Der Zick-Zack-Radweg in Zehlendorf – Ein Social-Media-Drama

Für ziemliches Aufsehen in den sozialen Medien hat der sogenannte Zick-Zack-Radweg in Berlin geführt. Auch ich habe über ihn in Facebook erfahren. Da ich dort in diversen Fahrradgruppen bin.

Dieser Radweg wurde in der Leo-Baeck-Straße in Berlin-Zehlendorf Anfang August aufgemalt. Ich habe ihn kurz vor seiner Entfernung noch besuchen können.

Zufällig war ich ja sowieso in Berlin, da ich den Berlin-Hamburg-Fernradweg fahren wollte. Was ich auch anschließend tat.

Aber ich konnte es mir nicht nehmen lassen, einen kleinen Abstecher zu machen – und den Zick-Zack-Radweg in Zehlendorf nochmal – kurz vor seiner endgültigen Zerstörung – zu besuchen!

Zick-Zack-Radweg Berlin Leo-Baeck-Straße Zehlendorf
Der Zick-Zack-Radweg in Berlin in der Leo-Baeck-Straße in Zehlendorf.

Was hat(te) es mit dem Zick-Zack-Radweg in Berlin auf sich?

Der Zick-Zack-Radweg ist wohl eher ein Zufallsprodukt gewesen. Der Radweg wurde eben auf einem Gehweg angelegt, um Radfahrer und Fußgänger zu trennen.

Auf der gegenüberliegenden Seite in der Leo-Baeck-Straße ist das auch gelungen. Eine durchgezogene Linie zeigt den Radweg an.

Allerdings frage ich mich auch, warum man hier wertvollen Fußgänger-Weg für Fahrradweg benutzt. Hier in dieser ruhigen Gegend könnte man, denke ich, mit dem Fahrrad auch gut auf der Straße fahren.

Die Frage ist auch, warum man nicht auf der Straße vielleicht eine Linie gezogen hat (was anscheinend in einer 30er-Zone nicht geht). Für Fahrradfahrer ist ein Radweg auf der Straße in vielen Fällen nicht unsicherer. Das gilt im Besonderen, wenn die Straße wenig befahren ist und sehr ruhig ist. So ist es jedenfalls hier der Fall.

Radfahrer werden auf der Straße gesehen, was schließlich Abbiegeunfälle reduziert.

Fahrrad Berlin Zick-Zack-Radweg Berlin-Zehlendorf Leo-Baeck-Straße
Mein Fahrrad und ich vor Berlins berühmtestem Fahrradweg (zumindest für den August 2018).

Naja, jedenfalls hat die Stadtverwaltung im Bezirk Steglitz-Zehlendorf da wohl anders gedacht. Jedenfalls war auf beiden Bürgersteigen jetzt eine Linie angelegt.

Im Gegensatz zum gegenüberliegenden Bürgersteig, gibt es auf dem Bürgersteig mit Zick-Zack-Radweg Bäume. Die Firma hatte jetzt wohl die grandiose Idee, dass man eben die Bäume irgendwie umfahren könnte.

Wenn man ganz genau ist, weiß man aber bis heute eigentlich nicht, was jetzt eigentlich die Idee der Firma war. Vielleicht wollten sie für die Fußgänger noch maximal viel Platz lassen, während ja an den meisten Stellen wirklich wenig Platz für Fußgänger ist und man bis an den Büsche vorbeiläuft.

Das ganze hat jedoch den Effekt, dass man sowohl als Fußgänger als auch als Radfahrer im Prinzip Zickzack laufen oder fahren muss.

Da das ganze sowieso so eng ist, führt das ohnehin dazu, dass sich niemand an die Markierung hält. Sie ist also komplett sinnl0s in der Praxis.

Zudem ist der Radweg wirklich schmal. Man kann zwar in weiten Bögen Zick-Zack fahren. Jedoch ist das wirklich nicht so richtig intuitiv.

„Kommunikationsprobleme“ (Quelle: RBB24, nicht mehr abrufbar) wurden dafür verantwortlich gemacht. Allerdings gibt es bis heute kein offizielles Statement der Baufirma zu dem Radweg. Seltsam.

Der Zick-Zack-Radweg als Social-Media-Phänomen und auf Google Maps

Diese Sinnlosigkeit des Radwegs war aber gleichzeitig seine Berühmtheit. Der Radweg wurde im August 2018 sehr schnell im Netz bekannt.

