben noch höher als Neuhaus am Rennweg.
Sehr viel Asphalt und sehr viel bergauf: Auf dem Rennsteig-Radweg von Neuhaus am Rennweg nach Oberhof
Von Neuhaus am Rennradweg nach Masserberg
Nun folgte wieder ein bergauf, bergab, wobei bergauf eigentlich überwogen hatte. Der Schotter war nicht so grobkörnig hier an der Stelle, was es für mich einfacher machte.
Denn man muss sagen: An manchen Stellen auf dem Rennsteig-Radweg ist der Schotter so richtig grob. Da ist es richtig hart zu fahren, vor allem, wenn man bergauf fährt.
Aber auch bergab nervt es. So fehlen einem die Ruhephasen, die man beim Abfahren normalerweise hat. Wenn man z.B. einen Alpenpass fährt, so kann man bei den Abfahrten wieder ausruhen. Jedoch nicht so auf dem Rennsteig-Radweg.
Wenn es beim Hinunterfahren auch noch Schotter gibt, so ist eben auch dieses anstrengend. Von daher finde ich so eine Tour fast schwieriger als eine Alpentour.
Bis Masserberg kommt man dann an keinem Ort mehr vorbei. Nur Limbach, ein ganz kleiner Weiler durchquert man, aber das ist nicht fast der Rede wert. Man fährt also ab Neuhaus am Rennsteig erst über Landstraßen und Felder entlang und kommt dann ganz lange durch einen Wald.
Höhepunkt ist hier sicherlich der Werra-Ursprung an dem man unmittelbar vorbeifährt. Hier kann man also auch auf den Werra-Radweg wechseln, wenn man das möchte.
Ein kleines Stück weit fährt man sogar den identischen Weg mit dem Werra-Radweg. Recht schön ist es hier. Außer eben gerade am Werra-Ursprung war gerade eine große Baustelle. Warum auch immer.
Ich war froh Masserberg zu erreichen. Jetzt wären es nur noch ca. 35 Kilometer. Irgendwie würde ich es schaffen. Auch wenn ich erst um 22 Uhr am Ende ankommen würde.
Masserberg ist auch ein kleiner Wintersport-Freizeit-Ort. Aber natürlich ist er auch für den Sommer geeignet. Er hat mich irgendwie fasziniert. Man hat einen superschönen weiten Blick von dort.
Von Masserberg nach Neuhaus am Rennweg
Schön waren auch die Wolken hier oben, die sich wie Watte über eine Wiese zogen.
Nun ging es endlich ein Stück bergab. Auf einer Autostraße geht es nun weiter. Und im Prinzip bleibt das auch so bis man in Oberhof ist. Oberhof war das Ziel meiner heutigen Etappe, das ich schnellstmöglich erreichen wollte – bevor es eben dunkel werden würde.
Nach 9 Kilometern, die weitestgehend bergab gingen (mit der ein oder anderen kleinen Steigung drin), ist man in Neustadt am Rennsteig. Dies ist auch ein schöner ruhiger Ort. Ein Erholungsort, in dem gut eine Etappenpause einlegen könnte. Jedoch wollte und musste ich weiter.
7 weitere Kilometer waren es dann bis Allzunah. Ein lustiger Name für einen Ort! Hier wurde einem dann auf Schildern angezeigt, dass man nun die Hälfte des Rennsteigradwegs schon geschafft hätte.
Aber ich musste noch 20 Kilometer weiter, was eben zur Folge hat, dass ich morgen weniger als die Hälfte des Radwegs fahren konnte. Nur noch ca. 80 Kilometer standen morgen an. Heute waren eben die 120 geplant. 200 Kilometer ist der Rennsteig-Radweg ca. lang.
Ein besonderes Highlight war dann noch der Bahnhof Rennsteig. Dieser befindet sich hinter dem Örtchen Allzunah. Hier befanden sich viele ganz alte Züge. Für mich als Bahn-Liebhaber ist das immer ein Augenschmaus.
Der Bahnhof gehört zu Schmiedefeld am Rennsteig, liegt aber idyllisch etwas außerhalb mitten im Wald. Er wurde von 1998 bis 2014 gar nicht angefahren im regulären Betrieb. Es gab nur Nostalgiefahrten. Seit 2014 ist er wieder in kleinem Ausmaß in Betrieb und ist mit Ilmenau verbunden.
Naja, jedenfalls waren es dann noch ca. 17 Kilometer zu fahren bis Oberhof. 8 Kilometer davon ging es nochmal richtig bergauf. Dann war man am höchsten Punkt des Rennsteig-Radwegs in Schmücke.
Schmücke ist sehr klein. Dort befindet sich jedenfalls nur ein kleines Waldhotel. Man hat eine schöne und weiter Aussicht. Etwas weiter oberhalb ist noch eine Wetterstation, die soweit ich gesehen hatte, von der Bundesrepublik selbst betrieben wird.
Jedenfalls war ich jetzt ganz oben. Es konnte nur noch bergab gehen, was natürlich schön ist. Viele Höhenmeter waren schon geschafft.
Schmücke befindet sich 916 Meter über Normalnull. Also schon ein ganz schönes Stück. Ein kleines Gebirge haben sie hier in Thüringen. Ich sage es nochmal: Ja, das sind die Thüringer Alpen!
Nun war es zwar dunkel, aber es ging nur noch bergab. Aufpassen war aber angesagt. Denn auf dem Weg begegneten mir einmal ein paar Rehe. Die waren aber sehr scheu und hauten ab als sie mein Licht sahen.
Ich kam dann an in Oberhof, sehr spät, so um 22 Uhr. Im Hotel hatte ich angerufen, so dass mein Schlüssel hinterlegt war (danke dafür, liebes Hotel!).
Ich war irgendwie glücklich, auch wenn es so lange gedauert hat. Die Landschaft ist hier wirklich beeindruckend. Man ist fernab von viel Verkehr auf dem Rennsteig. Auch wenn man hin und wieder auf Straßen fährt.
Morgen wollte ich dann die letzten nunmehr 80 Kilometer noch bis Eisenach-Hörschel schaffen!