Dieser Radweg ist etwas absolut einmaliges. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so von ihm geflasht gewesen wäre. Der Vennbahnradweg hat mehrere Besonderheiten:
Erstens ist er als ehemalige Bahntrasse geprägt von vielen alten Bahnhöfen und alten Loks, die überall herumstehen. Es gibt auch bei Monschau Draisinen, mit denen man auf den Gleisen fahren kann.
Zweitens ist das besondere, dass der Radweg kilometerlang ein schmaler Streifen auf belgischem Staatsgebiet ist, das von deutschem Staatsgebiet umgeben ist. Das hat den Hintergrund, dass die Bahntrasse Belgien nach dem Versailler Vertrag zugesprochen wurde, während das umgebende Gebiet Deutschland blieb. Das führt dazu, dass es ein paar deutsche Exklaven gibt, die nicht mit dem übrigen Land verbunden sind.
Drittens ist der Radweg auf der Bahntrasse komplett asphaltiert und ganz gerade. Toll ist, dass er zumindest in Belgien und Deutschland mit Kilometerschildern ausgestattet ist. Auf dem letzten Stück in Luxemburg habe ich keine mehr gesehen (vielleicht übersehen)?
Der Radweg beginnt in Aachen und endet im luxemburgischen Troisvierges, was der nördlichste Ort Luxemburgs ist. Der Großteil des Radwegs führt aber über Belgien.
Ich bin den Radweg an einem Stück durchgefahren und dann mit dem Zug in die Hauptstadt Luxemburgs, nach Luxemburg, gefahren. Der Zug in Luxemburg ist komplett kostenlos.
An dem Tag als ich fuhr, regnete es zwischendurch, aber der Start und das Ende war dann wieder im Trockenen. Am Anfang in Deutschland oder grenznah war noch recht viel los, das wurde dann immer dünner und ich begegnete kaum noch Menschen und Radfahrern.
Von Aachen nach Monschau
Start ist in Aachen. Dort muss man erstmal den Eingang zum Radweg finden. Am besten, man startet am Bahnhof. Dort ist der Radweg zwar noch nicht ausgeschildert, aber man muss einfach einmal über die Straße und dort gibt es schließlich eine Beschilderung.
Erstmal fährt man noch etwas ungemütlich durch die Stadt, aber nur etwas. Ein paar Einheimische erkannten mich suchend nach Schildern und wussten gleich, dass ich den Vennbahnradweg fahren würde.
Schließlich kommt man an einer Burg vorbei, der Burg Frankenberg, die sich in einem Park befindet. An einer Schule vorbei, geht es dann etwas ruhiger nach Aachen, Rothe Erde. Endlich ist man auch kurz auf der alten Bahntrasse und fährt dann aber bergab, um richtig in Rothe Erde zu sein.
Dort ist auch eine Bahnstation und so richtig fängt der Vennbahnradweg hier an. Ab dort ist der Radweg quasi durchgehend bis zur belgisch-luxemburgischen Grenze mit Kilometerschildern versehen. Die ersten drei hat man da schon.
Durchs Industriegebiet, aber immer auf einem guten Radweg, geht es raus aus Aachen.
Bald schon hat man einen schönen Blick ins Grüne und kann dieses von oben herab betrachten. Es wurden jetzt immer weniger urbane Radler, die diesen Radweg natürlich auch für ihre täglichen Besorgungen nutzen. Es ist ja ein sehr guter Radweg, quasi schon ein Radschnellweg.
Durch einen Ortsteil von Aachen gelangt man noch, bevor es nach Kornelimünster geht. Hier hat man schon 12 Kilometer geschafft, wie auch das Schild anzeigt. In Kornelimünster gibt es einen gemütlichen Biergarten, der sich an dem dortigen alten Bahnhof befindet.