Da ich selbst in verschiedenen Fahrrad-Gruppen in Facebook bin, so habe ich schnell davon mitbekommen. So beschloss ich selbst dorthin zu fahren, wenn ich im August sowieso in Berlin wäre.

Es gab Biker, die dort besondere Stunts hingelegt haben so wie der BMX-Biker Frank Wolf:

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Dazu wurden Anwohner befragt, die Medien stürzten sich auf den Radweg. Überregionale Medien berichteten darüber.

So befeurten sich Social-Media-Beiträge und Zeitungsbeiträge gegenseitig. So wie das eben so ist mit der neuen Medienwelt. Sogar international wurde der Radweg bekannt!

Und die Krönung war, dass der Radweg bei Google-Maps als Sehenswürdigkeit ausgewiesen wurde.

Vielleicht würden ja die Touristen nicht nur zum Brandenburger Tor, sondern auch zum Zick-Zack-Radweg pilgern? Wahrscheinlich wäre das gar nicht so arg im Interesse der Anwohner gewesen. Aber Berlin hätte einen neuen Bezugspunkt. Und wer fährt sonst nach Zehlendorf?

Das Drama begann aber dann damit, dass der Radweg dann doch entfernt wurde. Irgendwie war er ja sinnlos, aber eben doch kultig.

Eine Sehenswürdigkeit mit einer so kurzen Lebenszeit gibt es jedenfalls nicht oft. Der Fahrradweg hätte vielleicht in 100 Jahren für die seltsame Fahrradkultur der 10er Jahre gegolten.

Damals als noch so wenige Menschen Fahrrad fuhren! Es bleibt zu hoffen, dass dann wirklich alle Menschen mit einer super Infrastruktur Radfahrer sind. Dieser Radweg wäre ein Überbleibsel aus einer längst vergangenen Zeit gewesen.

Insofern wurde hier auch eine Chance vertan. Wenn schon sinnlos, dann richtig. Schade, dass die grüne Bezirksstadträtin keinen Humor hatte und den Radweg dann doch entfernen ließ.

Zick-Zack-Radweg - Google Maps - Berlin-Zehlendorf
Der-Zick-Zack-Radweg wird in Google Maps gar als Sehenswürdigkeit ausgezeichnet!

Warum der Zick-Zack-Radweg am Ende wohl doch entfernt wurde

Maren Schellenberg von den Grünen war während der ganzen Medienanrufe wohl gar nicht soo begeistert von dem Radweg.

Wahrscheinlich vermutete sie den Shitstorm. Schade, dass sie das dann so bierernst wegmoderierte, als dass sie den Witz mit aufnahm. Meiner Ansicht nach ein Kommunikationsfehler.

Denn Fehler passieren halt – und man sollte auch, wenn sie nicht so richtig schlimm sind, darüber lachen dürfen.

Aber wahrscheinlich sind Politiker*innen heute eher von Angst getrieben. Wahrscheinlich wollen sie keine schlechter Presse.

Mir jedenfalls gefiel der Radweg, nachdem ich die erste Phase überwunden hatte und dachte: Wie sinnlos ist das eigentlich?

Er ist so absurd, dass er schon wieder Kunst ist!

Fahrrad-Wegemacher-Kunst sozusagen. Eine eigene Sparte, die man vielleicht etablieren könnte.

Doch der Zick-Zack-Radweg musste weg. Er wurde schließlich Ende August wieder weggefräst.

Sehr wahrscheinlich hat die Aufmerksamkeit in sozialen Medien und in den Zeitungen die Entfernung des Radwegs sogar noch beschleunigt.

Der Spott, der ihn berühmt machte, war auch der Grund für sein Ende. So denke ich das. Denn die Berliner Verwaltung ist leider aufgrund von Geldmangel nicht die schnellste.

Aufgrund der Medienanfragen sah man sich aber wohl dazu gezwungen, ihn endlich zu entfernen.

Schade eigentlich. Wie gewonnen, so zerronnen. Der Zick-Zack-Radweg – für kurze Zeit hat er gelebt. Im Social Media wird er bewahrt bleiben. Doch gleichzeitig war seine Aufmerksamkeit auch der Grund für seinen Untergang. Einfach ein Social-Media-Drama.

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