Auf diese Radtour habe ich mich lange gefreut. Endlich konnte ich den Rheinradweg vervollständigen und den Rheinradweg Schweiz fahren. Der Startpunkt ist hier in dem kleinen Dorf Andermatt. Ziel ist in Schaffhausen. Über die Alpen, Chur und am Bodensee würden es ca. 300 Kilometer zu radeln sein.
Die restliche und damit komplette Strecke von Schaffhausen bis nach Hoek van Holland hatte ich in verschiedenen Abschnitten seit 2017 schon geschafft. Nur der Schweizer Teil am jungen Rhein war mir bisher verschlossen gewesen. Mit dem Zug fuhr ich tief in die Alpen.
Der Startpunkt Andermatt ist mit dem Zug gar nicht so einfach zu erreichen. Der Zug hatte auch etwas Verspätung, so dass ich am Vortag in Göschenen eine Bahn verpasste. Vom Göschenen hatte ich bis Andermatt schließlich einen kleinen Anstieg zu schaffen. Oben angekommen hatte ich mir ein leckeres Essen aber auch verdient.
Das Alpendorf Andermatt ist klein, aber wie viele Alpendörfer ziemlich süß. Man kann hier im Winter auch skifahren, wandern und natürlich radfahren.
Auf der Gemarkung des Dorfs hoch in den Alpen ist die Rheinquelle. Diese erreicht man nicht mit dem Fahrrad, aber man kommt auf dem Oberalppass ganz in seine Nähe.
Beginn des Rheinradweg Schweiz: Von Andermatt nach Ilanz
Von Andermatt über den Oberalppass nach Tavetsch
Ich hatte echt wunderschönes Wetter heute. Das war auch gut, denn ich hatte erstmal 610 Höhenmeter innerhalb von 10 Kilometern zu überwinden. Das ist übrigens der einzige derartige Anstieg auf dem kompletten Rheinradweg.
Da ich mit Gravelbike unterwegs war, fiel mir der Anstieg aber gar nicht so schwer und machte Spaß. Die Aussicht sorgte nur manchmal dafür, dass ich abstieg und ein Foto machte. Die war atemberaubend und außerdem gab es Kühe als gutes Fotomotiv.
Auf dem wenig befahrenen Pass waren heute außer mir auch die verschiedensten Radfahrer unterwegs. Vor allem E-Biker und Rennradfahrer sieht man.
Am Oberalppass angekommen machte ich erstmal eine Mini-Pause. Der Himmel strahlte blau und spannend fand ich den dortigen Leuchtturm. Ich war ja auf meinen Radtouren seit 2016 schon 2x in Hoek van Holland in der Niederlande.
Dort befindet sich natürlich auch ein Leuchtturm, um Schiffe zu informieren. In Andrrmatt hier am Oberalppass gibt es tatsächlich auch einen Leuchturmwärter (als Ehrenamt). Der einzige überhaupt in der Schweiz. Erst seit 10 Jahren (2010) ist der Leuchtturm hier oben.
Am Oberalppass kann man zwar auch einkehren, aber ich wollte weiter und hatte ja auch eine schöne Abfahrt vor mir: Jetzt ging es den Berg hinunter bis nach Tavetsch.
Allerdings war die Abfahrt ziemlich windig, so dass ich vorsichtig fuhr. Meine Abfahrkünste hätten nie für die Tour de France gereicht! Was aber auch vollkommen egal war, da ich erstens kein Profirennfahrer bin und zweitens in der Schweiz und gar nicht in Frankreich!
Jedenfalls hatte man auf der Abfahrt eine tolle weite Aussicht. Einziger Wermutstropfen: Man muss sie sich mit dem Autoverkehr und mit Motorradfahrern teilen, was das ganze nicht unbedingt sicherer macht.
Bei meinem vorsichtigen Abfahren hatte ich jedoch wenig zu befürchten. Ich kam heile unten an.