Anschließend wird es richtig grün und man fährt vor allem an Schienen entlang, die hier noch gelegt sind. D.h. also, dass auf der Vennbahn eben nicht alle Schienen abgebaut wurden und eventuell auch reaktiviert werden könnten.
Auch in Walheim, kurz vor der belgisch-deutschen Grenze stehen noch alte Güterzüge herum. Bis dahin ist der Radweg übrigens komplett auf deutschem Grund.
Die Grenze zwischen Deutschland und Belgien bemerkte ich erst gar nicht. Man fährt nämlich nun durch Belgien, um dann eigentlich wieder nach Deutschland zu kommen. Man ist dann im belgischen Raeren, was zum deutschsprachigen Teil des Landes gehört.
Den Ort selbst sieht man nicht, dafür aber die schöne Bahnanlage. Dort gibt es einen Biergarten und man kann sogar auf einem alten Bahnwagon speisen und trinken. Das ist richtig cool. Raeren ist nach ca. 22 Kilometern so das erste Highlight auf dem Radweg.
Kurz vor Roetgen ist man auf dem Radweg auf belgischem Grund und rechts und links ist Deutschland.
Das kapierte ich in dem Moment aber überhaupt nicht. Ich legte schließlich eine Pause ein und aß ein paar leckere Pommes. Das waren dann belgische Pommes, da ich sie auch auf belgischem Grund aß. Allerdings können hier auch alle deutsch, es ist ja sowieso das deutsche Gebiet Belgiens.
Schon über 30 Kilometer hat man in Roetgen geschafft. Man verlässt den Ort wieder und bleibt auf belgischem Grund, umgeben von Deutschland. Es folgt Lammersdorf.
Auch hier wie auf dem ganzen Radweg sind die alten Bahnhöfe entweder kleine Holzhütten oder Blechhütten, die mit einem Schild versehen sind. Dort kann man sich ausruhen und wäre auch vor Regen geschützt.
Kurz vor Konzen streift man dann kurz die Landstraße, das ist mal ein seltener Punkt, wo man kurz auf den Verkehr aufpassen muss. Aber eben nur beim Überqueren der Straße.
Nach Konzen folgt dann Monschau, das auch wieder mit einem Bahnhof versehen ist. Allerdings sieht man von Monschau selbst recht wenig, man befindet sich nördlich des Ortes auf der alten Bahntrasse.
Von Monschau nach Sankt Vith
In Monschau spürte man schon, dass das Wetter immer trüber wurde. Aber es regnete noch nicht. Weiter geht es durch sehr grünes Gebiet. Hinter Monschau findet man das 50-Kilometer-Schild. Es ist echt unglaublich: Jeder Kilometer ist ausgeschrieben.
Nächstes Highlight nach Mützenich ist das Kloster Reichenstein, von dem ich aber nur den vorgelagerten See sah. Man blickt auf diesen hoch oben vom Radweg hinunter.
Hier ist auch die Rur mit dem Rurradweg (bitte ohne „h“) nicht weit weg. Kalterherberg folgt nun, ab dort kann man mit der Draisine auf Schienen fahren. „Hohes Venn Railbike“ nennt sich das ganze. Heute war aber nichts los. Ob wegen des Wetters oder Corona: Wahrscheinlich eine Kombination aus beidem.
Nach Kalterherberg ist man nun praktisch komplett in Belgien. Man fährt nun immer an Schienen entlang, Teile davon sind wohl mit der Draisine befahrbar.
Jetzt aber fing es an zu regnen, und zwar recht heftig. Ich kämpfte mich durch den Regen und in Sourbrodt, dem nächsten Ort, hatte es wieder aufgehört.
Der Ort ist klein, hat aber ein beeindruckendes, großes Bahnhofsgebäude. 63 Kilometer hat man hier schon absolviert.
Über den nassen Radweg, an viel grün vorbei, geht es an Weywertz vorbei. Die Bahnhöfe in Belgien sind nicht aus Holz, sondern aus Stein, wie der aus Faymonville. Ich wollte jetzt Kilometer machen. Mehr als die Hälfte hatte ich schon, aber es war durchaus noch ein Stück bis nach Luxemburg.
