Die zweite Etappe des Rheinradwegs in der Schweiz ist auch spannend. Sie hat einen komplett anderen Charakter als die alpine erste Etappe. Der Rhein macht in Chur einen Schlenker und fließt nicht mehr nach Osten, sondern nach Norden.
Zu großen Teilen ist sie flach und einfach zu fahren. Es gibt nur hinter Landquart und nach Buchs einen Abstecher über die Weinberge – ein schöner Abstecher, der einem einen schönen Blick bietet.
Mein Ziel Lustenau gehört schon zu Vorarlberg und damit zu Österreich. Jedoch befindet sich der Radweg, den ich an diesem Tag entlang des Rheins fahre, größtenteils in der Schweiz.
Ich schaute noch etwas in Chur herum. Trotz des trüben Wetters und Corona war die Stadt schon belebt. Es war dort auch gerade Markt. Sie hat einen schönen Charakter und man fühlt sich im Schatten der Berge wirklich heimelig und wohl.
Rheinradweg Schweiz: Von Chur nach Vaduz (LI)
Von Chur nach Malans
An diesem Tag war das Wetter wieder etwas neblig und die Wolken hingen tief in den Alpen. Das sah wirklich atemberaubend aus. Man startet erstmal auf Wirtschaftswegen, nachdem man die Wohngebiete Churs verlassen hat. Man hat lange noch den Blick auf die Alpen.
Nun fährt man ein Stück entlang der Straße, aber man hat einen schön asphaltierten Radweg. Es geht in Richtung Landquart und eigentlich sieht das ganze von der Beschilderung her unproblematisch aus.
Nachdem ich eine Weile geradeaus gefahren war und an einem Autobahn-Parkplatz in Landquart angekommen war, stellte ich fest, dass mir hier die Rheinradweg-Schilder komplett fehlten. Ich hätte also längst abbiegen sollen, ich war zu weit gefahren.
Also nochmal zurück, und an dem Ort wo es nach rechts ging, war tatsächlich kein Schild. Ich sollte jetzt etwas ab vom Rhein in die Weinberge fahren. Erst ging es nach Igis, dann hinter Landquart nach Malans.
Von Malans nach Vaduz, des Hauptortes in Liechtenstein
Jedenfalls fand ich mich dann schließlich zurecht. Jetzt in Ignis war der Rheinradweg wieder korrekt beschildert. Aber wenn nur ein Wegweiser fehlt, dann geht es schon schief. Das zeigt, dass auch im digitalen Zeitalter eine analoge Beschilderung möglichst lückenlos sein muss.
In Ignis geht es kurz durch den Ort und durchs Wohngebiet, bevor man wieder auf einen Wirtschaftsweg gelangt. Von Weitem sah ich ein Schloss, die schien aber privat zu sein. Das kann man offensichtlich nicht besuchen. Es heißt Schloss Marschlins.
Über den Fluss Landquart geht es weiter und anschließend dann auch bald bergauf, um nach Malans, Maienfeld und schließlich auch nach Fläsch zu kommen.
Inzwischen hatte es zu regnen angefangen, was das ganze nicht einfacher machte. Eigentlich bin ich auf Regen immer ganz gut vorbereitet, aber was mich nervt, ist, dass ich dann nicht so gut filmen und fotografieren kann.
Jedenfalls fuhr ich durch diese schönen Weindörfer durch, kam nach Fläsch, verfuhr mich etwas in den Gassen, wusste aber, dass ich jetzt wieder herunterkommen musste: Bis zum Alpenrhein, wie er hier so schön heißt.
Man hat hier einen megaguten Ausblick auf die Berge und einen weiten Blick auf den Rhein. Mein nächstes Ziel war dann einmal kurz die Rheinseite zu wechseln und Vaduz zu besuchen. Das ist die Hauptstadt von Liechtenstein – und in Liechtenstein (was ein eigenes Land ist) war ich zuvor noch nie gewesen!