Und „unten“ heißt in dem Fall: Über Sedrun geht es ins Dorf Tavetsch.
Von Tavetsch nach Disentis/Muster
Von Tavetsch nach Disentis/Muster fährt man noch weiter auf der Straße. Zwar war die trotz des heißen Wetters heute nicht allzu befahren. Doch ich freute mich schon auf richtige Radwege.
Wer eher der Familienradfahrer ist oder nicht so auf Alpen-Höhenmeter steht, der starte am besten erst in Disentis/Muster. Erst hier kommt man auch wirklich zum Fluss. Zuvor ist der Rhein ein Stück Weg von der Straße und man sieht ihn nicht.
In Disentis/Muster sieht man keine typisch schweizerdeutschen Straßennamen. Hier ist die traditionelle Hauptsprache rätoromanisch. Es erscheint einem am Anfang wie italienisch mit den ganzen „Via“-Straßennamen. Doch das ist hier nicht die italienische Schweiz!
Spannend jedenfalls. Rätoromanisch ist quasi die vierte Sprache der Schweiz und wird nur noch von einer Minderheit gesprochen.
Von Disentis/Muster nach Ilanz
Nach Disentis/Muster war der Radweg aufgrund einer Umleitung nicht so toll ausgeschrieben. Nach einer kurzen Orientierungsphase fand ich mich aber dann doch zurecht. Über einen kleinen Trial kam ich wieder zum Hauptweg am Rhein.
Der Weg ist ab jetzt geschottert und führt einen jetzt viel Näher am Flusslauf vorbei. Man muss allerdings noch mal auf eine Anhöhe, von der man aus den Fluss aber auch teilweise sehen kann.
Der Radweg hat jetzt zum Teil etwas Gravelartiges. Man hat groben Schotter zu absolvieren.
Und immer wieder sieht man den jungen Rhein, der durch seine helle Farbe noch viel mehr den Charakter eines Gebirgsflusses hat. Hier kann man auch ohne große Strömung in den Fluss springen, was ich auch einige Menschen tun sah.
Über Truns geht es nun noch einige Kilometer auf diesem Schotter-Flussradweg weiter, ehe man in Ilanz landet. Das Schöne ist aber auch der hohe Anteil an Wald, den man auf dem Radweg, die ganze Zeit um sich herum hat.
Kurz vor Ilanz begann nun das, was die dunklen Wolken in der Ferne schon eine Weile angedeutet hatten: Es begann zu regnen. Vor Ilanz stellte ich mich noch etwas unter, aber begann dann in die Stadt zu fahren.
Ilanz ist nämlich die erste Stadt, die man von Andermatt aus am jungen Rhein erreicht. So vermarktet sie sich auch, mit dem Leitspruch: „Die erste Stadt am Rhein.“
Von Ilanz nach Chur
Von Ilanz nach Valendas
Durch Ilanz fährt man direkt auf der Hauptstraße durch. Man sieht den Stadtkern und das Rathaus.
Anschließend hat man ein weiteres Stück Hauptstraße vor sich, um die Stadt wieder zu verlassen. Man bleibt jetzt auf der Straße. Das nächste Ziel ist Valendas und es geht jetzt wieder einige Höhenmeter hinauf.
Die Gegend hier kenne ich etwas vom Skifahren. Das Skigebiet um Laax und Falera ist nicht weit entfernt von Valendas. Jedoch nahm ich es nicht wahr. Zum einen wegen des Anstiegs, auf den ich mich konzentrieren musste. Zu anderen regnete es heftig und die Regentropfen schlugen mir nur so ins Gesicht.
Es folgt nun ein weiterer Anstieg.
Das war also ein echt anstrengendes Stück Rheinradweg. Zumal man hier bei Regen noch mit dem Verkehr kämpfen muss. Der nervt einfach. Schade, dass es hier keinen eigenen Radweg gibt.