Waimes folgt und hat einen schönen Platz, an dem man sich ausruhen kann. Hier gibt es auch Schilder, die die Historie des Bahnhofs und der Bahnstrecke erklären. Sehr schön!
Nach Waimes geht es nochmal mehr bergab. Der Vennbahnradweg ist ja von Aachen aus sowieso leicht abfallend, aber gefühlt war es ab dort etwas mehr.
Das Wetter war noch trüb und die Straße nass, aber es regnete nun nicht mehr und sollte später noch aufhellen.
Jetzt man nur noch grün und kaum mehr Dörfer, wahrscheinlich ist das nun der schönste und ruhigste Abschnitt des Vennbahnradwegs.
Ein kleiner Ort ist noch Montenau. Vor Born ist dann das Highlight eine große Bogenbrücke, die mir brach zu liegen scheint. Wahrscheinlich ist die Eisenbahn früher hier darüber gefahren.
Jetzt geht es schnurstracks auf St. Vith zu. Man ist hinter Kilometer 90 und hat also nur noch etwas mehr als 30 vor sich. Der Radweg führt auch nicht ganz durch St. Vith durch. Ich bog hier ab, um einmal in den Genuss eines belgischen Supermarkts zu kommen. Diese Zeit hatte ich noch.
St. Vith ist einer der größeren Orte hier, aber so richtig ist mir hier nichts aufgefallen, was ich beschreiben könnte. Nur, dass eine ältere Frau mich auf Deutsch ansprach. Die Region ist also auch Teil der deutschen Region Belgiens. Ins belgische Belgien kommt man also auf anderen Radwegen!
Von Sankt Vith bis Troisvierges (LUX)
Der letzte Abschnitt stand an. Etwas sieht man beim Hinausfahren der Stadt doch noch von St. Vith. Aber nur ein bisschen etwas.
Man kommt nach Neidingen. Hier las ich mir mal die Historie durch. Die Eisenbahn war hier durchaus einmal umstritten in diesem ruhigen Dorf. Es gab aber dann einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Inzwischen ist es hier wieder sehr ruhig. Nach Neidingen wird es recht idyllisch. Es geht jetzt sogar durch den Wald und man fährt unter vielen Brücken durch. Dazu machen Flüsse, die man auch wiederum mit Brücken überquert, den Radweg besonders schön.
Mitten in der Natur liegt dann der alte Bahnhof Lommersweiler, der natürlich heute keiner mehr ist, sondern eine Raststätte für Radler.
Kurz darauf erreicht man schließlich – mitten im Nichts – das 100-Kilometer-Schild, das war dann etwas Besonderes.
Hinter Lommersweiler kreuzen sich schließlich zwei Radwege. Eigentlich wäre es sogar intuitiv geradeaus zu fahren. Doch dort fährt man nach Prüm. Das liegt in Rheinland-Pfalz in Deutschland. 28 Kilometer wären das noch dorthin auf dem Eifel-Ardennen-Radweg.
Interessanterweise war ich gerade erst gestern in Prüm gewesen, da ich die Drei-Länder-Route von Aachen nach Trier gefahren bin.
Doch es geht eben nicht geradeaus, sondern rechts den Berg hinunter. Nach Troisvierges sind es noch 26 Kilometer laut Schild.
Entlang der Our fährt man bergab, durch den Wald und man begegnet einer alten Eisenbahnbrücke, die aber schon zerstört ist. Erstaunlicherweise, ich war ganz überrascht, ist man für ein Dorf dann plötzlich wieder in Deutschland.
Hemmeres heißt das landwirtschaftlich geprägte Dorf. Kurz darauf – nach einer kurzen Schotterpassage – passiert man aber auf dem Vennbahnweg wieder die Grenze. Über den Fluss Our geht es wieder nach Belgien und da bleibt man nun auch.