Rheinradweg Schweiz: Von Vaduz (LI) nach Lustenau (AT)
Von Vaduz nach Buchs
Vaduz, die Hauptstadt von Liechtenstein, ist sowohl einzigartig wie auch eigenartig. Eine Hauptstadt mit nur 5.000 Einwohner ist wirklich etwas Seltenes. Innerhalb von einer Fußgängerzone befinden sich praktisch alle wichtigen politischen Institutionen Liechtensteins. Dazu gibt es sogar ein Kunstmuseum.
Schon oft bin ich dort an der Schweizer Autobahn entlang gefahren, aber noch nie war ich direkt in Liechtenstein. Ein so kleines Land mit nicht einmal 40.000 Einwohnern muss man ja erst einmal treffen (Zum Vergleich: Meine Heimatstadt Tübingen hat um die 90.000 Einwohner).
Es regnete als ich in Vaduz war. Trotzdem war es interessant. Vaduz kommt mir sehr modern vor. Ich habe ja keine Ahnung von Architektur, aber das sah mir sehr aufgeräumt und stylisch vor.
Vor dem Rathaus war so ein „Beach Club“ oder sowas aufgebaut. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich mir so etwas nicht vorgestellt. Ich hatte eher archaische Vorstellungen von Liechtenstein und Vaduz.
Ich bin also die Rheingrenze auf der Alten Rheinbrücke wieder hinüber und hatte jetzt noch um die 50 Kilometer bis Lustenau (AT) vor mir. Der Regen ließ jetzt langsam nach.
Wenn man so am jungen Rhein entlang fährt, erblickt man noch das Fussballstadion in Vaduz, das Rheinpark Stadion. Dort werden die Heimspiele Liechtensteins ausgetragen. Liechtenstein war noch nie Fussball-Weltmeister! Das liegt auch daran, dass sie sich noch nie qualifizierten und eher immer so 0:8 verlieren.
Nach diesem Ausflug nach Vaduz geht es nach Buchs (wieder in der Schweiz). Nach dem Bahnhof, fährt man erstmal weg vom Rhein. Ich verfuhr mich sofort, fand den Weg aber bald wieder.
Über einfach zu fahrende Wirtschaftswege hat man jetzt einen tollen Blick auf die Alpenlandschaft.
Von Buchs nach Lustenau (Österreich)
Schön war, dass das Wetter nun wieder aufhellte. Der Regen und die Wolken ließen langsam nach. Das motivierte mich sehr. Dazu macht die Landschaft hier einfach Spaß.
Fernab des Rheins folgten noch die Orte Grabs, Frümsen und Dornen (wirklich kleine Orte) bevor man bei Sennwald wieder an den Rhein gelangt. Jetzt waren nochmals 28 Kilometer Alpenrhein zu fahren, bevor zwischen St. Margrethen und Lustenau der Rhein in den Bodensee fließt. Das spannende Rheindelta würde ich aber erst morgen besuchen.
Auf dem Wegweiser war jetzt mein Ziel St. Margrethen, obwohl ich nach Lustenau wollte. Das ist auf der anderen Seite des Rheins in Österreich.
Es passierte jetzt nichts mehr Spektakuläres, außer dass ich eine Landesgrenze überqueren musste (um sie am nächsten Tag gleich wieder zu überqueren.
Hier fährt übrigens auch ein Touristen-„Bähnle“, dessen Schienen ich auch sah. Direkt entlang des Radwegs und des Rheins führt er lang. Allerdings sah ich ihn nicht an diesem Tag. Wahrscheinlich war er wegen Corona noch nicht freigegeben. Da scheint es ja auch recht eng zu sein.
Von Lustenau selbst sah ich nicht so viel außer das Wohngebiet. Am nächsten Tag aber durfte ich dann Richtung Rheindelta fahren, was auch nochmal eine besondere und spannende Landschaft ist. Mein Ziel morgen war dann Schaffhausen in der Schweiz.