Nach dem Scheitelpunkt zwischen Valendas und Versam hat man dann etwas Entlastung. Die schwierigsten Höhenmeter des Rheinradwegs hat man geschafft und jetzt folgt erstmal etwas Abfahrt.
Versam hat nun noch die Kuriosität: Es gibt hier ein Museum für historische Telefonzentralen.
Man gelangt nun gleich zu einem der faszinierendsten Stücke des Rheinradwegs. Ich hätte nicht gedacht, das mich hier so etwas erwartet. Zudem hatte es aufgehört zu regnen, was mir auch etwas Zeit ließ, das ganze zu beobachten: Man fährt entlang der Rheinschlucht.
Von Valendas nach Chur
Die Fahrt auf der Rheinschlucht ist zudem abenteuerlich: Man muss sich auf zumindest für Autos engen Wegen den Platz mit diesen Teilen.
Dazu fährt man durch einige Tunnels, die in den Fels geschlagen wurden. Man muss hier vorsichtig fahren, da es leicht bergab geht und teilweise etwas unübersichtlich ist. Die Mauer, die einen vorm Abgrund schützt, ist etwas zu tief – wie ich finde.
Dafür wird man mit einer spektakulären Aussicht belohnt. Von oben sieht weit und tief in die Rheinschlucht. Um diese zu betrachten, muss man jedoch schon absteigen und etwas aus dem Weg gehen. Es lohnt sich jedenfalls sehr.
Nach dem Weg oberhalb der Rheinschlucht fährt man wieder ins Tal und befindet sich nun direkt am Rhein. Bonaduz heißt der nächste Ort. Dort ging ich erst einmal in Ruhe ein bisschen etwas einkaufen für die nächsten Tage. Das Wochenende stand unmittelbar bevor und ich wollte genug dabei haben.
Jetzt wird der Radweg einfach und flach: Ein richtiger Flussradweg. Das alpin zu fahrende Gebiet verlässt man jetzt ein Stück weit.
Über Reichenau und Domat/Ems geht es jetzt nach Chur. Der letzte Abschnitt ist an der Bahnlinie entlang, bevor man so richtig in die Stadt kommt.
Das fühlt sich jetzt so richtig nach Stadt an. Durch die Innenstadt Churs fährt man eigentlich großflächig vorbei an der Stadt. Da ich aber dort ins Hotel wollte, besuchte ich die Innenstadt ebenfalls.
Chur hat eine schöne Fußgängerzone und ist im Inneren recht schön. Im Hintergrund blitzen die Berge hervor. Das mag ich, etwas erinnert es mich an Innsbruck.
Ich schlenderte nach meinem Ankommen im Hotel noch etwas durch die Stadt. Gleich um die Ecke meines Hotels befand sich ein sehr interessantes Restaurant. Dort bestellte ich Maluns, ein Gericht mit zerriebenen Kartoffeln und mit Käse. Das war echt mega-genial!
Am nächsten Tag sollte es schließlich weitergehen: Am Alpenrhein entlang über Vaduz (ein kleiner Abstecher) bis nach Lustenau, was in Österreich und fast am Bodensee liegt. Die 2. Etappe sollte von der Topografie her deutlich einfacher werden als die erste.
Hallo! Elisabeth und ich sind 2011 den Rhein vom Oberalbpass bis Bonn gefolgt. Wenn ich die Bilder so sehe, dann werden Erinnerungen gegenwärtig. Wir sind damals mit der Zahnradbahn hochgefahren und bergab entlang der Straße. Es gibt auch einen Radweg, der parallel zur Straße verläuft. Vielen Dank für die toll aufbereitete Geschichte.
Hallo Gerhard,
super, danke für deinen kurzen Einblick. Die Zahnradbahn kenne ich natürlich nicht, weil ich mit dem Rad hochgefahren bin (ist auch ein leichtes Gravelbike).
Aber beim nächsten Mal vielleicht, mal schaun!
Sehr gerne und die Kette rechts,
Markus
(RadtourenChecker)