Das Wetter war jetzt wieder top. Der Regen hatte sich komplett verzogen. Wunderschönes Sonnenwetter hatte ich jetzt.
Ab Auel musste ich dann einen kurzen Umweg fahren, so dass ich die Originalroute von dort aus nicht kenne. Hinter Steffeshausen führt alles wieder zusammen.
Den alten Bahnhof von Reuland hatte ich dann aber verpasst, obwohl ich nur hätte um die Ecke fahren müssen, aber er lag auf der Umleitung eben knapp nicht auf dem Weg.
Kilometer 106 war nun angezeigt. Der Vennbahnradweg wurde jetzt nochmal richtig idyllisch und schön. Man befindet sich etwas oberhalb und beispielsweise einen super Ausblick auf Burg Reuland. Es geht weiter nach Oudler, wo man auch darüberschauen kann. Das ist dann bei Kilometer 111.
Viel fährt man durch Waldgebiet und es ist hier wunderschön grün. Dazu diese Ruhe, eine echt wunderschöne Gegend und ganz anders als der urbane Beginn des Vennbahnradwegs.
Schön schaut auch der Lengeler Bahnhof aus bei Kilometer 114. Ein massives Gebäude, was auch gekennzeichnet ist. Lengeler selbst sieht man dann wieder nur von oben.
Kurz vor der belgisch-luxemburgischen Grenze war der Vennbahnradweg dann gesperrt. Ich war zuerst sehr verwundert. Doch das liegt wohl daran, dass sich in den dortigen Tunneln Fledermäuse angesiedelt haben. Kein Weiterkommen ist hier möglich.
Da ich nicht mehr viel Zeit hatte, war ich etwas im Stress und jetzt ging es noch bergauf. Aber ok, das würde ich auch noch schaffen.
Vor lauter fahren, fahren übersah ich schon wieder eine Grenze, also die zwischen Belgien und Luxemburg, die ich oberhalb der eigentlichen Vennbahn passierte.
Knauf, schon Teil von Troisvierges, erreicht man sogleich. Dort gibt es wieder einen schönen Rastplatz. Dort war dann der Anstieg vorbei und es ging nur noch bergab. Das kleine Knauf ist dann auch die erste Siedlung, die man in Luxemburg erreicht.
Auf schönem Asphaltweg geht es jetzt schlicht nur noch bergab. In Luxemburg fand ich dann keine Beschilderung der Kilometer mehr vor. Die Schilder sehen hier wieder wie in Deutschland aus. Grüne Schrift auf weißem Grund. Das ist ganz interessant.
In Belgien dagegen sah man blaue oder gelbe RAVeL-Schilder.
Jedenfalls ist hier alles grün und bewaldet. Man fährt kurz vor Troisvierge direkt neben einer Bahnstrecke. Spannend war auch kurz vor dem Ort der Hinweis auf einen Fluchthelfer, Aloyse Kremer, der Flüchtlingen half ins teils damals noch sichere Belgien vor den Nazis zu flüchten. Leider wurde er mit 21 von den Nazis ermordet (1945, wie tragisch!).
Nachdem ich dieses historische Schild gesehen hatte, ging es über eine Brücke über einen Bach. Ab dann hat man freie Fahrt nach Troisvierge.
Unten begrüßte mich gleich der Bahnhof. Geschafft! Viel los war hier nicht. Der Zug sollte mich jetzt wieder in den Süden nach Luxemburg bringen. Erstaunlich ist, dass man in Luxemburg kein Ticket mehr lösen muss, sofern man 2. Klasse fährt.
Ich war sehr zufrieden, diesen spannenden Radweg gefahren zu sein. Wenn man sich für die Bahn interessiert, lohnt es sich richtig. Am besten man nimmt sich aber zwei oder drei Tage dafür.